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die bank 03 // 2016

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó BETRIEBSWIRTSCHAFT

ó BETRIEBSWIRTSCHAFT Deutliche Unterschiede bei den Kennziffern Bei der Betrachtung der Tabelle fällt auf, dass die nordischen Banken in der Regel zwar über überdurchschnittliche risikogewichtete Kapitalquoten verfügen, die Leverage Ratio jedoch eher unterdurchschnittlich ausfällt. Zur Erklärung dieser Tatsache wird darauf verwiesen, dass dies an den internen Risikomodellen der Banken zur Ermittlung der Risikoaktiva, insbesondere der Risikogewichte für Hypothekenkredite liege. Auch gemäß der EBA-Untersuchung weisen die Institute aus Schweden, aus der Schweiz und aus Luxemburg die höchsten CET 1-Quoten auf – zwischen 17,9 und 22,3 Prozent. Am unteren Ende der Skala sind unter anderem die spanischen, belgischen und österreichischen Banken (10 bis 11 Prozent) zu finden. Auf die höchsten CET 1-Quoten (fully loaded) kommen gemäß des DZ Bank Samples die UBS mit 14,4 Prozent, gefolgt von der Allied Irish Bank mit 14,1 Prozent und ABN Amro mit 14,0 Prozent. Die deutschen Institute rangieren sowohl bei den Kapitalquoten als auch bei der Leverage Ratio im unteren Mittelfeld. Transparenz bezüglich der Mindestanforderungen verbessert In den letzten Monaten haben viele Institute die von der jeweiligen nationalen Bankenaufsicht bzw. der Europäischen Zentralbank (EZB) geforderten Kapitalzuschläge, die im Zuge der aufsichtlichen Überprüfung und Bewertung (Supervisory Review and Evaluation Process, SREP), die einem Institut je nach Analyse seines Geschäftsmodells auferlegt werden kann, verbessert und damit auch die Transparenz erhöht. Vor diesem Hintergrund ist es zu begrüßen, dass zum Beispiel die französische Börsenaufsichtsbehörde AMF die Banken des Landes aufgefordert hat, die von der EZB im Zuge des SREP- Rahmenwerks festgelegten Mindestkapitalanforderungen zu veröffentlichen. BNP Paribas ist dieser Aufforderung nachgekommen und hat in einem Statement Ende Dezember 2015 erklärt, dass die Bank auf Gruppenebene eine CET 1-Quote (phase-in) inklusive eines G-SIB-Puffers (0,5 Prozent) von insgesamt 10,0 Prozent erfüllen wird. Nach Angaben der Gruppe empfiehlt die EZB eine lineare Steigerung der CET 1-Quote bis 2019 auf 11,5 Prozent. Diesen Wert möchte die Gruppe schon früher erreichen. Per Ende September 2015 wies die Gruppe eine CET 1-Quote (phase-in) von 10,9 Prozent bzw. 10,7 Prozent (fully loaded) auf. Auch Société Generale und Crédit Agricole haben SREP-Quoten veröffentlicht. SocGen hat in einer Pressemitteilung darauf hingewiesen, dass sie auf konsolidierter Basis eine CET 1-Quote von 9,5 Prozent erfüllen muss. Inklusive des G-SIB-Puffers von 0,25 Prozent ergab sich daraus zum 1. Januar 2016 eine Quote von 9,75 Prozent. Gemäß Crédit Agricole (CASA) muss die Gruppe eine CET 1-Quote (phase-in, inklusive Säule 1, Säule 2 und Kapitalerhaltungspuffer) von 9,5 Prozent aufweisen. Zusätzlich beträgt der vom Financial Stability Board festgelegte G-SIB-Puffer 0,25 Prozent. Per Ende September 2015 1 CET 1-Ratios europäischer Banken im Zeitablauf 14 % 12 % 10 % 8 % 6 % 4 % 2 % 0 % Quelle: EBA. wies CASA eine CET 1-Quote (phase-in) von 10,4 Prozent auf. Die Bank beabsichtigt, Ende des Jahres einen Wert von rund 11 Prozent und damit 150 Basispunkte über der regulatorischen Mindestanforderung zu erreichen. Auch einzelne spanische Banken haben im Zuge des SREP-Rahmenwerks ihre Transparenz hinsichtlich der Kapitalquoten verbessert. Gemäß Aussagen der BBVA muss das Institut auf Gruppenebene für 2016 eine CET 1-Quote von 9,75 Prozent und auf Bankebene von 9,5 Prozent erfüllen. Da BBVA ab 2017 nicht mehr zu den global systemrelevanten Instituten gehören wird, entfällt für sie der G-SIB- Puffer auf Gruppenebene. BBVA muss jedoch als „anderweitig systemrelevantes Institut“ stattdessen einen Kapitalpuffer einhalten, der bis 2019 einen Wert von 0,5 Prozent erreicht. Per 30. September belief sich die CET 1-Quote (phase-in) auf 11,7 Prozent (Gruppenebene) bzw. 17,4 Prozent auf Institutsebene. Bei der Banco Popular Español beträgt die von der EZB geforderte Mindest-CET 1- Quote für das Geschäftsjahr 2016 10,25 Prozent. Obwohl das Institut zu den anderweitig systemrelevanten Instituten Dezember 2011 Dezember 2012 Dezember 2013 Dezember 2014 Juni 2015 42 diebank 03.2016

BETRIEBSWIRTSCHAFT ó des Landes gehört, muss es keinen zusätzlichen Kapitalpuffer bilden. Ferner hat die EZB bzw. der bei ihr angesiedelte Single Supervisory Mechanism die Kapitalquoten-Vorgabe des SREP auf einem höheren Niveau als erwartet festgelegt. 2 Demnach sollen die europäischen Großbanken mindestens eine CET 1-Quote von 9 bis 12 Prozent erfüllen, etwa der Hälfte der Banken würden rund 10 Prozent abverlangt. Die vorherrschende Intransparenz sei ein Ergebnis der aufsichtlichen Praxis, in der Regel institutsspezifische Kapitalquotenanforderungen nicht zu veröffentlichen. An dieser Praxis wolle die EZB zumindest vorerst festhalten, um den „offenen und effizienten Dialog“ mit den Banken aufrechtzuerhalten. Auch wenn es kein Verbot der Veröffentlichung gebe, scheint das Gros 2 der Banken der Position der EZB zu folgen – entweder, weil sie selbst gegen eine Veröffentlichung der Angaben sind oder weil sie nicht gegen den faktischen Willen der EZB handeln wollen. Leverage Ratios haben sich deutlich verbessert Erstmals hat die EBA auch institutsbezogene Daten zur Leverage Ratio, die das Verhältnis von Tier-1-Kapital zum Leverage Exposure angibt, veröffentlicht. Der EU-weite Wert liegt mit 4,9 Prozent über der Mindestschwelle. Dieses Ergebnis ist vor dem Hintergrund eventuell künftig noch strengerer Anforderungen positiv zu werten. Lediglich rund 7 Prozent der 105 Teilnehmerbanken haben die Mindestquote von 3 Prozent nicht erreicht. Weitere 10 Prozent der Banken, die für Europas Banken: Kapitalquoten & Leverage Ratio - 30. September 2015 CET1-Quote % Leverage Ratio % Bank Land Phase in Fully loaded Phase in Fully loaded Credit Suisse Schweiz 13,9 10,2 4,4 3,7 UBS Schweiz 18,2 14,4 5,4 4,7 Commerzbank Deutschland 12,4 10,5 4,7 4,0 Deutsche Bank Deutschland 14,2 11,4 n.a. 3,6 Erste Group Österreich 11,6 11,3 n.a. 5,6 Raiffeisen Intern. Österreich 11,4 10,7 6,6 6,2 ING Bank Niederlande 11,3 11,7 4,3 n.a. ABN Amro Niederlande 14,2 14,0 4,7 4,5 BNP Paribas Frankreich 10,9 10,7 n.a. 3,7 CASA Frankreich 10,3 10,4 4,3 n.a. Société Generale Frankreich 11,1 n.a. n.a. 3,8 BBVA Spanien 11,7 n.a. n.a. 5,9 Banco Popular Spanien 12,65 n.a. n.a. 6,0 Santander Spanien 12,4 9,8 n.a. 4,8 Intesa San Paolo Italien 13,4 13,3 6,7 n.a. Mediobanca Italien 12,0 13,2 n.a. n.a. UniCredit Italien 10,5 10,4 4,3 3,6 Barclays UK 11,1 11,1 n.a. 4,1 HSBC UK 11,6 11,6 n.a. 4,9 Lloyds Banking Gr. UK 13,3 13,3 n.a. 4,9 Allied Irish Banks Irland 17,4 14,1 n.a. 7,9 Bank of Ireland Irland 15,9 11,1 7,5 5,4 Danks Bank Dänemark 14,3 13,3 4,2 3,8 Nordea Schweden 16,0 n.a. 4,4 n.a. SEB Schweden 17,2 n.a. 4,4 n.a. Quelle: DZ Bank 2015; eigene Recherchen. 19 Prozent des Gesamtexposures stehen, weisen eine Leverage Ratio unterhalb 4 Prozent aus, und nur 30 Prozent der Institute berichteten über eine Kennziffer zwischen 4 und 5 Prozent. 1 Demgegenüber beläuft sich die Verschuldungsquote im Schnitt auf 5,0 Prozent (phase in) bzw. 4,7 Prozent (fully loaded). Die Analysten weisen in ihrer Untersuchung darauf hin, dass nur etwas mehr als die Hälfte der Banken eine Leverage Ratio auf Basis der Vollumsetzung der CRD IV / CRR veröffentlicht und nur ein Drittel der Banken Angaben zu seinem Leverage Exposure macht. Zu beachten ist ferner, dass der Vergleich der Leverage Ratio von US- und europäischen Banken aufgrund der unterschiedlichen Rechnungslegungsstandards (US-GAAP bzw. IFRS) nicht ohne Weiteres vorgenommen werden kann. Würden US-Banken gemäß IFRS bilanzieren, würde die Leverage Ratio in einer Größenordnung von etwa 2 Prozentpunkten niedriger ausfallen. Fazit Die europäischen Großbanken haben ihre Kapitalausstattung in den vergangenen Jahren spürbar verbessert. Gleichwohl weisen noch nicht alle Institute das Kapitalniveau auf, das auf Grundlage der zukünftigen Anforderungen inklusive aller Kapitalpolster benötigt wird. Auch die Europäische Bankenaufsicht hat deutlich darauf hingewiesen, dass die Bemühungen der Banken sich bisher vor allem auf das CET 1 konzentriert haben und dementsprechend noch Nachholbedarf bezüglich AT 1 und Tier 2-Kapital sowie verlusttragenden Verbindlichkeiten in Bezug auf die zukünftigen Anforderungen an die Leverage Ratio und TLAC besteht. Diese Instrumente dürften dementsprechend in den kommenden Monaten vermehrt in den Fokus der Banken rücken. ó 1 EBA EU-wide Transparency Exercise, November 2015. 2 DZ Bank: Vermessung der Kapitalquoten Status quo Mitte 2015. 03.2016 diebank 43

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