Aufrufe
vor 5 Jahren

die bank 03 // 2017

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT

MANAGEMENT GESCHÄFTSMODELLE Gas geben mit Bruno Besser hätte es nicht laufen können. Sechs Jahre lang war der kanadische Rennfahrer Bruno Spengler für Mercedes-Benz gefahren, wechselte schließlich 2012 zum Konkurrenten BMW. Prompt gewann er bei der DTM (Deutsche Tourenwagen Masters) den Fahrertitel. Immer mit im Bild: der Schriftzug der BMW Bank. Die Autobank will jetzt auch im Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Konkurrenz aus Stuttgart dauerhaft die Nase vorn haben. 20 03 // 2017

MANAGEMENT Sie sind zurückhaltend, geben keine Pressekonferenzen und auch Interviews stehen nur selten im Terminkalender. Dabei ist ihre Botschaft in der von Turbulenzen gebeutelten Bankbranche ungewöhnlich. „Uns geht es gut“, sagt Dr. Hans-Jürgen Cohrs, Vorsitzender der Geschäftsführung der BMW Bank, die als Mitglied der BMW Group Financial Services Geschäfts- und Privatkunden Finanzierung, Leasing, Versicherung von Automobilen und Motorrädern ebenso wie Einlagen und Vermögensmanagement anbietet. Knapp 2 Mrd. € Gewinn vor Steuern hat der BMW-Konzern 2015 mit seinen Finanzdienstleistungen weltweit verdient. Bei einem Gesamtergebnis des Autobauers von 9,2 Mrd. € liegt deren Anteil bei mehr als 20 Prozent. So hoch war er noch nie. Damit dient der Finanzdienstleister der Münchner Mutter nicht nur als Absatzförderer, sondern auch als starker Ertragsbringer. Jeder zweite Neuwagen von BMW oder Mini wird heute bereits über die hauseigene Autobank finanziert oder verleast. Erfolg sind Bankchef Cohrs sowie Jan Oehmicke, Leiter der Geschäftsbereiche Vertrieb und Marketing, also gewohnt. An den DTM- Coup von Rennfahrer Bruno Spengler erinnern sich beide dennoch besonders gern. Seitdem ist der gebürtige Kanadier, der nicht nur sehr sportlich ist, sondern auch als stets gut gelaunt und sehr charmant gilt, bei der BMW Bank ein gefragter Mann. Aktuell scheint die Freude über das Aushängeschild nicht einmal davon getrübt, dass Spengler 2016 nur noch Platz 15 in der DTM-Gesamtwertung belegte. Marke pflegen und Daten sammeln Das Motorsport-Engagement nutzt die BMW Bank für sämtliche Marketingaktivitäten, und es dient als Grundstein für die Kundenbindung. „Drive like Bruno“ haben die Marketingstrategen des Hauses zum Beispiel die Events getauft, bei denen Interessenten sowie Kunden und die Mitglieder des noch jungen „Drivers Club“ mit dem Motorsport-As in BMW M-Modellen oder Formel BMW-Rennwagen auf dem Hockenheimring im rasanten Slalom über den Parcours heizen, Teilnehmerinnen beim Ladies Day neben dem smarten 33-jährigen DTM-Piloten (siehe Foto S. 23) in seinem „Black Beast“ schnittige Runden drehen oder Bruno mit einem Team die Biathlon-Legende Fritz Fischer sowie Rennrodel-Ikone Georg Hackl und deren Teams bei diversen Wettkämpfen herausfordert. Unter Teilnehmern eines Gewinnspiels verlost die Bank in Deutschland die begehrten knappen Plätze und generiert ganz nebenbei wertvolle Daten. Auch bei BMW-Händler-Aktionen und den Mitarbeitern der Bank schaut der sympathische Sportler regelmäßig vorbei. Brunos Blog, Filme und Berichte lassen auf der Website der Bank und deren Social- Media-Kanälen auch all jene teilhaben, die nicht persönlich dabei waren. Doch nicht nur in Deutschland sind kreative Marketingkonzepte gefragt. Um die mehr als eine Million Kunden in Deutschland, Portugal, Spanien, Italien und Frankreich zu betreuen und zu „loyalisieren“, wie es der Marketingchef nennt, müssen sich die Banker schon Einiges einfallen lassen. Annähernd 1.400 Mitarbeiter, darunter gut 840 in Deutschland, sind dafür im Einsatz. Mit einer Bilanzsumme von 24 Mrd. € liefern sich die Münchner ein stetes Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Konkurrenz aus Stuttgart, die es 2015 auf 24,06 Mrd. € brachte. Ein Jahr zuvor hatte die weiß-blaue Marke noch die Nase leicht vorn. Unter den Top 100 der größten deutschen Banken, sind mit den Instituten von VW, Mercedes, BMW und Toyota mittlerweile schon vier Autobanken vertreten, von denen VW immerhin den 23. Rang belegt und Mercedes sowie BMW mit der 39. und 40. Position noch in der ersten Hälfte mitspielen. Sie profitieren davon, dass immer mehr Privat- und Geschäftskunden via Händler bei der Autobank ihrer bevorzugten Marke Automobile und Motorräder auf Kredit kaufen oder leasen, statt bar zu zahlen. Am gesamten Automarkt liegt die Quote mittlerweile bereits bei 80 Prozent . Finanzdienstleistung mit satten Gewinnen Kein Wunder, dass der Erfolg von VW, Mercedes, BMW & Co. immer mehr Nachahmer lockt. Zuletzt hatte im November vergangenen Jahres der südkoreanische Mischkonzern Hyundai Kia für seine Finanzdienstleistungstochter eine Vollbanklizenz erhalten. In Frankfurt ging der fünfgrößte Automobilhersteller der Welt mit der Hyundai Capital Bank Europe an den Start, die künftig neben den Markenvertragshändlern von Kia und Hyundai auch die Kunden bei der Autofinanzierung unterstützen soll. Beim Vertrieb der Marke Kia hatte Hyundai bislang vor allem mit der spanischen Bank Santander zusammengearbeitet. Die Perspektiven scheinen die Südkoreaner so positiv einzuschätzen, dass sie sich auch nicht von dem enormen bürokratischen Aufwand haben schrecken lassen. Denn vor der BaFin sind alle gleich: der Newcomer am Bankenmarkt ebenso wie das Industrieunternehmen, das zusätzlich eine Bank gründen möchte. Dr. Matthias Henke, der als Ju- 03 // 2017 21

die bank