ó IT & KOMMUNIKATION Höchstleistung mit Augenmaß APPLICATION PERFORMANCE MANAGEMENT Die Herausforderung einer leistungsfähigen Informationstechnologie besteht darin, das Puzzlespiel rund um die IT-Architektur planbar zu gestalten. Die betriebliche IT- Organisation sollte dafür sowohl technisch als auch organisatorisch fortschrittlich aufgestellt sein, um das ganze Spektrum an stationären und mobilen Anwendungen vor dem Hintergrund einer hybriden und cloudbasierten Umgebung sicher, kosteneffizient und produktiv zu betreiben. Lothar Lochmaier Keywords: Projektmanagement, Applikationslandschaften, Lifecycle Management Das Rad in der IT-Branche dreht sich immer schneller. Auch bei Banken und Finanzdienstleistern halten neue Methoden und Werkzeuge für das Projektmanagement, wie Scrum oder Kanban, Einzug. Sie ersetzen zwar klassische Methoden des Projektmanagements keineswegs vollständig, der Trend verweist jedoch auf die wachsende Dynamik, vor deren Hintergrund sich die Digitalisierung der Finanzbranche gerade abspielt. Für die Verantwortlichen bedeutet dies oft eine konzeptionelle Gratwanderung. Ersichtlich wird diese an der Herausforderung, für eine einheitliche Architektur in der weit verzweigten IT-Landschaft zu sorgen, auch als Application Lifecycle Management (ALM), Application Portfolio Management (APM) sowie Application Performance Management bezeichnet. Nicht wenige Unternehmen haben erste Initiativen gestartet, um ihre IT-Systeme aus Sicht der Anwendungen zeitgemäß auszugestalten. Als Treiber über alle Branchen hinweg fungieren dabei jene Entwicklungen, die sich mit dem Siegeszug des Internets und der sozialen Netzwerke verbinden. Auch im Finanzsektor feilen Global Player und mittelständische Dienstleister an der Umsetzung ihrer Applikationslandkarte, entlang von unzähligen verteilten Anwendungen. UBS zum Beispiel, einer der weltweit größten Vermögensverwalter, hat sich zum Ziel gesetzt, eine vollständige Transparenz über alle Transaktionen und Anwendungen bis auf die Code-Ebene der Anwendungen zu gewährleisten. Dabei bleibt es nicht bei internen Plattformen und Systemen. Bis zum Jahresende soll die neue Lösung zudem die Performance des neuen Kundenportals Neo überwachen helfen, das es bis zu einer Million Kunden der UBS ermöglichen soll, ihre Vermögensströme zu analysieren, zu verwalten und zu steuern. Gelegentlich mangelt es gerade komplexen Migrationsvorhaben an Durchschlagskraft. Durchschlagskraft, vor dem Hintergrund eines sich rasch wandelnden Umfelds in Richtung Cloud Computing, einhergehend mit unzähligen mobilen Applikationen. Umso mehr im Vordergrund steht das Ziel, IT-basierte Geschäftsprozesse zukunftsweisend aufzustellen für den hybriden Mix aus „analogen“ und digitalen Geschäftsfeldern, um die eigenen Kompetenzreviere zu stärken und weiter auszubauen. Aus Anwendersicht geht es vor allem um neue Lösungswege, wie Banken oder Finanzdienstleister ihre heterogene IT-Architektur auf intelligente Art und Weise an ihr Kerngeschäft andocken können. Anhand einer sorgfältig orchestrierten Transformationslandkarte ist dabei zum einen schnelle Reaktionsfähigkeit seitens der Anwendungen gefragt, beispielsweise mithilfe von rasch implementierbaren Soft- und Hardwarelösungen. Unverzichtbar ist aber auch die verlässliche Überführung von Insellösungen und historischen Altlasten in ein flexibles und offenes Framework auf Basis von hoch performanten, robusten und sicheren Cloud-Architekturen. Darüber hinaus sollen alle für das Kerngeschäft relevanten Systeme durch neu implementierte mobile Anwendungen den leichten Zugang zur „nicht-stationären Geschäftswelt“ ermöglichen. Vorbereitung: Planungszyklen an Wachstumsagenda orientieren Vor dem Hintergrund einer turbulenten Umbruchphase sind in der IT drastisch reduzierte Planungszyklen von großer Bedeutung, allerdings auf Basis möglichst exakt kalkulierbarer Projektrisiken. Allzu simpel gestrickte Lösungen von der Stange bringen Unternehmen aus der Finanzbranche dem Ziel einer auf das Kerngeschäft hin gestrafften Prozess- und Applikationslandschaft kaum näher. Gefragt sind vielmehr pragmatische und realistische Qualitätsoffensiven. Es gilt, die heterogenen IT-Architekturen kostengünstig und möglichst produktiv weiter zu betreiben, ohne sich im Gegenzug durch ein allzu riskantes Vorgehen eine kaum mehr überschaubare Technologie-Roadmap einzuhandeln. Unterschiedliche Stand- 56 diebank 03.2016
IT & KOMMUNIKATION ó orte mit verschiedenen Rahmenbedingungen bedingen eine große Variantenvielfalt in der Informationsarchitektur ebenso wie unzählige Produktvarianten. Die Folgen dieses Wildwuchses beschreibt z. B. der „Application Landscape Report 2014“ von Capgemini. CIOs und IT-Entscheider aus 16 Ländern sagen darin, ein Fünftel aller IT-Applikationen erfüllen nicht mehr die an sie gestellten Anforderungen. Hier ist umsichtiges Handeln statt operativer Hektik gefragt. Um daraus resultierend im komplexen Datendschungel die Informationstechnologie wie ein weiteres produktives Geschäftsfeld zu betreiben, ist ein schlankes, aussagekräftiges Kennzahlensystem gefragt, das Sinnvolles und Nützliches von Unbrauchbarem trennt. Unterschiedliche Qualitätsstrategien sind weltweit zu harmonisieren und zu standardisieren, um das IT-Budget im Zaum zu halten. Parallel dazu ist auch ein produktives Qualitätsverständnis auf flächendeckende Art und Weise im gesamten Unternehmen herzustellen, bis in die global verteilten Standorte und Niederlassungen hinein. Für das relevante Kerngeschäft eher unnütze und unproduktive Applikationen sind rechtzeitig zu erkennen und zu eliminieren. Als nützliche Helfer erweisen sich in diesem Kontext überschaubare Schnittstellenfunktionen, die den geschäftlichen Mehrwert der jeweiligen Applikation in den Vordergrund rücken. Gerade innerhalb einer komplexen Konzernstruktur lässt sich so mithilfe eines vereinheitlichten Architekturmanagements durch einen flexibilisierten Kostenansatz (Vergleich: Capex versus Opex) das IT- Budget deutlich entlasten. Organisatorisch ist dazu eine Verankerung der strategischen Planung auf Führungsebene vonnöten. Ein logistisches Steuergremium aus IT-Spezialisten und Fachbereichsleitern für die gesamte Applikationslandkarte sorgt durch systemische Feedback- Schleifen für einen permanenten Monitoring-Kreislauf zwischen den Entscheidungsträgern. Der Erfolg jeder Qualitätsoffensive bemisst sich an sicheren und möglichst störungsfrei betriebenen Anwendungen. Klassische Themen wie das Management und die Optimierung von Bandbreiten verbinden sich dabei mit Fragen der Konsolidierung von Servern und Rechenzentren, bis hin zum raschen Wiederherstellen von Anwendungen nach einer Unterbrechung oder einem geschäftskritischen Vorfall. Dies erfordert eine verbindliche Roadmap mit entsprechender Priorisierung. Vorgehen: Klare Definition als verbindliche Handlungsgrundlage Beim ALM geht es primär darum, die Entwicklung, Implementierung, Pflege, Verbesserung und Ablösung von Anwendungen systematisch zu planen und auszuführen. Betrachtet wird der gesamte Lebenszyklus. Dazu gehören auch vor- und nachgelagerte Aufwendungen. Richtig angewandt, sorgen Planung und systematisches Management von Entwicklung, Implementierung, Pflege, Optimierung und schließlich die rechtzeitige Ablösung der Anwendungen dafür, neue Lösungen am passenden Einsatzort bereitzustellen. Die Herausforderung liegt jedoch im „Kleingedruckten“: Da insbesondere Altanwendungen aufgrund des enormen Pflegeaufwands hohe Folgekosten verursachen, bremsen sie die geschäftliche Dynamik von Finanzdienstleistern. Eine ganzheitliche Sicht auf die Applikationslandschaft ist das Gebot der Stunde, unter Einbindung von externen Lösungspartnern. Das Application Portfolio Management (APM) ergänzt diesen Themenkomplex durch eine breiter angelegte Sicht: Hier nehmen Spezialisten das gesamte Portfolio nach seiner Relevanz für das Unternehmen unter die Lupe. In diesen Bereich gehören auch wegweisende Richtungsentscheidungen, wie das „make or buy“ von Anwendungen, einschließlich Auswahl und Kontraktierung von Outsourcing-Dienstleistern. Beide Blickwinkel ergänzen sich im Idealfall. Es gibt eine Reihe von Schnittstellen zum Management der Applikationen im gesamten Lebenszyklus, um alle Aspekte in der unternehmensweiten Landschaftspflege sichtbar zu machen. APM akzentuiert den Schwerpunkt allerdings stärker in Richtung gesamtes Anwendungsportfolio, das Spezialisten nicht nur erfassen und inventarisieren, sondern anhand einer transparenten Bewertungsmatrix auch auf produktive Veränderungspotenziale hin taxieren. Nur so lassen sich wenig genutzte Applikationen abschalten und stark beanspruchte zielorientiert weiterentwickeln. Das Application Transformation Management wiederum verbindet beide Elemente zu einem ganzheitlichen Ansatz: Eine klar strukturierte Straßenkarte rund um die Applikationslandschaften bildet eine fundierte Grundlage für nachfolgende Entscheidungsprozesse, z. B. ob eine Anwendung selbst gepflegt und entwickelt oder der Betrieb ausgelagert und die Applikation künftig „aus der Cloud“ bereitgestellt werden soll. Jede maßgeschneiderte Roadmap vollzieht sich vor dem betriebswirtschaftlichen Hintergrund, die Infrastrukturausgaben in der IT deutlich zu senken. Mensch und Maschine kooperieren sinnvoll Leistungsfähige Monitoringwerkzeuge sorgen so für größtmögliche Transparenz, um die einzelnen Prozessschritte planund überschaubar zu halten. Parallel dazu gilt es, die entweder in Eigenregie oder aber über einen Dienstleister betriebene Infrastruktur generell zu verschlanken. Standardisierte Serviceprozesse inklusive nützlicher Standardanwendungen sorgen für die passende Rezeptur aus Pragmatismus und Geschwindigkeit. Am Ende dieses Wegs zahlen sich logistische 03.2016 diebank 57
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