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die bank 03 // 2021

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT DIGITALE

MARKT DIGITALE GESCHÄFTSMODELLE Der Aufbau einer Operating- Plattform für Banken Steigende regulatorische Anforderungen, zunehmender Wettbewerbsdruck und jahrelange Niedrigzinspolitik: Die europäischen Banken standen schon bisher vor signifikanten Herausforderungen – nun kommt die Covid-19-Krise hinzu. Die Pandemie wird einerseits einen Anstieg der Kreditausfälle und damit der Risikokosten nach sich ziehen. Andererseits verschärft sie den Druck, digitale Geschäftsmodelle und die zugrunde liegenden Operating-Plattformen noch schneller aufzubauen und weiterzuentwickeln. 14 03 // 2021

MARKT Allgemein versteht man unter einer Operating-Plattform die organisatorischen, prozessualen, technischen und digitalen Grundlagen, die den laufenden Betrieb und die Zukunftsfähigkeit der Bank – strikt ausgerichtet an den strategischen Vorgaben – sicherstellen. Mit anderen Worten: Die Operating-Plattform ist der Maschinenraum, der alle handwerklichen Instrumente enthält, um die Bank beim Erreichen ihrer strategischen Ziele zu unterstützen. Zu diesen Werkzeugen zählt das Target Operating Model (TOM) ebenso wie die operative Exzellenz, die IT und Digitalisierung, der Einkauf oder das Performance Management. Der vorliegende Artikel beantwortet die Frage, wie State-of-the-Art-Operating-Plattformen ausgestaltet sein müssen, um bestehende und künftige Herausforderungen zu bewältigen. Dabei werden zunächst die strategischen Eckpfeiler dargestellt, die die wesentlichen Rahmenbedingungen festlegen. Auf dieser Basis werden die einzelnen Stellhebel herausgearbeitet, um schließlich die Bedeutung eines ausgewogenen Zugangs zum Veränderungsmanagement zu betonen. Jeder Aufbau einer modernen Operating-Plattform stellt eine Transformation dar, die nur gemeinsam mit den Mitarbeitern bewältigt werden kann. Die strategischen Eckpfeiler der Operating-Plattform Die Operating-Plattform stellt sicher, dass die Geschäftsbereiche der Bank bei der Erfüllung ihrer Aufgaben bestmöglich unterstützt werden. Damit geht ein Selbstverständnis einher, das sich weg vom klassischen Marktfolge-Administrator und hin zu einem Kundenservice- Anbieter bewegt. Diese Positionierung wird regelmäßig durch drei strategische Eckpfeiler verwirklicht: Kosteneffizienz, Kompetenzaufbau und Kundenerlebnis. Diese Ziele stehen dabei nicht in einem über- oder untergeordneten Verhältnis, sondern sie verstärken sich gegenseitig. Sie bilden damit jene Leitplanken, an denen sich alle Einzelmaßnahmen ausrichten müssen. Der Fokus auf Kosteneffizienz stellt sicher, dass Ressourcen jederzeit sinnvoll eingesetzt werden, sodass Raum für zukunftsorientierte Investments bleibt. Dies erfolgt durch die Werkzeuge Prozessmanagement, Automatisierung und Robotics, Shared Service Center, Outsourcing oder Zero Based Budgeting, um nur ein paar Beispiele zu erwähnen. Beim Kostenmanagement kooperieren moderne COOs eng mit dem CFO, um das Kostenbewusstsein zu schärfen, Kostenziele einzuhalten und Run-the-Bank-Kosten zu Gunsten von Change-the-Bank-Initiativen zu reduzieren. Diese Zusammenarbeit kann auf unterschiedliche Weise erfolgen, in der Praxis hat sich die Einführung regelmäßiger Kostenkomitees bewährt. In Bezug auf die Kostenziele sind natürlich die üblichen Kennzahlen wie Cost Income Ratio oder Cost Asset Ratio zu monitoren. Darüber hinaus empfehlen wir, nach vorne gerichtete Kennziffern wie etwa eine inkrementelle Cost Income Ratio (Cost of Growth) zu beachten: Diese wird berechnet, indem man die gestiegenen Betriebsaufwände für eine bestimmte Periode durch die gestiegenen Erträge derselben Periode dividiert. Auf diese Weise wird ersichtlich, welche Skalierbarkeit eine Operating-Plattform aufweist: Je höher der Automatisierungsund Digitalisierungsgrad, desto weniger kostet zusätzliches Wachstum und desto geringer ist die inkrementelle Cost Income Ratio. Zielwerte unter 25 Prozent sind anzustreben. Der Kompetenzaufbau der Mitarbeiter ist immer eine der wichtigsten Führungsaufgaben von Unternehmen, wird aber vor dem Hintergrund der neuen Anforderungen noch wichtiger. Während sich Banken jahrhundertelang auf ihre eigentliche Aufgabe – die Durchführung von Bankgeschäften – konzentrieren konnten, müssen sie jetzt neue Kompetenzen erlernen. Dazu gehören agile und digitale Fähigkeiten, E2E-Prozesskompetenz oder aber Expertenwissen in der Datenanalyse und im Design Thinking. Viel wurde in den letzten Jahren zum Thema Kompetenzaufbau geschrieben, aus unserer Sicht sind vor allem die folgenden Initiativen erfolgskritisch: Z Z Z Z Ausdrückliche Verankerung der neuen Themen im Vorstandsrang, um ihnen die nötige Aufmerksamkeit und Bedeutsamkeit beizumessen; Aufbau eigener Experteneinheiten (Centers of Excellence) und die Bereitschaft, kulturelle Unterschiede zur bestehenden Organisation zu akzeptieren und im positiven Sinne zu fördern; Etablierung von Ökosystemen mit ausgewählten strategischen Partnern, um die hohe Komplexität, die kein Unternehmen mehr alleine abbilden kann, zu bewältigen; Betonung der strategischen Rolle von HR inklusive Maßnahmen zur Umschulung und Weiterentwicklung der Mitarbeiter – der Kompetenzaufbau soll und kann nicht ausschließlich durch neue Mitarbeiter erfolgen. Der Fokus auf das Kundenerlebnis bedeutet schließlich, dass Tätigkeiten immer auch den Kunden im Auge behalten (Beispiel: E2E- Prozessoptimierungen sollten nicht allein auf Effizienzsteigerungen, sondern auch auf ein besseres Kundenerlebnis abzielen). Anders gesprochen: Neue Initiativen sind konsequent vom Kunden aus zu denken. Diese Ausrichtung ist zwar nicht grundsätzlich neu, gewinnt aber in Zeiten von digitalen Transformationen weiter an Bedeutung. Die Verbraucher haben nicht zuletzt durch ihre Erfahrungen mit den Technologieanbietern gelernt, wie sich ein überzeugendes Kundenerlebnis anfühlt. 03 // 2021 15

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