Aufrufe
vor 4 Jahren

die bank 03 // 2019

  • Text
  • Diebank
  • Mitarbeiter
  • Beruf
  • Deutschen
  • Clearing
  • Deutschland
  • Nachhaltigkeit
  • Finleap
  • Digitalisierung
  • Banken
  • Unternehmen
die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

REGULIERUNG Z Z

REGULIERUNG Z Z Fundingkosten: Im Rahmen des Kunden- Clearing entstehen bei der Bank Fundingkosten, insbesondere für die Hinterlegung der Initial Margin und der Einzahlung in den Ausfallfonds. Collateral Costs (Kosten bei der Hinterlegung von Sicherheiten): Diese entstehen einerseits in Form von Opportunitätskosten aufgrund eines Renditevergleichs zwischen den hinterlegten Sicherheiten und einem Referenzzinssatz (z. B. Eonia). Zusätzlich werden auch direkte Gebühren für das Handling von Wertpapiersicherheiten erhoben. Im Kunden-Clearing-Modell gibt die Clearing-Bank überwiegend die bei ihr entstandenen Kapital- und Fundingkosten als Portfolio Charge an den Clearing-Kunden weiter. Kapital- und Fundingkosten sind wichtige Kostentreiber Auf Basis eines von BCG erstellten Kostenmodells zeigt sich, dass Kapital- und Fundingkosten den größten Kostenblock darstellen. Im Gegensatz zum Eigen-Clearing addieren sich im Kunden-Clearing sowohl Kosten des Clearing Members als auch des Clearing-Kunden. Denn einerseits reicht das Clearing-Mitglied Kapital- und Fundingkosten in Form einer Portfolio Charge an den Kunden weiter, und zusätzlich entstehen beim Kunden (sofern es sich um ein Finanzinstitut handelt) originäre Kapital- und Fundingkosten. Eurex und LCH mit vergleichbaren Clearing-Kosten Aufgrund der aktuellen Brexit-Diskussion wurde das BCG-Kostenmodell herangezogen, um einen Kostenvergleich der Clearing- Kosten zwischen LCH und Eurex Clearing anzustellen. Zusammenfassend ergab sich dabei, dass die Haupttreiber (insbesondere Kapitalund Fundingkosten) bei beiden Clearinghäusern von vergleichbarer Größenordnung sind. Da sich die CCP-Basis vor- oder nachteilig auswirken kann, je nachdem, ob eine Swap- Empfänger- oder Zahlerposition besteht, wurde diese im vorliegenden Vergleich nicht berücksichtigt. Incentivierung von Kunden-Clearing Derzeit werden mehrere regulatorische Anpassungen diskutiert, die absehbar zu bedeutenden Veränderungen der beim Kunden- Clearing anfallenden Kosten führen werden. Dies betrifft Maßnahmen zur besseren Incentivierung des Angebots von Clearing-Dienstleistungen durch Banken sowie Änderungen in der allgemeinen Berechnungsmethodik des Gegenparteirisikos, die auch für das Exposure gegenüber CCPs benutzt wird. So konstatierte der Finanzstabilitätsrat FSB in seinem kürzlich veröffentlichten Abschlussbericht zur Untersuchung der Anreize im Kunden-Clearing, dass die Leverage Ratio (LR) in der gegenwärtigen Fassung das Angebot von Clearing-Dienstleistungen hemmt. Fast 90 Prozent der in der Untersuchung befragten Banken gaben an, dass das LR-Regime einen negativen Anreiz für Kunden-Clearing darstellt. Als Hauptkritik wird angeführt, dass der Standardansatz für Kontrahentenrisiken (SA-CCR) im Kontext der Leverage Ratio dahingehend modifiziert wurde, dass die Initial Margin nicht mit ihrer reduzierenden Wirkung auf das Potential Future Exposure (PFE) im Rahmen der Berechnung des LR-Exposure angesetzt werden darf. Dieses Thema wird aktuell vom Baseler Ausschuss adressiert, und der Vorschlag zur CRR II bzw. CRD V enthält diesbezüglich Erleichterungen. Gefragt sind klar definierte Clearing- Strategien Marktteilnehmer sowohl auf der Buy-Side als auch der Sell-Side müssen ihre Clearing- Strategie auf die dargestellten Veränderungen anpassen. Randbedingung der Überlegungen ist stets die vollständige Erfüllung der EMIR- Vorgaben. 38 03 // 2019

REGULIERUNG Als Entscheidungsbasis ist in der Regel eine Szenario-Betrachtung mit Kosten- und Mengengerüst der erwarteten clearingpflichtigen Geschäftsvolumen hilfreich. Für Marktteilnehmer mit einem höheren Derivate-Volumen kommen verschiedene CCP-Kontomodelle infrage, sodass zur Auswahl des optimalen Modells eine Abwägung erforderlich ist. Die Umsetzung von Änderungen der Clearing-Strategie zieht umfangreiche Prozessanpassungen nach sich. So sind die Funding- Kosten und -Risiken aus dem Derivate-Clearing in der Liquiditätssteuerung zu berücksichtigen (insbesondere Collateral Management und Intraday Cash Management). Die Kapitalkosten müssen in der Kapitalplanung angesetzt werden. Schließlich ist die Erstellung eines Limit- Frameworks hinsichtlich Exposures gegenüber CCPs und Kunden erforderlich. Wo künftig mehrere angeschlossene Clearing- Venues zur Auswahl stehen, wird zudem eine interne Allokationsentscheidung bzw. -policy benötigt. Ausgelöst durch den Brexit analysieren die Marktteilnehmer, in welchen Brexit-Szenarien für welche Produkte eine Anbindung bei kontinentaleuropäischen Clearinghäusern erforderlich ist, um den Anforderungen der EMIR weiter zu entsprechen. Die Bandbreite reicht hier von der systematischen Schaffung von Zweitanschlüssen für wichtige Währungen bis hin zur vollständigen Migration der Bestandsgeschäfte. FAZIT LCH bleibt durch die vorübergehende Anerkennung auch nach dem Brexit – gleich ob „hard“ oder „soft“ – zugelassen, da in beiden Fällen Übergangsfristen greifen. Die langfristige Zulassung wird nach Abschluss der EMIR 2.2-Reform auf Basis des neuen Regimes für Drittstaaten-CCP getroffen. Die Alternativen für LCH umfassen dabei eine stärkere Governance in London und den Transfer von als systemrelevant erachteten Teilen nach Kontinentaleuropa. Eurex Clearing stellt insbesondere für OTC- Derivate in Euro eine Alternative mit wachsendem Volumen und Liquidität dar. Der Anschluss stellt einen „No-Regret Move“ dar. Die Migration weiterer Clearing-Volumen hängt von weiteren, eher technischen Faktoren ab. Marktteilnehmer der Buy- wie auch der Sell-Side müssen vor dem Hintergrund der EMIR-Anpassungen und der Brexit-Diskussion ihre Clearing-Strategie weiterentwickeln und in vielen Fällen als Entscheidungsbasis Szenario-Betrachtungen hinsichtlich Kosten und Volumen im Clearing von OTC-Derivaten entwickeln. Autoren Dr. Carsten Gubelt ist Partner bei der Boston Consulting Group (BCG) im Düsseldorfer Büro. Dr. Andreas Bohn ist Director im gleichen Unternehmen im Frankfurter Büro. Klaus Hetzer ist Projektleiter im gleichen Unternehmen im Frankfurter Büro. Alle drei Autoren gehören der Praxisgruppe „Financial Institutions“ an. 1 Ausgehend vom Status quo zum Redaktionsschluss. 2 BIZ, Derivatestatistik D7, H1 2018. 3 Eurex Clearing, Präsentation “Eurex Clearing Partnership Program”, Februar 2019. 03 // 2019 39

die bank