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die bank 03 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT medizinische

MANAGEMENT medizinische Bereich, in dem sich der nachhaltige und sozial relevante Charakter der Digitalisierung zeige. So sei es hierdurch möglich, Herzinfarkte und Kreislaufzusammenbrüche vorherzusagen. Moderne Geräte messen Puls, Blutdruck und andere Körperwerte. Mit den Daten könnten Ärzte dann die entsprechenden Voraussagungen treffen. Anspruchsvolle Digital-Start-ups im Vorteil Dem KPMG Start-up-Monitor zufolge handelt es sich bei rund zwei Dritteln der Startups um digitale Geschäftsmodelle. Hier liegt jedoch nicht nur eine Chance, sondern auch eine Gefahr. So sind zumindest im Sinn von Programmier- und Ingenieursleistung sowie Technisierungsgrad anspruchsvolle Digital- Start-ups offenbar im Vorteil, weil sich ihren Methoden und Ansätzen am ehesten mit dem traditionellen Bewertungsraster der Kreditgeber beikommen lässt. Weniger technisierte und damit auch weniger quantifizierbare Geschäftsmodelle, die nicht nur den Gewinn und Wachstumsraten als Kern-KPI formulieren, haben es deutlich schwerer. Hier kommt nicht selten der Moment der Wahrheit, wenn sich die Analysten nach der ersten Imagepräsentation mit dem „echten“ Geschäft befassen. Grundsätzlich sind sich die Banken darin einig, dass nachhaltige Unternehmen förderungswürdiger sind als andere. Firmen, die hingegen nur auf Kosten der Umwelt und der Mitarbeiter agieren, können nicht nachhaltig sein und sind somit weniger förderungswürdig, so die einhellige Meinung. Nachhaltigkeit auch als Risikomanagement scheint als Idee angekommen zu sein. Wie bereits beschrieben, ist die Förderung jedoch nicht allein vom Faktor Nachhaltigkeit abhängig – vor allem dann nicht, wenn die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens infrage gestellt ist oder traditionellen Bewertungsrastern nicht entspricht. Für die Förderung des Gemeinwohls gibt es gemeinhin keine Pluspunkte – was nicht nur schade, sondern auf Dauer auch gesellschaftlich nicht wünschenswert sein kann. Natürlich stellt sich für Banken bei der Finanzierung die Frage, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sich eine Investition auszahlt. Dazu müsse das Geschäftsmodell solide, aber eben auch nachhaltig sein und genau in diesem Zusammenhang kann Nachhaltigkeit auch den entscheidenden Beitrag für das Kreditrating liefern. Typisch ist deshalb auch die Antwort auf die Frage, welche Kennzahlen (Key Performance Indicators, KPI) am ehesten auf Nachhaltigkeit schließen lassen. Hier war die Antwort die Kennzahl MRR (Monthly Recurring Revenue), die Aussagen zu regelmäßig wiederkehrenden Umsätzen trifft. Dies setze eine besonders gute Vertrauensbasis zum Kunden voraus und entspräche somit dem Nachhaltigkeitsgedanken am direktesten. Bei der Frage, in welchen Bereichen ein Unternehmen am ehesten wachsen sollte, gingen die Antworten auseinander. Ein Schwerpunkt liegt jedoch bei der Kundengewinnung als wichtigstem Faktor, gefolgt von der Effizienzsteigerung, um die Kosten pro Kunde zu reduzieren. Schließlich seien Umsatz und Absatz zentral für die Gewinnerzielung. Dies ist eine Sichtweise, die keinen Nachhaltigkeitsexperten überzeugen kann und schmerzhaft offenbart, wie eingeschränkt das Verständnis von Nachhaltigkeit allein die ökonomische Dimension ins Zentrum rückt. Wenn gesellschaftliche Transformation ein Ziel ist, kann diese nur durch den zweiten Sektor vorangetrieben werden. Ohne Finanzierer, die die damit verbundenen Konzepte und Ideen ganzheitlicher verstehen, wird die Transformation jedoch nicht gelingen. Jede Branche erhält gleiche Chance auf Finanzierung Das Thema negativer Branchenausschluss ergab auch bei der Start-up-Finanzierung keine Überraschung: Unisono erklärten die Banken, dass sie das Rotlicht- und Drogenmilieu, die Rüstungsindustrie, das Glücksspiel oder den Kohlesektor auf jeden Fall von einer Finanzierung ausschließen würden. Allerdings räumte einer der Befragten ein, dass jede Branche prinzipiell die gleiche Chance auf Finanzierung erhalte, soweit diese nach Recht und Gesetz ausgerichtet sei. Begründet wurde dies damit, dass jedes neue Unternehmen auch Arbeitsplätze schaffen würde. 26 03 // 2019

MANAGEMENT So zeigt sich insgesamt, dass Banken bei der Start-up-Finanzierung eine wachsende Bedeutung zu kommt. Hier sollten künftig auch Aspekte der Nachhaltigkeit stärker einfließen. Die Untersuchungen zeigen einerseits, dass Nachhaltigkeit bankenseitig aktuell stark ökonomisch interpretiert wird und dass andererseits immer noch auf allzu simple Mechanismen wie Branchenausschlüsse gesetzt wird, in der Hoffnung das Feld abzudecken. Der wachsende Wissensvorsprung der Institute bei jungen Geschäftsfeldern würde es ihnen ermöglichen, zukünftig eine Pionierrolle in der Nachhaltigkeit einzunehmen und zum gesellschaftlichen Vorteil einzusetzen. FAZIT Fremdkapitalfinanzierung spielt für Startup-Unternehmen bislang nur eine untergeordnete Rolle. Ein stärkeres bankseitiges Engagement bei der Start-up-Finanzierung ist wünschenswert ebenso wie eine ganzheitlichere Betrachtung von Nachhaltigkeit als Faktor für unternehmerische Qualität und wichtigen Beitrag zu einer notwendigen gesellschaftlichen Transformation. Die Betrachtung zeigt, dass die Banken durchaus Nachhaltigkeit mit in den Bewertungsprozess einfließen lassen, diese aber unnötig auf die ökonomische Dimension verengen. Hier scheint es an ganzheitlichen Betrachtungswerkzeugen und an strategischem Commitment zu mangeln. Der Boden für eine bessere Förderung nachhaltigen Unternehmertums durch Banken als Unternehmenspartner scheint somit bereitet, aber längst nicht erschöpfend ausgenutzt. Autoren Prof. Dr. Riccardo Wagner ist Leiter der Media Faculty am Campus Stuttgart der Macromedia Hochschule und lehrt dort digitale Markenführung und Kommunikation. Laura Wohlleben studiert Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing Management an der Macromedia Hochschule Stuttgart. David Rinio studiert Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Wirtschaftspsychologie an der Macromedia Hochschule Stuttgart. 1 Scholz, Olaf: Rede zur Jahreseröffnung der Deutschen Börse, 7. Februar 2019, https://www.olafscholz.de/main/pages/index/p/5/3363, abgerufen am 11. Februar 2019. 2 Rogall, H. (2004). Ökonomie der Nachhaltigkeit: Handlungsfelder für Politik und Wirtschaft, Wiesbaden. 03 // 2019 27

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