BERUF & KARRIERE EMOTIONSREGULATION IN DER ANLAGEBERATUNG Sprache könnte so einfach sein… Anlageberater haben einen wesentlichen Einfluss auf die Entscheidungen von Privatanlegern. Diese Wirkung beginnt beim kundenorientierten Sprachgebrauch. Die Kenntnisse darüber sollten ein Mindestanspruch an eine moderne, kundenorientierte Anlageberatung von Privatanlegern sein. Wörter können Geruch, Geschmack oder Bilder transportieren und sogar Schmerz auslösen. Daraus ergibt sich die Frage, wie Sprache emotionsregulierend in der Anlageberatung verwendet werden kann. Wir sind in der Lage, Vorgänge im Gehirn unserer Mitmenschen mit unglaublicher Präzision zu beeinflus- „ sen. Diese Fähigkeit wird Sprache genannt. Indem wir einfach mit dem Mund Geräusche erzeugen, können wir zuverlässig und präzise neue Gedankenkombinationen in der Geisteswelt anderer Menschen entstehen lassen.” (Steven Pinker, 1994) Neben dem aufrechten Gang nimmt die Sprache eine herausragende Position unter den Merkmalen ein, die als charakteristisch für die menschliche Sonderstellung unter allen Lebensformen gehandelt werden. Sie ist mehr als die Aneinanderreihung von Worten. Sie wird bewusst verwendet, basiert auf Denkprozessen und kann diese auch nachhaltig beeinflussen. Sprache ist kein notwendiges Zufallsprodukt zwischenmenschlicher Kommunikation, sondern vielmehr ein Mittel zur Gestaltung des eigenen Verhaltens und der Verhaltensbeeinflussung anderer. Sprachverwendung im Bankalltag Für viele Branchen ist Sprache ein wichtiger und beachteter Baustein in der Vermarktung von Dienstleistungen und Produkten sowie in der Kundenkommunikation. Und in den Banken? In einer Befragung des Bundesverbands Deutscher Banken im Jahr 2015 wurden 1.504 Personen gebeten, ausgewählte Fachbegriffe aus der Anlage- und Sparberatung auf deren emotionale Bedeutung zu bewerten. Auch wenn die Ergebnisse eine signifikant ablehnende Bewertung gegenüber ausgewählten vielverwendeten Wörtern der Anlageberatung erkennbar werden lassen, kann und konnte bisher in der Praxis keine Anpassung in den Beratungsprozessen, der Werbung und in der Kundenansprache der Finanzinstitute wahrgenommen werden. Erkenntnisse aus der neueren psychologischen Forschung belegen ebenfalls, dass häufig verwendete Termini der Finanzbranche emotionale Ablehnung hervorrufen. Die Sprache ist Ausdruck einer bestehenden Kultur. Gerade mit dem Blick auf die vielzitierte Aktien- und Vorsorgekultur können Anbieter vieles tun, um sich auf einfach Weise an den Kundenwünschen zu orientieren. Im Dezember 2016 verpflichteten sich die Deutsche Kreditwirtschaft und der Deutsche Derivate Verband, „Bonitätsanleihen“ nicht mehr als solche zu bezeichnen. Sie kamen damit einem Verbot der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zuvor, die die Bezeichnung als irreführend für Pri- 58 03 // 2019
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NR. 3 2019 ZEITSCHRIFT FÜR BANKPOL
EDITORIAL » Der Wandel in der Fina
Neuerscheinung 50 Zahlungsverkehr d
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