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die bank 03 // 2017

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT

MANAGEMENT DATENMANAGEMENT Vorbild EnerTech-Unternehmen Mit Big-Data-Analysen bekommen Energieunternehmen die Datenmengen unterschiedlicher Energieportfolios an den verschiedenen Standorten weltweit in den Griff. Windparks und Solaranlagen lassen sich so schnell am Bildschirm analysieren und steuern. Derartige IT-Modelle können auch den Banken helfen, die Datenmanagement-Anforderungen von BCBS 239 zu erfüllen. Die Vorgaben sind eindeutig. Risikoinformationen müssen von Banken adressatengerecht, korrekt, vollständig und zeitnah zur Verfügung gestellt werden. So fordern es die Regulatoren in Basel seit dem Januar 2013 in den „Grundsätzen für die effektive Aggregation von Risikodaten und die Risikoberichterstattung“, in der Bankenwelt vor allem als BCBS 239 bekannt. Seit es in der Welt ist, bereitet dieses Zahlenkürzel vielen Bankmanagern Kopfschmerzen: Denn es zwingt die Finanzinstitute dazu, den bisher üblichen Prozess-Wildwuchs zu roden, heterogene Systemlandschaften aufzuräumen und die Business- Analytics-Systeme auf den neuesten Stand zu bringen. Dass das Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe pro Bank bedeuten kann, wissen auch die Regulatoren in Basel. Prozess-Wildwuchs roden Zwar gelten die Grundsätze nur für global und national relevante Finanzinstitute. Doch mit der fünften Novelle der Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) erlangen die Aspekte des Baseler Papiers bekanntlich auch für deutsche Banken bei der Aggregation von Risikodaten und der Risikoberichterstattung größte Wichtigkeit. Danach richten sich die überführten Anforderungen der Grundsätze Unternehmensführung & Infrastruktur sowie Risikodaten-Aggregation an Finanzinstitute mit einer Bilanzsumme von mehr als 30 Mrd. €, die des Risk Reportings aber an deutsche Geldinstitute jeder Größe. Darüber hinaus verlangt die MaRisk-Novelle, die institutsspezifische Risikokultur auszubauen: Die Geschäftsführungen der Banken sollen die Risiken in ihren Portfolios wirksam kontrollieren und so einen verantwortungsvollen Umgang damit sicherstellen. ENERTECHS – START-UPS IM ENERGIESEKTOR: Vorstandsgerechte, risikoadäquate Steuerungsgrundlage erforderlich Im Kern geht es also nicht nur um eine einfache Überarbeitung des Reportings und der Analytik, sondern vielmehr um eine zuverlässige, risikoadäquate und vorstandsgerechte Steuerungsgrundlage. Dementsprechend ist es, neben der Forderung nach einer detaillierten Datenhaltung und Risikoberichterstattung, vor allem das geforderte Tempo und die erwünschte Flexibilität, die den zuständigen Bankmanagern die Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Denn bis jetzt ist die Erfüllung der BCBS 239-Anforderungen nur schwerlich möglich. Schließlich existieren bislang kaum ausreichende Datenquellen mit entsprechender Datenqualität, die eine Verarbeitung gemäß den Anforderungen möglich machen würden. Die Digitalisierung bringt auch im Energiesektor junge, innovative Unternehmen hervor, die althergebrachte Geschäftsmodelle umgestalten. Diese EnerTechs sind Innovationstreiber in der Energiebranche. Vor allem in der Finanzwelt nutzen kreative und innovative junge Unternehmen neue digitale Techniken und Methoden, um herkömmliche Geschäftsmodelle auf den Prüfstand zu stellen und aufzubrechen. Diese FinTechs in der Bankenwelt und die InsurTechs in der Versicherungsbranche sind Vorbilder für die jungen, innovativen Technologieunternehmen in der Energiebranche. Treiber dieser Entwicklung ist vor allem die Energiewende. Diese ist in Deutschland im vollen Gang und führt zu großen und deutlich spürbaren Veränderungen am Energiemarkt. Dabei ist die Digitalisierung Grundlage für eine Vielzahl neuer Modelle rund um das Geschäft mit der Energie. So versuchen zum einen die großen und bekannten Energiekonzerne ihre Geschäftsmodelle zu digitalisieren. Zum anderen nutzen innovative Start-ups die digitale Technologie, um herkömmliche Geschäftsmodelle aufzubrechen oder gleich ganz neue zu entwickeln. Die EnerTechs sind dabei in den verschiedensten Bereichen des Energiesektors mit neuen Geschäftsideen und -modellen unterwegs. Viele Start-ups entwickeln Ideen zur Energieeinsparung oder zur effizienten Nutzung von Energie – ob im privaten oder im gewerblichen Bereich. Andere verbinden den Finanz- und Energiesektor, indem sie Crowdfunding-Lösungen für erneuerbare Energien und Energieeffizienz anbieten. 34 03 // 2017

MANAGEMENT 1 | IT-Modell für die Risikodatenaggregation Das IT-Modell Aristoteles aggregiert technische und kaufmännische Daten verschiedener Kreditnehmer und IT-Systeme. Dadurch wird eine aktuelle und belastbare Datenbasis geschaffen. Technical Data Kreditnehmer Risk Management System Kreditinstitut Risikodatenaggregation Risikoberichterstattung Financial Data Kreditnehmer unabhängige Datenholung Standardisierte, manipulationsfreie Datenbasis Risk Management System Risikoevaluierung Risikocontrolling Risikoüberwachung Risikoberichterstattung €€€ Interface zu den jeweilig verwendeten ERP-Systemen Predictive Analytics Risikoprävention Data Pooling Quelle: Kaiserwetter Energy Asset Management GmbH, Hamburg. Heutige Berichte sind meist starre Standard- Reports, die Wochen bis zur Fertigstellung benötigen. Manche Institute pflegen sogar noch einen quartalsweisen Berichtsrhythmus. Dabei erwartet die deutsche Aufsicht einen kompletten konzernweiten Risikobericht beim Vorstand schon zehn Tage nach Monatsultimo. Das bedeutet: Flexible Ad-hoc-Analysen, Simulationen und Stresstests jederzeit zur Echtzeit sind keine Kür mehr, sondern Pflicht. Doch kaum ein Geldinstitut ist zu dieser Kür in der Lage. Mithilfe des Internet of Things und Big-Data-Analysen In der Energiewelt sieht das anders aus. Dort gibt es Möglichkeiten, mithilfe von Big-Data-Analysen und des Internet of Things (IoT) produktions- und finanzwirtschaftliche Daten von Energieparks in einer zentralen Anwendung zu analysieren und auszuwerten. Und das nur einen Tag, nachdem die Daten angefallen sind. Cloudbasierte IoT-Lösungen versetzen schon heute Investoren in der Lage, auf einer unabhängig aggregierten, manipulationsfrei gespeicherten und standardisierten Datenbasis ihre Energie-Assets über Ländergrenzen hinweg zu managen. Alle wichtigen Daten für das Management in Echtzeit Mit solchen cloudbasierten, manipulationsfreien IoT-Lösungen können auch Banken die BCBS-239-Anforderung erfüllen. Denn mit diesem Ansatz können technische und kaufmännische Daten aggregiert und so eine aktuelle und belastbare Datenbasis geschaffen werden ÿ 1. Über ein webbasiertes Interface kann voll automatisch auf alle in das System aggregierten Daten zugriffen werden. Ein Dashboard stellt die jeweils gewünschten Informationen dann über mehrere Aggregationsebenen hinweg dar. In die Bankenwelt transferiert bedeutet das, dass die Banken bei Projektfinanzierungen in die Lage versetzt werden, direkt auf alle Produktions- und finanzwirtschaftlichen Daten nahezu in Echtzeit zugreifen zu können. Vor allem aber liefert die SAP-gestützte Datenbank eine standardisierte- und manipulationsfreie Datenbasis, die es den IT Systemen der Banken ermöglichen sollte, ihr eigenes Risikomanagement von Projektfinanzierungen zu automatisieren. Zusammengefasst ergeben sich durch die Aggregation der Daten von Kreditnehmern zahlreiche Vorteile: Permanente Kontrolle der Kreditnehmer durch den Online-Zugang Under-Performing-Assets im Kreditportfolio werden schnell identifiziert Aggregation von aktuellen Daten über verschiedene Ebenen hinweg Frühzeitiges Erkennen von operationellen Risiken (Predictive Analytics) Dank vereinheitlichter Reportingstandards geringerer Aufwand der Risikodokumentation Effizienzsteigerung führt zu hohem Rationalisierungsgrad Weltweit einsetzbares System FAZIT Mit der Digitalisierung als Basis lassen sich Informations- und Datenfluten im Bereich Projektfinanzierung von Erneuerbaren- Energie-Portfolios hervorragend beherrschen. Das Internet of Things hilft bei der Beschaffung der Daten, die dann mithilfe von Big-Data-Analysen verarbeitet werden. So entsteht eine aktuelle und belastbare Datenbasis mit aggregierten technischen und kaufmännischen Daten. Auf diese Weise kann über ein webbasiertes Interface voll automatisch auf alle in das System aggregierten Daten zugriffen werden. Auf diese Weise bekommt das Management ein Instrument in die Hand, um alle wichtigen Daten zu beschaffen, zu analysieren und zu bewerten. Und das nahezu in Echtzeit. So lassen sich über ein einfaches Dashboard auf dem Rechner die Herausforderungen eines modernen Datenmanagements beherrschen und managen. Autor: André Schulten ist Geschäftsführer der Schulten GmbH – Architects for Corporate Finance, Hamburg. 03 // 2017 35

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