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die bank 02 // 2023

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT 2 | Wie

MARKT 2 | Wie funktionieren VERs im Detail? Prinzipien » VERs (Voluntary Emission Reductions) umfassen Projekte, die OHNE die Zertifizierung nicht stattfinden würden. Der Nachweis der Zusätzlichkeit ist unerlässlich. Daher ist der EU-Anteil der Projekte, aufgrund besser verfügbarem privaten und öffentlichen Kapital, sehr niedrig. » VERs umfassen nur zertifizierte Projekte bewährter Standards (z. B. VERRA, Gold Standard, American Carbon Registry). Alle Informationen werden transparent bereitgestellt und von unabhängigen Dritten (Zertifizierern) validiert, überwacht und überprüft. Mängel, wie unzureichende Standards (auch bei "S" oder "G") und doppelte Zählungen, werden vermieden. Projekte » Technology- vs. Nature-Based: Projekte nutzen Technologie (z. B. Solar, PV, Wind) oder die Natur (Aufforstung). » Reduction vs. Removal: CO 2 -Emissionen werden durch Projekte reduziert oder vollständig entfernt. » Die höhere Werthaltigkeit z. B. eines Nature-Based Removal zur Technology- Based Reduction spiegelt sich in höherer Zertifizierung und höherem Preis wider. Wertigkeit (vereinfacht) technologybased naturebased Reduction + ++ Removal ++ +++ Märkte » VERs können Spot oder auf Termin gekauft werden (1 VER = 1t CO 2 ), global in US-$ (oder OTC in €), der Handel erfolgt bereits (Nodal, CME / CBL) oder ist geplant (EEX, ICE, SGX). » Benötigt der Kunde eine CO 2 -Kompensation, wird die erforderliche Menge an VERs aus dem Register ausgebucht oder stillgelegt. Dies wird dem Halter/ Eigentümer dokumentiert. » VERs sind handelbare Zertifikate ohne Verfallsdatum. VERs, die nicht planmäßig benötigt werden, kann der Kunde halten oder verkaufen. Der aktuelle VER-Preis einer Nature-Based Reduction beträgt ~2,40 €/mt (Drei-Monats-Hoch liegt bei ~6,80 €/mt) Quelle: Eigene Darstellung. kommt der Lösungsansatz Kompensation zum Tragen. CO2-Emissionen in Scope 3 sind bisweilen deutlich schwieriger beeinflussbar bzw. erfordern einen wesentlich längeren Vorlauf. Sie bilden daher den Kern der CO2- Kompensation. Maßnahmen zur Vermeidung und Reduktion sind auch hier primäres Ziel, kompensatorische VERs werden jedoch einbezogen, um bislang nicht vermeidbare Emissionen zu adressieren. Im Idealfall sieht die zugrunde liegende langfristige Planung vor, diese Kompensationsmaßnahmen zurückzuführen, wenn der Kompensationsbedarf durch sukzessive Wirksamkeit erlangende Maßnahmen zurückgeht. Die Ausgangssituation Gerade exportorientierte Unternehmen – die bspw. Großanlagen exportieren und weltweit an ihre Kunden verschiffen – beobachten, dass die transportbedingten CO2-Emissionen ihre Nachhaltigkeitsstrategie beeinträchtigen. Nachhaltigkeitsziele in den Bereichen Produktion (Scope 1) und Energiebedarf (Scope 2) werden erreicht, aber übergreifende CO2-Ziele werden aufgrund des Transports (Scope 3) nicht erfüllt. Eine dezentrale, kundennahe Produktion zur Vermeidung langer Transportwege ist bei einem Produkt vielleicht nicht möglich. Oder es treten Zielkonflikte auf, weil Nachhaltigkeitsziele in Scope 1 und Scope 2 durch eine zentralisierte Produktion in Deutschland ggf. besser erreicht werden können. Eine vollständige Vermeidung aller CO2- Emissionen wäre in diesem Stadium gleichbedeutend mit einem Verzicht auf das Export- Geschäft. Wenn zudem die Erträge aus dem Geschäft die Innenfinanzierung von Maßnahmen zur Vermeidung oder Reduktion erst ermöglichen, bedarf es alternativer Lösungen. An dieser Stelle setzt der NetZero FX Forward an. Der NetZero FX Forward In unserem Beispiel wählt der Exporteur der Großanlage eine Transportmöglichkeit mit besonders geringer CO2-Emission, um im Sinne der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens die CO2-Emissionen (Scope 3) zu reduzieren. Da die Reduktion nicht vollumfänglich sein wird, sucht der Kunde eine Möglichkeit, die verbliebene CO2-Emissionen dieses Exports zu kompensieren; vgl. dazu Grafik ÿ 3. Der NetZero FX Forward bietet unter der Annahme eines Verkaufspreises in Fremdwährung die Chance, auch diese CO2-Emissionen anzugehen. Mittels eines CO2-Rechners werden die CO2-Emissionen des Transports ermittelt, um den Bedarf an VERs zu bestimmen. Hierzu erwirbt die Bank im Markt VERs im benötigten Volumen gegen eine Prämienzahlung. Die Kosten dieser VER-Prämie (und ein damit verbundener Servicing-Aufschlag) verschlechtern den Wechselkurs des Kunden. Wie im Schaubild dargestellt, werden die VERs (1) mit dem FX Forward zur Währungssicherung (2) gebündelt und dem Kunden als Net- Zero FX Forward (3) angeboten. Das Produkt adressiert damit zwei wesentliche Begleiterscheinungen erfolgreicher Exporttätigkeit in einer kombinierten Lösung. Durch den Fokus auf Scope 3 ist es zum einen für in Sachen CO2-Vermeidung erfahrene Kunden eine interessante Lösung, weil es eine eindeutige Konnexität zwischen Verursachung und Lösung schafft. Zum anderen bietet es Kunden, die sich bislang weniger intensiv mit dem Thema befasst haben, die Gelegenheit, sich mit den eigenen CO2-Emissionen und möglichen Maßnahmen vertraut zu machen. Hier kann es Bestandteil von zunächst isolierten Maßnahmen sein, die ein Umdenken einleiten und zu einem ganzheitlichen Ansatz führen. 10 02 | 2023

MARKT 3 | Ansatzpunkt: NetZero FX Forward 1 VERs 3 NetZero FX Forward VER-Prämie 2 FX Forward Kunde Bank Markt FX-Rate Kunde: NetZero FX Forward-Kurs = FX Forward-Kurs plus VER-Prämie VER-Prämie: Deckt die direkten Neutralisierungskosten des Transports (durch VERs) ab sowie die Kosten der Projektauswahl, Überwachung und einer Marge. Beispiel Warenexport Zielsetzung: Währungssicherung des Verkaufspreises und CO 2 -neutraler Transport des Exportartikels Annahme: Es gibt keine CO 2 -neutrale Alternative zum Transport per Schiff Lösung: NetZero FX Forward, der zusätzlich zur Währungssicherung CO 2 -Emissionen des Transports kompensiert (Scope 3) Quelle: Eigene Darstellung. Spielregeln für den Einsatz von VERs zur Kompensation Die Begeisterung der Marktteilnehmer für das Thema VERs wird derzeit gebremst durch die Frage, welche Akzeptanz VERs in der breiten Öffentlichkeit haben werden. Einige wesentliche Prinzipien von Zertifizierungen wurden bereits genannt, aber auch für VERs sollten universelle, unabdingbare Spielregeln gelten. Der internationale Standardsetzer ICVCM (Integrity Council for the Voluntary Carbon Market) hat daher 10 Core Carbon Principles definiert: So sollte die CO2- Minderung/-Entfernung nur aufgrund des VER erfolgen (Zusätzlichkeit), Exklusivität garantieren (Eindeutigkeit) und permanent sein (Nachhaltigkeit). Ihr Effekt sollte messbar (Quantifizierbarkeit), durch Dritte nachvollziehbar (Validierung /Überprüfung durch Dritte) und eindeutig identifizierbar sein (Register). Diese Standardisierung soll dazu dienen, weltweit und über verschiedenste Zertifizierer hinweg, Transparenz, Vergleichbarkeit und letztlich Vertrauen und Liquidität zu befördern. Parallel dazu ist die TSVCM (Taskforce on Scaling Voluntary Carbon Markets) aktiv. Bestehend aus über 250 Mitgliedsorganisationen hat sie sich auf die Fahne geschrieben, alle Teile der Wertschöpfungskette in den Voluntary Carbon Markets zu einer intensiven Zusammenarbeit zu bewegen und zu den dringendsten Problemen Handlungsempfehlungen zu geben. Am 13. Dezember 2022 schließlich hat die ISDA (International Swaps and Derivatives Association) neue Standard Definitions für Voluntary Carbon Markets veröffentlicht. Diese Standard Definitions bieten durch eindeutige Begrifflichkeiten und belastbare Formulierungen eine solide rechtliche Grundlage für Geschäfte der Marktteilnehmer mit VERs. FAZIT Die Vielzahl an Professionalisierungsmaßnahmen zeigt die ungebrochene Dynamik dieses Feldes. Sie ist unerlässlich für eine steigende Akzeptanz der Voluntary Carbon Markets, denn leider wäre es ein Leichtes, Nutzern von VERs polemisch vorzuwerfen, ähnlich einem Ablassbrief strukturelle Anpassungen zu unterlassen und sich nur eine grüne Weste überzustreifen. Doch das ist es inkorrekt und nicht zielführend: Weder für die weltweiten Projekte, die hinter den VERs stehen – und die durch VERs erst möglich gemacht werden –, noch für den anstehenden Transformationsprozess in den Unternehmen, der auch seitens der sie begleitenden Banken umfassender Anstrengungen bedarf. Aus unserer Erfahrung ist die Vermeidung von CO 2 für die Beteiligten stets das primäre Ziel. Die Planung, kompensatorische VERs einzubeziehen, um nicht (oder noch nicht) vermeidbare Emissionen zu adressieren, wird begleitend verfolgt. Für diese Lösungen ist die Bank der natürliche Ansprechpartner ihres Kunden. Autoren Jan-Henning Becker, CFA, FRM ist Senior Manager bei LPA (Lucht Probst Associates). Er verfügt über langjährige Erfahrung im Zins- und Währungsmanagement und ist Experte für die Kundensegmente Large Corporates und Asset Financing. Stephanie Paech ist als Director Sales & Trading für LPA tätig und ist Spezialistin für die Themenbereiche Vertriebsprozesse und Nachhaltigkeit. 02 | 2023 11

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