MARKT BANKEN IN DEN USA Im Land der grünen Möglichkeiten Für die großen deutschen Banken sind die USA als Markt seit vielen Jahren gesetzt. Die deutschen FinTechs halten sich hingegen noch zurück. Nur wenige wagten bislang den Sprung über den Atlantik. Welche Perspektiven bieten die USA unter der Administration von Joe Biden? Welche Pläne verfolgt die Branche? Schon früh haben sich die beiden deutschen FinTechs Deposit Solutions aus Hamburg und Raisin aus Berlin – zunächst unabhängig voneinander – den US- Markt angeschaut und analysiert, wie man das Angebot ihrer Zinsplattformen auf die USA übertragen kann. Gleichzeitig klopften sie das regulatorische Umfeld ab. Im September 2020 schließlich ging die Endkunden-Plattform savebetter.com mit zunächst drei Bankpartnern live. Aktiv vermarktet wird das Geschäft aber erst seit dem vergangenen Jahr. Kurz darauf, im Sommer 2021, fusionierten die beiden FinTechs zur Raisin DS GmbH. Es war der erste Zusammenschluss zweier bedeutender deutscher Start-ups aus der Finanzwelt. Bei der Bekanntgabe ihrer Verschmelzung zu Raisin DS kündigte Deposit Solutions-Chef Tim Sievers an, dass mit der Fusion ein „europäischer Champion mit globalen Ambitionen“ entstehe. Und Raisin-Mitgründer Tamaz Georgadze unterstrich: „Unsere Vision ist ein globaler Spar- und Anlagenmarkt ohne Hürden.“ Mit dem Start in den USA ist Philipp von Girsewald, CEO von Raisin DS in New York, zufrieden: „In einem Umfeld mit starkem Gegenwind ist es uns gelungen, Banken auf eine in den USA ganz neue Plattform zu holen. Und wir haben gezeigt, dass wir Retail-Kunden mit SaveBetter gewinnen können.“ Seit Frühjahr 2018 begleitete der Deutsche für Deposit Solutions den Expansionsprozess auf einem Markt, der ihm bereits bestens vertraut war. Fast 20 Jahre hatte von Girsewald (Foto) zuvor bei der Deutschen Bank gearbeitet, seit 2009 in New York. Erfahrungen aus Europa in USA umsetzen In Europa verschaffen die Zinsportale ihren Kunden über einen Online-Prozess relativ unkompliziert Zugang zu ausländischen Banken, die höher verzinste Produkte anbieten als die deutschen Institute. Auch große deutsche Häuser wie die Deutsche Bank, die Hamburger Sparkasse oder die Berliner Volksbank nutzen die Plattform, um der Einlagenflut Herr zu werden und dabei ihre Kundenverbindung zu halten. Raisin DS war zuletzt (Stand Januar 2022) in mehr als 30 Ländern aktiv. Das fusionierte Unternehmen kooperiert mit gut 400 Banken und legt auf seinen eigenen Plattformen für mehr als 750.000 Direktkunden Geld an. Das vermittelte Einlagevolumen lag Ende vergangenen Jahres bei rund 85 Mrd. €. „Aktuell haben wir sieben US-Banken bei uns als Kunden, die ihre Angebote auf der Plattform platzieren können“, sagt von Girsewald. Mit zahlreichen weiteren sei man im Gespräch. Noch seien die US-Banken wie die europäischen Institute wegen der expansiven Politik der Notenbanken recht liquide und hätten deshalb vergleichsweise wenig Depositen nachgefragt. „Doch das ändert sich jetzt. Die US-Notenbank reduziert ihre Anleihenkäufe und stellte bereits mehrere Zinserhöhungen als Antwort auf die deutlich steigende Inflation in Aussicht“, so von Girsewald. Als Folge steigt bei den Banken die Nachfrage nach Einlagen. „Für uns bietet das die Möglichkeit, das Wachstum deutlich zu beschleunigen.“ Anders als in Deutschland gebe es in den USA eine sehr starke Aktienkultur und eine 8 03 | 2022
MARKT PHILIPP VON GIRSEWALD, RAISIN DS. über Wertpapiere laufende Altersvorsorge. Im Kundenfokus hat Raisin DS vor allem die geburtenstarken Jahrgänge, die in ihren Portfolios das Risiko etwas minimieren möchten und einen längeren Anlagehorizont anstreben. Weitere Zielgruppen sind Menschen, die für ein Haus oder etwa das College sparen oder gerade eine Immobilie verkauft haben und noch nicht wissen, wie sie den Ertrag längerfristig verwenden wollen. Gestartet war Raisin DS mit Sparbüchern, es folgten Festgelder (in den USA Certificates of Deposit genannt). Anders als in Deutschland gab es in den USA schon seit den 1980er-Jahren das Konzept der Deposit Broker, die heute laut Girsewald ein 1.000 Mrd. US-$ schweres Einlagenvermittlungsgeschäft betreiben. In Deutschland hingegen gelten die 2011 (Deposit Solutions) bzw. 2013 (Raisin) gegründeten Plattformen als zwei der wenigen Geschä ftsmodelle von FinTechs, die ihren Ursprung in Deutschland haben – was an der Vorliebe der deutschen Verbraucher fü r Spareinlagen liegen dü rfte. „Neu ist vor allem die Art, wie wir das Geschäft betreiben. Unser USP ist, dass wir dem Kunden einen Einlagenmarktplatz anbieten, zu dem er nur mit einem einzigen Konto Zugang hat. Und die Banken können ihre eigenen Einlageprodukte über einen unabhängigen Vertriebskanal anbieten, und zwar deutlich kostengünstiger als sie es selbst könnten.“ Anders als Deposit Solutions mit seinem Start als B2C-Ansatz hatte Raisin in den USA ein B2B-Modell gewählt. Nach der Übernahme eines US-Spezialisten für Bankensoftware, mit denen Deposit-Spezialprodukte hergestellt werden können, war es deshalb das Ziel, möglichst viele Bankkunden zu gewinnen. Beide Bereiche laufen jetzt parallel. Ebenso wie in Deutschland gewinnt das FinTech im Rahmen von White-Label- Lösungen Kooperationspartner, die dann die Produkte auf ihrer Plattform anbieten. Sobald die Mietverträge auslaufen, wird DS zudem die beiden Standorte mit seinen 20 Beschäftigten im Financial District im Süden Manhattans zusammenlegen. 03 | 2022 9
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