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die bank 03 // 2020

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT DIE

MANAGEMENT DIE WETTBEWERBER IM VERGLEICH Als ernstzunehmende Wettbewerber unter den geschätzt 25 deutschen Playern gelten cominvest von der Commerzbank, quirion von der Quirin Bank sowie Liqid. Zu den Newcomern zählt WeltInvest von Raisin. Die Deutsche Bank ist mit Robin am Markt, nennt aber keine Zahlen für das verwaltete Vermögen. die bank hat bei den Experten von Commerzbank, Quirin Bank, Raisin und Deutscher Bank nachgefragt, wie sie den Markt für die automatisierte Geldanlage einschätzen. Bei dem im Mai 2017 gestarteten Robo Advisor der Commerzbank, cominvest, können Kunden ab 3.000 € einsteigen, anschließend ist ein Sparplan ab 100 € möglich. Einen Mindestanlagezeitraum gibt es nicht. Wie bei Scalable liegen die Gebühren pro Jahr mit 0,95 knapp unter einem Prozent. Cominvest bietet laut Produktmanager Dr. Frank Silber fünf global diversifizierte Anlagestrategien mit unterschiedlichen Risiko-/Rendite-Profilen an, die in bis zu 14 Anlageklassen investieren. Die Zahl der Anleger liege in einem mittleren fünfstelligen Bereich und wachse kontinuierlich. Das über cominvest verwaltete Vermögen habe Ende vergangenen Jahres mehr als 500 Mio. € betragen, 100 Mio. mehr als im Vorjahr. „Wir sind sehr zufrieden mit dieser Entwicklung, zumal das Wachstum weitestgehend organisch ist, ohne größere Marketing-Budgets“, unterstreicht Silber. Zu den Kunden zählten Börsenneulinge, die einen einfachen und kostengünstigen Einstieg in die Geldanlage mit Wertpapieren suchen, ebenso wie erfahrene Anleger, die eine diversifizierte und günstige Beimischung zu ihrer bestehenden Anlagestrategie suchen. Die durchschnittliche Rendite hänge vor allem von der jeweiligen Anlagestrategie ab. Bei der monatlichen Mes- sung der Performance der führenden Robo Advisors auf dem Portal brokervergleich.de gehört cominvest laut Silber mit der Strategie „Wachstum“ regelmäßig zu den besten Anbietern am Markt. Als Erfolgskriterien für einen Robo Advisor nennt Silber die kostengünstige Akquisition, eine gezielte Ansprache und ein einfaches Onboarding, dazu geringe Kosten und hohe Transparenz bezüglich der Vermögensentwicklung und Anlageaktivitäten. Außerdem müsse der Anbieter Erfahrung im Kapitalmarkt, in Investmentprozessen wie auch im Angebot und Vertrieb von digitalen Produkten und Services mitbringen. Silber ist davon überzeugt, dass sich Robo Advisors weiter am Markt etablieren werden. Wie Podzuweit glaubt der Experte von der Commerzbank allerdings auch, dass es in Zukunft zu einer weiteren Konsolidierung bei den Anbietern kommen werde. Mit Robin ist die Deutsche Bank Ende 2017 gestartet. Als einziger der befragten Anbieter nennt der Branchenprimus keine konkrete Zahlen, weder für die Kunden noch für das verwaltete Vermögen. Wie bei WeltInvest beträgt die Mindestanlage 500 € und wurde heruntergesetzt, um 64 03 // 2020

MANAGEMENT mehr Anleger anzusprechen. Anfangs lag sie noch bei 5.000 Euro. Seit Februar 2020 betragen die Gebühren 0,75 Prozent jährlich. Der Kunde kann unter vier Risikolevels (Value at Risk) zwischen 5 und 20 Prozent wählen. Der Robo Advisor konzentriert sich ausschließlich auf ETFs und deckt global sechs Anlageklassen ab: Aktien Industrieländer, Aktien Entwicklungsländer, Unternehmensanleihen, Besicherte Anleihen, Staatsanleihen und Rohstoffe. Angeboten werden ETFs der Deutschen Bank, aber auch Produkte der Konkurrenz. Auf Basis aktueller Marktdaten wird das Risiko innerhalb jedes Kundenportfolios börsentäglich überprüft und berechnet, wobei die Deutsche Bank auf eine Kombination aus Mensch und Maschine setzt. Die durchschnittliche Rendite schwankte im vergangenen Jahr zwischen 6,33 und 19,26 Prozent. Die Anleger seien überwiegend männlich, rund 50 Jahre alt, digitalaffin und erzielten ein überdurchschnittlich hohes Einkommen. Anders als bei den FinTechs können Kunden der Deutschen Bank einen Vertrag nicht nur online, sondern auch in einer der 500 Filialen abschließen und sich auch später bei Bedarf telefonisch beraten lassen. Als wichtige Trends bei den Robo Advisors sieht die Deutsche Bank, dass diese zunehmend auch für die Altersvorsorge genutzt würden. Außerdem rechnet das Institut mit weiter sinkenden Kosten für den Kunden und einem verstärkten Fokus auf nachhaltige Investments. Schon im Jahr 2013 hat Karl Matthäus Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Quirin Privatbank AG, den Robo Advisor quirion gegründet. Das Berliner Institut benennt genaue Zahlen: 14.500 Anleger hatte quirion bis Ende 2019 gewonnen, Ende 2018 waren es erst 5.400. Die Assets under Management betrugen Ende vergangenen Jahres 375 Mio. € nach 160 Mio. € im Jahr 2018. Laut Martin Daut, CEO der quirion AG, hat sich der Robo damit besser entwickelt als erwartet. Für die Zukunft plant die Bank ein ähnliches Wachstum. Die Rendite betrug 2019 (Portfolio 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen) plus 15,26 Prozent nach Kosten. Deutlich schlechter hatte quirion im mageren Börsenjahr 2018 abgeschnitten: Die Rendite erreichte damals beim selben Portfolio minus 5,55 Prozent netto. Heute liege die durchschnittliche Anlagesumme bei 25.000 €. „Am Anfang waren es eher 40.000 €, da wir aber die Mindestanlagesumme auf nunmehr 1.000 € gesenkt haben, konnten wir mehr Kunden mit kleineren Vermögen gewinnen“, erklärt Daut. Zudem habe quirion einen Sparplan eingeführt, der den Robo Advisor auch für jüngere Sparer mit kleineren Volumina öffnen sollte. Anleger haben die Wahl zwischen zehn verschiedenen Risiko-Rendite-Varianten: von 10 Prozent Aktien und 90 Prozent Anleihen hin bis zu keinen Anleihen aber 100 Prozent Aktien. Jährlich fallen Kosten von 0,48 Prozent plus 0,21 Prozent Fondskosten an. Die ersten 10.000 € verwaltet quirion komplett gebührenfrei. Im Schnitt seien die Anleger 49 Jahre alt, zu 60 Prozent Akademiker und zu 80 Prozent männlich und kämen überwiegend aus Berlin, Hamburg und München, sagt Daut. Sie wählen überwiegend Aktienquoten um die 60 Prozent. Als Erfolgskriterien nennt Daut auch Siegel, Testergebnisse und Auszeichnungen, die Vertrauen schafften und Anlegern die notwendige Sicherheit im relativ neuen Segment der digitalen Geldanlage gäben. Als Trend sieht der CEO „die Verknüpfung von digitaler Anlage und persönlicher Beratung, die oft als hybride Beratung bezeichnet wird.“ Die meisten entsprechenden Angebote sind aus seiner Sicht aber nur Feigenblattlösungen – Chatoder E-Mail-Funktionen könnten einen Menschen aus Fleisch und Blut nicht ersetzen. Zu den Newcomern am Markt zählt WeltInvest vom Berliner FinTech Raisin. Seit März 2018 wird in ETFs von Vanguard investiert, einem der größten Vermögensverwalter der Welt. Bis Ende 2019 konnten gut 14.000 Kunden gewonnen werden. Ansonsten hält sich Raisin mit konkreten Zahlen zum verwalteten Vermögen zurück. Nur so viel: Trotz Senkung der Mindestanlagesumme von zunächst 2.000 auf heute 500 € sei das durchschnittliche Anlagevolumen gestiegen, sagt CIO Kim Felix Fromm. Die Mindestanlage entfällt, wenn ein Sparplan (ab 50 €) abgeschlossen wird. Wie bei den Konkurrenten gibt es auch bei WeltInvest keinen Mindestanlagezeitraum. Die ETF-Portfolios enthalten je sieben Fonds, davon fünf ETFs und zwei Indexfonds. Der Anleger kann zwischen vier Aktienquoten von 30 bis 100 Prozent wählen, je nachdem, wie risikofreudig er ist. Mit insgesamt mehr als 7.500 Einzeltiteln in den ETFs und 11.000 Einzeltiteln in den Indexfonds sind die Produkte sehr breit aufgestellt und global gestreut. Ein jährliches Rebalancing stelle sicher, dass das Portfolio regelmäßig wieder dem der anfangs gewählten Verteilung und damit auch dem gewählten Rendite-Risiko-Profil entspreche, sagt Fromm. Die Gesamtkosten von WeltInvest belaufen sich auf 0,33 Prozent jährlich, zuzüglich durchschnittlich 0,15 Prozent an Drittkosten für die ETFs und Indexfonds, damit ist das Produkt günstiger als die Angebote der meisten Konkurrenten. Die Transaktionen wickelt die DAB BNP Paris ab. Je nach Portfolio schwankte die Rendite bei den vier angebotenen Portfolios im vergangenen Jahr zwischen 10,7 und 25,8 Prozent. Überrascht hat den Experten für digitale Geldanlagen das analoge Informationsbedürfnis seiner Kunden. „Zum Start der Portfolios hatten wir angenommen, dass Kunden sich hauptsächlich online zu unserem Produkt informieren möchten. Daher haben uns die hohen Teilnehmerzahlen bei unseren Informationsveranstaltungen, die regelmäßig in allen größeren deutschen Städten stattfinden, positiv erstaunt“, sagt Fromm. Zu den Erfolgskriterien für einen Robo Advisor zählt der Manager neben einer passiven, breit diversifizierten und kosteneffizienten Anlagestrategie Transparenz, ein umfangreiches Informationsangebot sowie einen ausgezeichneten Kundenservice. Autorin Eli Hamacher ist Diplom- Volkswirtin und arbeitet seit 30 Jahren als Wirtschaftsjournalistin. Die Freelancerin schreibt für „die bank“ vor allem über die Branche und Porträts über einzelne Unternehmen. Ein weiterer Fokus ihrer Arbeit sind Auslandsmärkte. 03 // 2020 65

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