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die bank 02 // 2023

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

REGULIERUNG 3 | Methoden

REGULIERUNG 3 | Methoden zur Bewertung von ESG-Risiken Angaben in Prozent Bereits umgesetzt Geplant Nicht geplant Qualitative Analysen SI LSI 31 67 33 57 11 Negativlisten (Branchen oder Geschäftsmodelle) SI LSI 38 63 27 19 35 19 Quantitative Klassifizierung auf Basis KPIs (z. B. ESG-Scoring) SI LSI 17 38 62 50 21 13 Quantitative Cashflow-/ Szenariomodelle SI LSI 8 13 34 33 58 53 SI: LSI: Significant Institution Less Significant Institution Quelle: Eigene Darstellung der Autoren. zent). 20 Prozent der Institute greifen auf Produkte externer Anbieter zurück. Wenn auch nicht in der Mehrzahl der Fälle geplant, wird der Integration von ESG-Risiken in Cashflowbzw. Szenariomodelle zukünftig ebenfalls eine signifikante Bedeutung zukommen; fast die Hälfte der SIs wollen diese berücksichtigen. Verwendung von ESG-Klassifizierungen Die Institute wurden zudem befragt, wie die ermittelte ESG-Klassifizierung im Rahmen der Kreditentscheidung verwendet wird. Die Antworten offenbaren eine bisher noch begrenzte Integration der ESG-Klassifizierung. Bei 19 Prozent der Institute ist diese bereits expliziter Bestandteil des Ratings, bei weiteren 15 Prozent kann die Klassifizierung dazu führen, dass das Rating manuell überschrieben wird („Overruling“). Die große Mehrheit der Institute (62 Prozent) würdigt die ESG-Klassifizierung dagegen derzeit lediglich inhaltlich. Da sich viele der ESG-Risiken (insbesondere physische Umweltrisiken) erst auf längeren Zeitskalen materialisieren werden, wird es auf absehbare Zeit herausfordernd bleiben, einen belastbaren statistischen Zusammenhang zwischen ESG-Klassifizierung und Ausfallwahrscheinlichkeiten im Sinne eines Credit-Scoring-Modells abzuleiten. Ein weiteres erwähnenswertes Ergebnis der Umfrage ist, dass die ESG-Bewertung derzeit bei der Mehrzahl der Institute (63 Prozent) bestenfalls zu einer Wahrung oder zu einer Verschlechterung der Bonitätseinschätzung führen kann. Lediglich 37 Prozent der Institute geben an, dass die ESG-Bewertung die Kreditwürdigkeit auch verbessern kann. Bewertung der aufsichtlichen Anforderungen Die Bewertung der Angemessenheit der aufsichtlichen Anforderungen durch die befragten Institute fällt ambivalent aus. Je etwa 40 Prozent bewerten die Anforderungen als „eher zu hoch“ oder „angemessen“, für 8 Prozent der Antwortenden sind diese sogar „eher zu niedrig“. Die Kommunikation der aufsichtlichen Erwartungen an die Umsetzung sollte dagegen verbessert werden. Gut 50 Prozent der Institute halten diese für nicht ausreichend und verständlich. Die Zurückhaltung der Aufsicht bei der Formulierung allzu konkreter Anforderungen ist vor dem Hintergrund einer eher prinzipienorientierten Regulierung einerseits sowie der Neuheit und Dynamik des ESG- Themas andererseits zu sehen. Die heterogenen Antworten zu den eingesetzten Methoden zeigen ferner, dass sich bisher noch keine einheitlichen Standards am Markt etabliert haben. Zukünftige Effekte auf die Kreditvergabe Angesichts der noch nicht vollständig umgesetzten Integration der ESG-Risiken in den 46 02 | 2023

REGULIERUNG FAZIT Die deutschen Kreditinstitute haben sich auf den Weg gemacht, ESG-Risiken im Kreditprozess für Firmenkunden zu berücksichtigen. Sie sind jedoch mehrheitlich noch nicht am Ziel – vieles befindet sich noch in der Planungsphase, insbesondere bei den LSIs. Der Einbeziehung von ESG-Risiken stellt die Institute angesichts bisher fehlender Standards vor vielfältige methodische und prozessuale Aufgaben. Dies zeigt sich auch in der Beurteilung der Anforderungen der Aufsicht. Während die Anforderungen von einer knappen Mehrheit der Befragten als „angemessen“ oder sogar „zu niedrig“ bewertet werden, wird mehrheitlich eine Verbesserung der Kommunikation der aufsichtlichen Erwartungen bzgl. der Umsetzung gewünscht. Kreditprozess ist zukünftig von weiteren Änderungen auszugehen. 52 Prozent der Institute erwarten in diesem Zusammenhang sowohl eine Verschärfung ihrer Vergaberichtlinien als auch Auswirkungen beim Pricing in Form einer nach ESG-Risiken differenzierteren Bepreisung. Dagegen gehen lediglich 13 Prozent der Institute davon aus, dass es zu keinen weiteren Veränderungen in ihrem Haus kommt. In den übrigen Fällen werden Änderungen nur bei einer der Maßnahmen – Vergaberichtlinien (21 Prozent) bzw. Pricing (11 Prozent) – erwartet oder die genauen Auswirkungen sind in wenigen Fällen noch offen. Autoren Thomas Paulat ist Manager bei der PPI AG, Hamburg. Die Autoren danken den weiteren Co-Autoren der Studie, Prof. Dr. Ulrich Balz, Anina Kochanek und Michael Wiemker, für ihre Mitarbeit. Dr. André Perusso ist wissenschaftlicher Mitarbeiter für Finanzwirtschaft an der FH Münster. 1 Vgl. EBA/GL/2020/06, Tz. 126. 2 Vgl. EBA/GL/2020/06, Tz. 126. 3 Vgl. Balz/Kochanek/Paulat/Perusso/Tallau/Wiemker (2023): Berücksichtigung von ESG-Kriterien im Kreditprozess für Firmenkunden: Ergebnisse einer Expertenbefragung unter deutschen Banken und Sparkassen. Abrufbar unter: https://www.ppi.de/banken/kredit/. Prof. Dr. Christian Tallau ist Professor für Finanzwirtschaft an der FH Münster sowie Geschäftsführer der Quantil GmbH und Direktor des Instituts für Kreditanalyse. 02 | 2023 47

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