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die bank 03 // 2021

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

BERUF & KARRIERE WAS VOM

BERUF & KARRIERE WAS VOM EXPERIMENT ÜBRIG BLEIBT Ein Jahr im Homeoffice Ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie sehnen sich auch bei den Banken viele Mitarbeiter ins Büro zurück. Sie vermissen den Austausch mit den Kollegen, den Klatsch in der Kaffeeküche und das gemeinsame Essen in der Kantine. Aber auf das Homeoffice wollen viele auch nicht mehr verzichten. 66 03 // 2021

BERUF & KARRIERE So hatte sich Alexander Bohrer den Einstieg bei seinem neuen Arbeitgeber nicht vorgestellt. Ende 2019 war er vom Modekonzern Esprit zur Targobank gewechselt, lernte gerade neue Kollegen, eine andere Unternehmenskultur und die Abläufe in einer Bank kennen. Und dann kam Corona und mit der Pandemie eine ungewohnte To-Do-Liste. „Wir haben allein eine Million Masken für Kunden und Mitarbeiter sowie 20 Tonnen Desinfektionsmittel eingekauft“, sagt der Personalleiter. Der Gesundheitsmanager der Bank setzte die Hygienekonzepte für Büros und Filialen um. Per Skype richtete das Institut eine Corona- Sprechstunde für die Mitarbeiter ein. Mit Kollegen, die kleine Kinder betreuen mussten, wurden flexible Arbeitszeiten vereinbart. Mitarbeiter produzierten in einem eigens eingerichteten Medienraum Webinare für die Kollegen, später schloss die Targobank eine Partnerschaft mit Linked-In Learning, einer Plattform mit Online-Kursen. Für die sportaffine Belegschaft organisierten die Personaler schließlich vergünstigte Abos für App-basierte Fitnesskurse. Nach einem Jahr fällt Bohrers Bilanz gemischt aus: „Es geht mehr, als man gedacht hat. Aber mir persönlich gefällt es nicht, vorwiegend von zu Hause aus zu arbeiten.“ Als Personaler fehlen ihm die persönlichen Kontakte und der informelle Austausch sehr. „Klar, kann man via Skype kommunizieren. Aber da geht eine Dimension verloren.“ Von der Ausnahme zur regulären Form des Arbeitens Am 11. März 2020 erklärte die Weltgesundheitsorganisation Covid-19 zur Pandemie. Millionen Mitarbeiter wechselten von jetzt auf gleich ins Homeoffice. Was viele anfangs als vorübergehende Maßnahme zur Bekämpfung eines weltweit grassierenden Virus akzeptierten, hat sich ein Jahr später als reguläre Form des Arbeitens etabliert. Hatte sich die Situation im Sommer vorübergehend deutlich entspannt, hieß es auch bei den systemrelevanten Banken seit dem Start des zweiten harten Lockdowns im Dezember: „Arbeiten Sie – soweit möglich – von zuhause!“ Für die am 27. Januar 2021 in Kraft getretene Arbeitsschutzverordnung mit dem gleichlautenden Appell fühlten sich die Kreditinstitute deshalb bereits gut gewappnet. Statt im Großraum gemeinsam Projekte zu stemmen und zwischendurch in der Kaffeeküche Klatsch mit Kollegen auszutauschen, sieht man sich bei Webex, Teams, Skype und Zoom. Was läuft gut, was läuft schlecht? Welche Herausforderungen müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer meistern? Was planen die Banken für die Post-Covid-Ära? Positive Stimmen überwiegen Auf den ersten Blick überwiegen die positiven Stimmen. So kommt eine Ende Dezember 2020 veröffentlichte Studie der Kölner Unternehmensberatung Organomics GmbH zu dem Schluss, dass fast drei Viertel der befragten Experten aus der Finanzdienstleistungsbranche das Homeoffice als Erfolg bewerten. Trotz weiter geöffneter Filialen in der systemrelevanten Branche ist die Zahl der Beschäftigten, die ganz oder teilweise im Homeoffice arbeiten, laut der Studie auch bei Banken deutlich gestiegen, und zwar von 13 auf bis zu 49 Prozent. Bei der Deutsche Bank etwa, die schon seit vielen Jahren Betriebsvereinbarungen zum „mobilen flexiblen Arbeiten“ und zum „Homeoffice“ hat, waren es zuletzt außerhalb der Filialen sogar um die 80 Prozent. Zeitersparnis, Flexibilität, Work-Life-Balance, Stressreduktion und reduzierte Kosten sowohl auf Arbeitgeber- als auch auf Arbeitnehmerseite werden – unabhängig von der Branche - als die großen Vorteile von Homeoffice genannt. Der Gesundheitsreport 2020 des AGV Banken kommt für das Kreditgewerbe und das private Bankgewerbe zu dem Schluss, dass der Krankenstand auch in Corona-Zeiten unverändert um rund ein Viertel unter dem Durchschnitt aller Branchen liegt und nennt dafür zwei Gründe. Zum einen gehörten die Banken schon vor Corona zu den Branchen mit dem höchsten Digitalisierungsgrad und der höchsten Digitalisierungsdynamik. So konnten sie die Arbeitsprozesse besonders schnell anpassen. Zum anderen zählt die Branche zu den Vorreitern im Arbeits- und Gesundheitsschutz und in der betrieblichen Gesundheitsförderung, mit einer hohen Sensibilität für gesundheitsgerechte Arbeitsgestaltung auch während der Pandemie. Wenn Fatma Aksu, Head of HR Business Partner bei der Santander Consumer Bank, via Teams oder Webex mit Kollegen spricht, schlüpft sie immer in ihre Schuhe. „Sonst fühle ich mich nicht richtig angezogen.“ Auch im Mobile Work will sie wie viele in ihrer Branche auf ein Business-Outfit nicht verzichten, wenngleich die Kleiderordnung schon etwas lockerer geworden sei, findet Aksu. Ihre Bilanz fällt positiv aus. „Da wir uns bereits seit 2018 im Rahmen unseres „New Ways of Working“-Projekts intensiv mit der Arbeit der Zukunft beschäftigen, ist uns in kürzester Zeit die Umstellung gelungen. Auch der Zugriff auf die IT-Infrastruktur hat keine Probleme bereitet“, sagt die Personalmanagerin. Den von vielen befürchteten Produktivitätsabfall beobachtet Aksu in ihrer Bank nicht. „Grundsätzlich konnten wir keine Auswirkungen auf die Produktivität unserer Mitarbeitenden feststellen.“ 03 // 2021 67

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