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die bank 03 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG INSTANT

DIGITALISIERUNG INSTANT PAYMENT Treiber für eine Echtzeitwirtschaft Euro-Echtzeitzahlungen sind seit über einem Jahr möglich. Das Partner-Ökosystem muss sich jedoch weiterentwickeln, damit Unternehmen Echtzeitzahlungen gewinnbringend und effektiv nutzen können. Ein bekanntes Bonmot ambitionierter Rennsportler lautet, dass Geschwindigkeit allein noch nicht zum Sieg führt. Ebenso wenig ist ausschließlich das jeweilige Sportgerät ausschlaggebend – obwohl es sich bei diesem, unabhängig von der jeweiligen Sportart, durchaus um ein technologisches Meisterwerk handeln kann. Es ist vielmehr die geschickte Kombination von Geschwindigkeit, Technologie, Strategie, Rennintelligenz und -kontrolle, die den Wettkämpfer als Ersten ins Ziel bringt und ihm den Sieg beschert. Dieselben Voraussetzungen und Fähigkeiten, die bei Sportwettkämpfen zum Erfolg führen, kommen auch in einer anderen Hochgeschwindigkeitsdisziplin, die einen europaweiten Siegeszug antreten soll, zum Zuge: Echtzeitzahlungen in Euro. Innerhalb von Sekunden und mit sofortiger Transparenz und Finalität wird mittels des SEPA Instant Credit Transfer-Verfahrens (SCT Inst) Geld vom Bankkonto des Zahlers auf das Konto des Empfängers überwiesen. Und das rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr. Auch bei dieser Beschleunigung des paneuropäischen Zahlungsverkehrs geht es allerdings um „mehr als Geschwindigkeit“, so Yves Mersch, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank. Die Beschleunigung der Zahlungsprozesse alleine generiert noch keinen Mehrwert. Euro- Echtzeitzahlungen können nur dann zur Erfolgstory werden, wenn der Echtzeitzahlungsverkehr den Bedürfnissen der Endnutzer von heute und morgen entspricht, so Mersch im Rahmen der Konferenz „Payments in the 22nd century: future starts today?”, die von der lettischen Zentralbank im Oktober 2018 ausgerichtet wurde. Um dieses Ziel zu erreichen, sind innovative Lösungen mit einem echten Zusatznutzen für den Kunden erforderlich. Zahlungen in Echtzeit stellen eine solide Basis zur Generierung eines solchen Zusatznutzens dar. Richtungsweisendes paneuropäisches Zahlungsinstrument Im Zuge des digitalen Wandels verfolgt eine wachsende Anzahl europäischer Unternehmen die Implementierung echtzeitfähiger Prozesse, meist getrieben durch das Erfordernis notwendiger Verbesserungen in den Bereichen Kundeninteraktion und Kostenkontrolle. In der Finanzindustrie bzw. im Zahlungsverkehr wird der Übergang zur Echtzeitwirtschaft von verschiedenen Faktoren angetrieben: Dazu zählen sowohl regulatorische Entwicklungen als auch neue Marktteilnehmer und neue Technologien, die die Nutzung innovativer Instrumente wie der Echtzeitzahlung erst ermöglichen. Auf nationaler Ebene haben Lösungen wie beispielsweise Swish in Schweden sehr schnell Akzeptanz gefunden und sich entsprechend rasch verbreitet. Die Einführung eines europaweiten Regelwerks für Echtzeitzahlungen hat aufgrund des länderübergreifenden Umfangs und der damit verbundenen Regelungskomplexität allerdings länger gedauert. Durch die zielgerichtete Zusammenarbeit zahlreicher Akteure – wie diversen EU-Behörden, dem European Payments Council (EPC), Zahlungsdienstleistern sowie Infrastruktur- Anbietern – wurde in lediglich zwei Jahren nach der Vorstellung erster Ideen ein paneuropäisches Verfahren für SEPA Instant Credit Transfers (SCT Inst) entwickelt und dem Markt im November 2016 zur Implementierung bereitgestellt. Mit Ablauf der vereinbarten einjährigen Implementierungsfrist ist seit November 2017 mit SCT Inst ein paneuropäisches Verfahren im Zahlungsverkehr nutzbar. Für die Abwicklung von SCT Inst stand zum Startzeitpunkt im November 2017 als erste paneuropäische Infrastrukturplattform für Echtzeitzahlungen das privatwirtschaftlich entwickelte RT1-System der EBA Clearing zur Verfügung. Zur Jahreswende 2018/19 hatte dieses System bereits 10 Millionen Transaktionen im Wert von 86 Mrd. € abgewickelt und die Erreichbarkeit von über 2.300 Zahlungsdienstleistern in zwölf EU-Staaten sichergestellt. Deutschland ist mit sieben RT1-Teilnehmern an das Echtzeitzahlungssystem angebunden: UniCredit, Hanseatic Bank, Helaba, LBBW, DZ BANK, Deutsche Bank und seit Ende Februar ist auch die Commerzbank dabei. Parallel zu RT1 hat die Europäische Zentralbank vor kurzem zudem TIPS (TARGET Instant Payment Settlement Service) lanciert, ein europaweites Infrastruktursystem für Echtzeitzahlungen, das vom Eurosystem (dem Zusammenschluss der europäischen Zentralbanken) betrieben wird. Echtzeitzahlung wird von der Ausnahme zur Regel Die Einführung von Kundenprodukten ist in vollem Gang, verläuft jedoch von Bank zu Bank und von Land zu Land unterschiedlich. Einige Banken haben mit dem Launch des SCT Inst-Regelwerks Echtzeitzahlungen zum Standardinstrument für den Massenzahlungsverkehr in Euro zwischen teilnehmenden Finanzinstituten gemacht: „Wir gehen davon aus, dass Echtzeitzahlungen in nicht allzu langer Zeit die Regel statt die Ausnahme darstellen werden,“ sagt beispielsweise Sandra Peute, Business Developer SEPA Payments im Bereich Commercial Banking bei ABN AMRO. „Weil wir die Vorzüge dieser neuen Zahlart so schnell wie möglich an unsere Kunden weitergeben möchten, haben wir uns dazu entschlossen, die Dinge so einfach wie möglich für unsere Kunden zu machen. Bei jeder SE- PA-Überweisung, die der Kunde in Auftrag gibt, überprüfen wir, ob sie schon über den Echtzeitkanal abgewickelt werden kann. Falls ja, verarbeiten wir die Zahlung als Instant Pay- 40 03 // 2019

DIGITALISIERUNG ment und leiten sie über die entsprechende Infrastruktur weiter. Bevor der Kunde die Zahlung bestätigt, haben wir ihm bereits mitgeteilt, ob sie das Konto des Begünstigten in wenigen Sekunden oder innerhalb eines Arbeitstages erreichen wird.“ Andere Marktteilnehmer positionieren Echtzeitzahlungen als eigenständiges Produkt. In einigen Ländern haben Zahlungsdienstleister damit begonnen, einzelne Zugangskanäle oder Produkte auf Echtzeit umzustellen. So werden die mobilen Anwendungen Bizum in Spanien oder Kwitt in Deutschland bereits mithilfe von SCT Inst-Techniken abgewickelt: „Die Abwicklung von Kwitt erfolgt seit November 2017 über unsere neuen Echtzeitzahlungskanäle. Der Unterschied ist für die Kunden gar nicht spürbar gewesen, aber es wird dadurch in Zukunft einfacher, andere Finanzinstitute an die Lösung anzubinden und damit die Reichweite von Kwitt weiter auszubauen. Die deutschen Sparkassen bieten mit der Echtzeit-Überweisung seit Sommer 2018 aber auch bereits ein Endprodukt an, das auf Instant Payments beruht und von den Kunden sehr gut angenommen wird. Wir gehen davon aus, dass die Beliebtheit dieser Zahlungsoption mit der zunehmenden Zahl an erreichbaren Banken in Deutschland und Europa zügig ansteigen wird,“ sagt Wolfgang Ehrmann, Head of Sales Saving Banks im Cash-Management-Bereich der Helaba. Trotz der unterschiedlichen zeitlichen Umsetzungsmodelle und individuellen Implementierungsstrategien von Instant Payments zeichnet sich eine Marktdurchdringung bereits deutlich ab. Und diese Entwicklung wird in diesem und im kommenden Jahr nochmals an Fahrt gewinnen. Viele Unternehmen verfolgen die Entwicklung hin zu einem Echtzeitzahlungsverkehr mit Interesse, sind doch die Chancen, die das neue Zahlungsinstrument mit sich bringt, sehr verlockend. Die Vorteile reichen von einer besseren Planbarkeit von Zahlungseingängen über günstigere Alternativen für Point-of-Sale-Transaktionen bis hin zu optimierten Cash-Management-Prozessen durch Kontenabgleiche und Liquiditätsmanagement in Echtzeit. 03 // 2019 41

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