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die bank 03 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG 7.

DIGITALISIERUNG 7. FACHKONFERENZ „ZAHLUNGSVERKEHR DER ZUKUNFT“ NFC-Zahlung beginnt sich durchzusetzen Die Fachkonferenz rund um den Zahlungsverkehr bot den Teilnehmern wieder eine geballte Ladung an Information und Wissensvertiefung. Am Ende des Tages waren die Zuhörer auf dem letzten Stand der regulatorisch-technischen Standards, sie haben erfahren, was im Endspurt der PSD 2-Umsetzung noch zu beachten ist und wie sie ihren (Bank-)Kunden das optimale Kundenerlebnis vermitteln. Hinzu kamen wertvolle Informationen über den Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Bankenwelt, über das Plattform-Banking und die Gewissheit, dass in Zukunft wohl nichts mehr ohne die Kooperation von Banken und Internet-Giganten laufen dürfte. 50 03 // 2019

Erst zehn Tage zuvor hatte die Bundesbank eine Studie veröffentlicht, wonach Barzahlung immer noch die schnellste und für den Händler günstigste Bezahlvariante darstellt, was den zumeist digital affinen Branchenvertretern im Payment-Sektor wohl einen kleinen Stich versetzt haben dürfte: Den Einkauf an der Supermarktkasse bar zu bezahlen sollte schneller gehen als per Karte? Wohlgemerkt: Kontaktlose Bezahlverfahren wurden in der Studie, die im Jahr 2017 durchgeführt wurde, noch nicht berücksichtigt. Sie waren zu diesem Zeitpunkt schlicht noch nicht weit genug verbreitet. Jedoch sind nur wenige Branchen so schnelllebig wie der Zahlungsverkehr, und es darf vermutet werden, dass eine aktuelle Studie unter Einbeziehung von Bezahlverfahren via Smartphone oder Wearables in puncto Schnelligkeit wohl ganz andere Ergebnisse liefern würde. Auch Dr. Heike Winter konnte den Payment-Experten, die sich in Köln zur 7. Fachkonferenz „Zahlungsverkehr der Zukunft“ versammelt hatten, in dieser Hinsicht beruhigende Nachrichten überbringen. „Bargeldlose Instrumente werden mehr genutzt“, lautete eine der Botschaften der Bundesbank- Vertreterin, die bei der Notenbank für den Bereich Digitalisierung im Zahlungsverkehr verantwortlich ist. Von 2014 bis 2017 stieg beispielsweise der Anteil der Kartennutzung von 19 auf 21 Prozent, bei allerdings leicht rückläufigen Werten für Lastschriften und Überweisungen. Der Anteil von Barzahlungen sank währenddessen erstmals unter die 50 Prozent- Marke. Im Bezahlmix machte das kontaktlose Zahlen mit Karte nur einen 1,1-prozentigen Anteil aus – aber auch diese Zahl stammt aus dem Jahr 2017, wurde also noch vor der Einführung von Google- und ApplePay ermittelt. Jetzt aber beginne die NFC-Zahlung, sich durchzusetzen, so Winter, und das in einem Maß, wie es selbst die Anbieter wohl nicht gedacht hätten. Fast an allen deutschen Akzeptanzstellen ist es mittlerweile möglich, kontaktlos mit der Kreditkarte zu zahlen. Von den rund 100 Millionen Girocards, die in Deutschland im Umlauf sind, ist schon mehr als die Hälfte mit einem NFC-Chip ausgerüstet, bis Ende des Jahres soll dieser Anteil auf 75 Prozent steigen. Im Herbst 2018 antworteten drei von vier Befragten bei einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung, sie fänden die kontaktlose Girocard „praktisch“. Über kontaktlose P2P-Bezahlsysteme wie Kwitt schlug Winter in Köln den Bogen zum Instant Payment-Verfahren (SEPA Credit Transfer Instant, SCT Inst), das bekanntlich seit November 2017 in Europa genutzt wird, und den Auswirkungen dieses Verfahrens auf den Europäischen Zahlungsverkehr. Das SCT Inst-Scheme wurde zwischenzeitlich von knapp der Hälfte aller Kreditinstitute gezeichnet, darunter sind auch rund 1.300 Institute aus Deutschland. Dabei sind bislang 1.000 Banken über das RT1-System von EBA- Clearing erreichbar. Dazu gibt es kleinere nationale Settlement-Plattformen, und im November 2018 startete zusätzlich die neue TIPS-Plattform auf der Basis von TARGET2 mit Verrechnung in Zentralbankgeld. Instant Payment ist mit seinem Echtzeit- Ausgleich konkurrenzlos schnell und rund um die Uhr verfügbar, hat aber auch seine Tücken: Da ist zum einen die maximale Überweisungssumme von 15.000 €, und zum anderen sind es die Kosten für das Verfahren selbst, die längst nicht bei allen Instituten in den normalen Kontoführungsgebühren enthalten sind. Dennoch setzt sich das schnelle Verfahren offenbar durch, z. B. in Deutschlands westlichem Nachbarland. Die Niederlande wollen ab diesem Mai statt der klassischen SEPA-Überweisung nur noch SCT Inst nutzen, berichtete die Bundesbank-Vertreterin. Den Eindruck, dass die Zukunft der Echtzeitzahlung gehören wird, konnte man auch bei dem späteren Vortrag von Thomas Egner mitnehmen. Der Generalsekretär der Euro Banking Association berichtete aus der Praxis. Die EBA erkenne an verschiedenen Mustern, dass Instant Payment rege genutzt werde, und zwar tatsächlich rund um die Uhr, „da gibt es auch Zahlungen nachts um halb drei!“, so Egner. In 98 Prozent der Bezahlvorgänge liege die Übertragungszeit bei zwei Sekunden, die Abwicklung geht also deutlich schneller vonstatten, als es die Maximalzeit von zehn Sekunden erlauben würde. Derzeit registriert die EBA täglich eine sechsstellige Zahl von SCT Inst-Überweisungen. Doch wer braucht Instant Payments wirklich? Im Verbrauchersektor wird immer wieder gern das Beispiel vom Gebrauchtwagenkauf genannt. Im B2B-Sektor jedoch war die Notwendigkeit lange nicht so recht vermittelbar. Aber auch hier findet mittlerweile ein Umdenken statt. Heike Winter ermunterte ihre Zuhörer in Köln, sich einen LKW voller Sand vorzustellen. Der Lieferant kann mit einer Instant- Payment-Zahlung noch vor Ort sicher und direkt entlohnt werden, und der Empfänger kommt so vielleicht nicht in die Schwierigkeit, den abgekippten – aber nicht bezahlten – Sand wieder zurück schaufeln zu müssen. Und wie geht es nun weiter mit dem schnellen Bezahlverfahren? Im Rahmen der Fachkonferenz wurde deutlich, wie sich herkömmliche Verfahren durch das SCTInst ersetzen lassen. Das betrifft die gewöhnliche Überweisung, erst recht die Eilüberweisung, aber auch die Kartenzahlung. Auch dafür lasse sich die IP-Infrastruktur nutzen. Mit sog. Pull-Zahlungen („request to pay“) ergibt sich darüber hinaus eine neue, Lastschrift-ähnliche Bezahlvariante. Autorin Anja U. Kraus 03 // 2019 51

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