BERUF & KARRIERE 1 | Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge von Bankkaufleuten 1995 - 2018 20.000 18.000 19.041 17.604 18.042 17.736 17.682 18.057 17.034 16.000 14.000 12.000 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 14.811 12.924 12.570 12.375 12.363 12.849 13.365 13.275 13.113 13.662 13.323 13.044 12.270 11.184 9.288 8.103 8.397 0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quelle: http://www.bibb.de/de/84666.php und BIBB, Datensystem Auszubildende – Zeitreihen (DAZUBI). Chef der Deutschen Bank, betonte Anfang letzten Jahres, dass es bei der Digitalisierung und in der Plattformökonomie kein Mittelfeld mehr geben wird. Wer ganz vorn mitspielen will, muss laut Sewing Innovationsführer sein. Es sind vor allem die technischen Umwälzungen in den Filialen, die eine grundlegende Überarbeitung der Ausbildungsordnung notwendig machen. Umgang mit sensiblen Kundendaten Die Novellierung der Ausbildungsordnung zielt insbesondere auf die Digitalisierung von Geschäftsfeldern und -prozessen ab. Zwar existieren noch keine endgültigen Beschlüsse, doch gibt das BIBB die Vorüberlegungen zu den geplanten Änderungen preis. Demnach sollen sich die angehenden Bankkaufleute unter anderem fundiert mit dem Datenschutz auskennen. Hierbei geht es vor allem um den Umgang mit sensiblen Kundendaten. Vor dem Hintergrund der Datenskandale der letzten Jahre, bei denen Namen und Kontonummern von Millionen Bürgern in der Öffentlichkeit im Umlauf waren, sind intensive Schulungen der Auszubildenden im Bereich Datenschutz höchst sinnvoll, um verunsicherten Kunden zu erklären, wie sie ihre persönlichen Daten effektiv schützen können. In Deutschland erfreut sich zum Beispiel Online Banking immer größerer Beliebtheit. Bereits jeder zweite Bundesbürger erledigt seine Bankgeschäfte online, berichtete „die bank.de“ kürzlich unter Berufung auf eine Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag des Bundesverbands deutscher Banken (BdB). Daher müssen sich die Azubis bestens mit der Technologie auskennen: Wie funktioniert das PIN/TAN-Verfahren? Was ist bei einer Rückbuchung zu beachten? Wie richtet man einen Dauerauftrag ein? Warum zeigen sich Webseiten in verschiedenen Browsern unterschiedlich an? Und wie geht man mit Fehlermeldungen um? Diese Fragen muss der Auszubildende beantworten können. Digitales Verständnis wichtig Katja Haag, die bei der DZ Bank in Düsseldorf für Entwicklungsprogramme zuständig ist, erklärt im Gespräch mit „die bank“, dass die Nachwuchskräfte von vornherein ein digitales Verständnis mitbringen müssen: „Die meisten jungen Leute sind mit dem Smartphone aufgewachsen und kennen Instagram sowie Facebook.“ Das Eintüten von Überweisungsträgern oder das manuelle Erfassen von Checks sind laut Haag Tätigkeiten aus der Vergangenheit. Dem kann Malte Bernsmann, der seit Juli 2017 seine Ausbildung bei der DZ Bank in Düsseldorf macht, nur beipflichten: „Meine Generation ist mit der Digitalisierung groß geworden. Für uns ist sie selbstverständlich. Wir haben den Know-how-Vorsprung“, bekennt der 19-Jährige selbstbewusst – und betont, dass er im Freundeskreis fast niemanden hat, der keine Kenntnisse in Excel oder Powerpoint hat. An dem Beruf reizt Bernsmann, der nach der Ausbildung Betriebswirtschaftslehre studieren möchte, das breit gefächerte Aufgabenspektrum. Das Firmenkundengeschäft gefällt ihm dabei besonders gut. Er kann sich daher gut vorstellen, in seiner weiteren Laufbahn Kunden zwecks Beratung in ihrem jeweiligen Unternehmen zu besuchen. „Im Firmenkundengeschäft bleibt der persönliche Kontakt auch weiterhin sehr wichtig“, ist er überzeugt. Mehr komplexe Anfragen Die Menschen verlagern ihre finanziellen Aktivitäten immer mehr in die eigenen vier Wände, während das klassische Schaltergeschäft zurückgeht. Allerdings verschwindet es nicht ganz. Musste der Kundenberater vor 15 Jahren noch viele Standardprodukte erklären, ist der Anteil komplexer Anfragen deutlich gestiegen, erläutert die BIBB-Mitarbeiterin Gabriele Jordanski. Die Verbraucher lassen sich persönlich beraten, wenn es um anspruchsvolle Themen wie Altersvorsorge oder Wohnungsbaufinanzierung geht. „Komplexere Sachverhalte werden immer im Kundengespräch erörtert werden. Das lässt sich nicht automatisieren.“ 70 03 // 2019
BERUF & KARRIERE Über einfachere Bankprodukte kann man sich auf der Website des Instituts schließlich immer noch selbst informieren. Insgesamt steigen in der Ausbildung somit die Anforderungen an das zwischenmenschliche Miteinander. Vor allem in den Bereichen, wo Computer an Grenzen stoßen, erhalten das persönliche Gespräch sowie die ganzheitliche Betreuung der Kunden durch das Bankpersonal laut BIBB eine besondere Bedeutung. Gut zuhören können Dies leitet zum nächsten Punkt über, der sich in der neuen Ausbildungsordnung widerspiegeln soll: Die Kundenbeziehung erhält einen noch höheren Stellenwert als bisher. Je umfassender die Kundenwünsche sind, desto mehr kommunikative Fähigkeiten werden vom Berater verlangt, erläutert Evi Zielinski, Direktorin Ausund Weiterbildung an der Frankfurt School of Finance & Management. Der Experte im Kreditinstitut muss gut zuhören können, die richtigen Fragen stellen und in der Lage sein, Informationen so zu übermitteln, dass auch eine Person ohne bankspezifischen Hintergrund das Gesagte versteht. Auch die Kommunikationskanäle variieren stärker. Beratung kann per E- Mail oder über eine App erfolgen. Der Lübecker Bankfachwirt Martin Haubold blickt auf rund 40 Jahre Berufserfahrung als Bankkaufmann zurück. Der 59-Jährige absolvierte seine Ausbildung Anfang der achtziger Jahre in Berlin bei der damaligen Berliner Bank AG. Er stellt fest, dass sich die Erwartungshaltung der Kunden im Zuge der Digitalisierung enorm verändert hat. „Die Verbraucher verlangen heute eine viele schnellere Verarbeitung und Umsetzung von Aufträgen“, betont er im Gespräch mit „die bank“. Wurden früher nur Briefe verschickt, so werden heute Anfragen per Mail bearbeitet. Der Kunde erwartet eine sofortige Antwort. „Es ist eine schnelllebige Zeit geworden.“ Höhere Transparenz Für Haubold, dessen Großvater schon Bankkaufmann gelernt hatte, war früh klar, dass für ihn dieser Beruf infrage kommt. Seit dem Jahr 2005 arbeitet Haubold bei einem Finanzdienstleister in Lübeck. Er schildert, dass Kontoeröffnungen mittlerweile viel schneller vonstattengehen als etwa in den siebziger Jahren. Anfragen bei der Schufa oder der Wirtschaftsauskunftei erfolgen nur noch elektronisch, was die Arbeitsabläufe beschleunigt. Zudem ist durch das Internet eine höhere Transparenz entstanden. „Man kann auf wesentlich mehr Informationen zugreifen, weil die elektronische Vernetzung unter den Beteiligten zugenommen hat“, betont Haubold. Wie stark die Digitalisierung die Arbeitswelt verändert zeigt eine Studie, die das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im letzten Jahr veröffentlichte. Demnach sind insgesamt 25 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland dem Risiko ausgesetzt, dass innerhalb ihres Berufs mehr als 70 Prozent der Tätigkeiten durch Computer oder computergesteuerte Maschinen übernommen werden könnten. Der größte Teil der Beschäftigten, rund 46 Prozent, arbeitet der Untersuchung zufolge in Berufen mit einer mittleren Substituierbarkeit. Dies bedeutet, dass zwischen 30 und 70 Prozent der Tätigkeiten eines Berufs potenziell durch Computer erledigt werden könnten. Es ist den Angaben zufolge jedoch keineswegs anzunehmen, dass dies in vollem Umfang geschieht. So könnten etwa Kostengründe oder rechtliche Hürden dazu führen, dass nur ein Teil des technisch möglichen Automatisierungspotenzials ausgeschöpft wird. Tool zeigt Automatisierbarkeitsgrad Einen durchaus unterhaltsamen Blick auf die Automatisierbarkeit von Berufen gewährt der sogenannte Job-Futuromat. Hierbei handelt es sich um ein gemeinsames Internet-Projekt der ARD mit dem IAB sowie der Bundesagentur für Arbeit (BA). In dem interaktiven Tool können User die Automatisierbarkeit von rund 4.000 Berufen ermitteln. Automatisierbarkeit bedeutet in diesem Kontext der Anteil an Tätigkeiten in einem Beruf, die theoretisch schon heute von Computern oder Maschinen erledigt werden können. Das Ergebnis für Bankkaufleute: Ihre Tätigkeit ist laut Job-Futoromat im hohen Automatisierbarkeitsbereich angesiedelt. Sieben von acht typischen Arbeitsabläufen könnten demnach heute bereits von Robotern übernommen werden. Das entspricht einer Quote von 88 Prozent. Dies soll nun aber kein böses Omen für die Zukunft des Metiers sein – sondern eher als Ansporn für die Finanzbranche gesehen werden, die Herausforderungen durch die Digitalisierung erfolgreich zu meistern. FAZIT Die Arbeitswelt steht durch die Digitalisierung vor großen Umwälzungen. Immer mehr Arbeitsprozesse werden automatisiert, viele fallen womöglich ganz weg. Vor dem Veränderungsdruck ist auch der Beruf des Bankkaufmanns nicht gefeit. Das klassische Schaltergeschäft verliert an Bedeutung, eine wachsende Zahl von Menschen erledigt ihre finanziellen Aktivitäten schon heute von zu Hause aus. Gleichzeitig wächst jedoch das Bedürfnis der Kunden, vor allem schwierige Sachfragen mit dem Berater im Kreditinstitut zu besprechen. Die zunehmenden technischen und kommunikativen Anforderungen schlagen sich noch nicht hinreichend in der aktuell gültigen Ausbildungsordnung für Bankkaufleute nieder. Sie steht daher vor einer umfassenden Überarbeitung. Die Pläne hierzu werden derzeit diskutiert. Die Neuordnung soll im nächsten Jahr inkrafttreten. Autor Dogan Michael Ulusoy 03 // 2019 71
NR. 3 2019 ZEITSCHRIFT FÜR BANKPOL
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