Aufrufe
vor 4 Jahren

die bank 03 // 2019

  • Text
  • Diebank
  • Mitarbeiter
  • Beruf
  • Deutschen
  • Clearing
  • Deutschland
  • Nachhaltigkeit
  • Finleap
  • Digitalisierung
  • Banken
  • Unternehmen
die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT FINTECHS Der

MANAGEMENT FINTECHS Der Seriengründer Wie man ein FinTech gründet, das weiß kaum jemand so gut wie Ramin Niroumand. Der Geschäftsführer der Berliner finleap GmbH hat binnen vier Jahren 16 Finanztechnologie-Unternehmen auf den Weg gebracht. Im Inkubator entstanden namhafte Player wie die solarisBank. Unsere Autorin traf Niroumand in Berlin und sprach mit ihm über sein Geschäftsmodell, die Branche und den neuen Investor aus China. Der Platzhirsch hat sich eine ungewöhnliche Location ausgesucht. Wer Ramin Niroumand treffen will, fährt nicht in die angesagte Berliner Mitte und auch nicht nach Friedrichshain-Kreuzberg, wo sich die hippe Gründerszene zwischen coolen Cafés und Clubs, Bistros und Bars eigentlich am wohlsten fühlt. Deutschlands bekanntester FinTech-Gründer hat vielmehr in der City West Quartier bezogen, unweit von Kudamm, Zoo und Gedächtniskirche. Hier trifft Tradition auf Innovation, die alte Bankenwelt auf die neue. In dem neunstöckigen unspektakulären Hochhaus an der Hardenbergstraße residierte einst die Zentrale der Berliner Bank, die nach wechselvoller Geschichte unter ihrem letzten Eigentümer, der Deutschen Bank, vom Markt verschwand. Heute hat sich in deren Räumen auf rund 11.000 Quadratmetern Europas größter FinTech-Hub, H:32, mit rund 30 Firmen und 1.000 Mitarbeitern eingemietet. Gemeinsam wollen sie die Finanzwelt digitalisieren. Unter ihnen finleap, das immer größer werdende FinTech-Reich des Ramin Niroumand. Keine typischen Gründerklischees Der erscheint zum Interview nicht im branchentypischen Hoodie, sondern im schneeweißen, akkurat gebügelten Hemd, dazu blaue Anzughose und schwarze Schuhe. Weder bei der Kleidung noch beim privaten Domizil bedient der Berliner typische Gründerklischees. Noch wohnt er zwar mit seiner Frau in Berlin-Mitte, denkt aber zum Entsetzen seiner Freunde darüber nach, wieder nach Zehlendorf zu ziehen, wo der Sohn eines Iraners und einer Deutschen einst aufwuchs. Da sei es einfach ruhiger, findet der 31-Jährige. Vielleicht hängt das Bedürfnis nach Ruhe mit einem Job zusammen, der sich binnen nur vier Jahren eindrucksvoll gewandelt hat. Legte Niroumand mit seinem ersten Start-up 2012 noch recht zügig eine Pleite hin, ging es danach Schlag auf Schlag. Mit finleap entwickelt der Wirtschaftsinformatiker Geschäftsmodelle für technologiebasierte Finanz-Start-ups aus den Bereichen Bankenwesen, Versicherungen oder der Vermögensverwaltung. Als Company Builder entwickelt, gründet und ermöglicht finleap Unternehmen den Markteintritt, stellt Startkapital zur Verfügung sowie Kontakte zu Investoren, Kunden und potenziellen Mitarbeitern her. Nach einigen Monaten entlässt finleap die jungen FinTechs in die Selbstständigkeit, bleibt aber beteiligt. „Sechs bis sieben Jahre geben die Investoren den Unternehmen Zeit, bis sie Gewinne sehen wollen“, sagt Niroumand. Gegründet im August 2014, hat finleap mit seiner Infrastruktur bis heute 16 Firmen – im FinTech-Deutsch: Ventures – entwickelt, darunter Stars der Szene wie die solarisBank (siehe Kasten: „finleaps FinTech-Reich“). Anfang März 2019 gaben die Berliner schließlich offiziell bekannt, was die Branche schon länger munkelte: Sie haben den ersten großen Zusammenschluss in der deutschen FinTech-Szene besiegelt und sind damit von der ursprünglichen Strategie „gründen statt kaufen“ erstmals abgerückt. Der Hamburger API-Dienstleister Figo von André Bajorat fusionierte mit der finleap-Tochter Finreach Solutions. Damit entsteht, so zumindest das Insider-Portal Finanz-Szene.de, das – nach der solarisBank – zweitgrößte deutsche B2B-FinTech. Dem Deal müssen noch die Finanzbehörden zustimmen. Ziel sei es, die führende FinTech-Plattform zu werden, die hochwertige Software-as-a-Service-Anwendungen und API-Lösungen liefert – europaweit und PSD2-lizensiert. Kernzielgruppe sind laut finleap Unternehmen unterschiedlicher Branchen, die Endverbraucher als Kunden haben und diesen innovative Finanzlösungen anbieten wollen. Finreach Solutions hat zuletzt unter der Marke FinReach digitale SaaS-Lösungen wie den digitalen Kontowechsel für Bankenpartner wie Deutsche Bank, DKB und Postbank realisiert. Figo sieht sich als Vorreiter in den Bereichen Smart Data Connectivity, Open Banking und Licence-as-a-service und verfügt als erster deutscher Anbieter über eine entsprechende PSD2-Lizenz für zehn europäische Länder. Neuer CEO des Unternehmens, das an den beiden Standorten Berlin und Hamburg 90 Mitarbeiter beschäftigt, wird der bisherige Chef von Finreach Solutions, Markus Dränert. Der bisherige CEO Bajorat wird in den Aufsichtsrat des neuen Unternehmens wechseln und das finleap-Team verstärken. Mittlerweile beschäftigt die Gruppe insgesamt rund 700 Mitarbeiter aus gut 60 Nationen, finleap selbst hat 75 Beschäftigte. Bei ihnen können die Unternehmen, die der Inkubator auf den Weg gebracht hat, auch gegen Bezahlung Dienstleistungen abrufen, zum Beispiel in den Bereichen HR, Legal oder PR. Erfolg macht selbstbewusst Niroumands Pionierarbeit hat auch die Politik auf den Plan gerufen. Das Bundeswirtschaftsministerium wählte Berlin als digitales Kompetenzcenter für Internet of Things (IoT) & FinTechs aus, als einen von 12 03 // 2019

MANAGEMENT insgesamt zwölf Hubs, mit denen die Regierung digitale Schwerpunkte in Deutschland fördern will. Zu dessen Trägern gehört neben dem Wirtschaftsförderer Berlin Partner und dem umtriebigen Berliner Company Builder Next Big Thing (IoT, Blockchain) auch finleap (FinTechs). Dabei erhielt finleap 2017 von der Stadt Berlin den Auftrag, einen Hub mit Schwerpunkt FinTechs aufzubauen. Start-ups, Wissenschaft, Mittelstand und Großunternehmen sollen sich an den neuen Knotenpunkten vernetzen. „Für uns war das eine große Anerkennung unserer Arbeit und steigert auch unsere Glaubwürdigkeit bei internationalen Investoren“, sagt Niroumand nicht ohne Stolz. Bei internationalen Konferenzen wie der jährlich stattfindenden „South by Southwest“ (SXSW) in Austin (Texas), einer Konferenz unter anderem für interaktive Medien, vertritt finleap jetzt nicht mehr nur die eigenen Interessen, sondern betreibt auch Standortförderung für Berlin. 03 // 2019 13

die bank