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die bank 03 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

BERUF & KARRIERE

BERUF & KARRIERE NOVELLIERUNG DER AUSBILDUNGSORDNUNG Was der Bankkaufmann 4.0 können muss Die geplante Aktualisierung der Ausbildungsordnung für Bankkaufleute zielt vor allem auf die Digitalisierung von Geschäftsfeldern und -prozessen und auf höhere Anforderungen an die kommunikative Kompetenz der Mitarbeiter ab. Wer sich heutzutage für diesen Beruf entscheidet, muss ein tiefes technisches Verständnis für Internettechnologien mitbringen und Kunden auch sehr komplexe Sachverhalte verständlich erklären können. Bankkaufmann bzw. Bankkauffrau lernen, lohnt sich das überhaupt noch? Die klassische Banklehre gilt vor dem Hintergrund der großen Umbrüche in der Finanzwelt nicht mehr so selbstverständlich wie früher noch als sichere Basis für eine Berufslaufbahn. Was kein Wunder ist. Denn die Branche befindet sich seit Jahren im Stressmodus. Euro- und Finanzkrise beherrschen die Schlagzeilen. Immer wieder wird das baldige Ende der europäischen Gemeinschaftswährung heraufbeschworen. Ein mediales Untergangsszenario folgt auf das nächste. Niedrige Zinsen, Kostensenkungen, Zweigstellenschließungen und permanente Restrukturierungen drücken auf die Stimmung der Belegschaften. Auch von vermeintlichen Traumgehältern kann längst nicht mehr die Rede sein. In kaum einer anderen Branche wurden in den letzten Jahren zudem so viele Stellen abgebaut. Die Zahl der Arbeitsplätze in den Kreditinstituten sank zwischen 2008 und 2017 um zehn Prozent – es ist eine niederschmetternde Entwicklung. Wenn junge Leute nach dem Abitur heute über ihre berufliche Zukunft nachdenken, kommt ihnen schon länger nicht mehr als Erstes eine Ausbildung in der Bank in den Sinn. Das belegen Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Im Jahr 1997 wurden demnach noch rund 18.000 neue Lehrverträge unterzeichnet, 2016 waren es nur noch knapp 9.300. ÿ 1 Vor allem in den ersten Jahren dieses Jahrtausends ging die Zahl der Ausbildungsverträge deutlich zurück und dann noch mal nach 2014, betont Gabriele Jordanski, die beim BIBB für kaufmännische Berufe zuständig ist, im Gespräch mit „die bank“. Jordanski vermutet einen Grund in der durch die anhaltende Niedrigzinsphase verschlechterten Margensituation der Geldhäuser. Das Bankenwesen musste sich straffer organisieren, daher gab es aus Spargründen weniger Ausbildungsplätze. Auch die Bewerberlage hat sich verändert. „Der Beruf hatte in der Zeit der Finanzkrise etwas von seinem guten Image eingebüßt, was sich auch auf die Bewerberzahlen niederschlug“, erläutert die Mitarbeiterin des Bonner Instituts. Zeit gewinnen Hinzu kommt: Immer mehr Personen entscheiden sich für ein Studium. Das liegt auch daran, dass eine wachsende Zahl potenzieller Bewerber eine Hochschulberechtigung hat. Das BIBB fragte junge Menschen nach den Gründen für eine akademische Laufbahn. Das Bild ist vielschichtig. Viele wissen oft noch gar nicht so genau, wo ihre berufliche Zukunft langfristig liegt. Die Abiturienten fühlen sich an der Universität zunächst besser aufgehoben als im Betrieb, weil sie noch weitere berufliche Optionen wahrnehmen möchten. Man will Zeit gewinnen und sich nicht zu früh festlegen. Als wichtige Motivationen für ein Studium werden auch bessere Aufstiegschancen sowie ein höherer Verdienst im späteren Erwerbsleben genannt. Im Branchenvergleich hat der Banken- bzw. Finanzdienstleistungssektor laut einer Studie des BIBB über Karrierewege in ausgewählten kaufmännischen Berufen die höchsten Akademisierungsanteile auf mittlerer Fach- und Führungsebene. Allerdings wurden diese akademischen Abschlüsse häufig in Ergänzung zur Bankausbildung erworben. Leichte Konsolidierung Dennoch möchte Jordanski keinesfalls von einem unwiderruflichen Niedergang der klassischen Bankausbildung sprechen – ganz im 68 03 // 2019

BERUF & KARRIERE Gegenteil. Denn so langsam stabilisiert sich die Menge neuer Azubis. Zuletzt zeigte sich bei der Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge sogar eine leichte Trendumkehr. Gab es im Jahr 2017 noch 8.103 neue Vertragsabschlüsse, waren es 2018 immerhin schon wieder 8.397. Das ist ein Anstieg um 3,6 Prozent und kann durchaus als Konsolidierung bezeichnet werden – wenngleich noch auf niedrigem Niveau. Einer aktuellen Statistik des BIBB zufolge lag der Beruf immerhin auf Platz 18 in der Rangliste von rund 330 dualen Ausbildungsberufen. Der große Abwärtstrend scheint somit gestoppt. Jordanski betont, dass allem Gerede über die abnehmende Relevanz der Profession zum Trotz kein Schulabgänger von vorneherein eine Bankausbildung ausschließen sollte: „Für diesen Beruf gibt es nach wie vor ein hervorragend ausgearbeitetes Netz an Möglichkeiten.“ Carsten Berg, stellvertretender Geschäftsführer und Leiter Ausbildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Köln erklärt im Gespräch mit „die bank“, dass der Bankkaufmann generell eine qualitativ hochwertige Ausbildung ist. „Bankkaufleute haben die geringste Abbruchquote aller Ausbildungsberufe. Auch die Bestehensquote bei den Prüfungen ist im Vergleich überdurchschnittlich hoch.“ Technische Umwälzungen Ausbildungsberufe müssen mit der Zeit gehen und daher immer wieder angepasst werden. Zu diesem Zweck erarbeiten Experten aus der Praxis zusammen mit dem BIBB die Entwürfe der neuen Ausbildungsordnungen und stimmen sie mit den Fachleuten der Berufsschulen ab. Diese gießt die Bundesregierung nach Prüfschleifen durch mehrere Instanzen schließlich in Gesetzesform, und Arbeitgeber sowie Gewerkschaften stellen die neuen Ausbildungsordnungen den Betrieben vor. Die Novellierung der Bankausbildung wurde im Dezember 2018 mit einem eigenen Sachverständigenkreis unter Federführung des BIBB gestartet und soll am 1. August 2020 in Kraft treten. Fast nichts verändert dieses Berufsbild derzeit so stark wie die Digitalisierung. Der Vorstandschef der Commerzbank, Martin Zielke, kündigte im Herbst 2016 im Rahmen seiner Strategie „Commerzbank 4.0“ an, dass 80 Prozent der Geschäftsprozesse des Instituts digitalisiert werden sollen. Christian Sewing, 03 // 2019 69

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