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die bank 02 // 2022

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT habe ich

MANAGEMENT habe ich meinen Bachelor und Master in BWL gemacht und war zwischendurch jeweils ein Auslandssemester in San Diego in Kalifornien und später in Kopenhagen. Die Freizeit kam auch nicht zu kurz. Gewohnt habe ich zwischen Sternschanze und Schlump, genau da, wo wir uns immer zum Feiern getroffen haben. diebank: Mit Ihrem jüngeren Bruder Johann sollen Sie in einigen Jahren in den Vorstand der Bank aufrücken. Was war Ihr Berufswunsch zu Schulzeiten? Gabler: Wir wussten beide schon mit acht Jahren, dass wir zum Opa in die Bank gehen. Eine verbindliche Zusage, dass wir Verantwortung übernehmen wollen, haben wir aber erst vor vier Jahren gemacht. Seitdem sind wir Mehrheitsaktionäre. Wir verstehen und ergänzen uns gut und wollen die Bank gemeinsam führen. Mein Bruder ist Jurist und arbeitet aktuell in der Kreditanalyse in München bei Donner&Reuschel. In ein bis zwei Jahren soll er zurückkommen. Mein Vater hat schon die Ambition, sich aus dem Tagesgeschäft sukzessive zurückzuziehen und die Kompetenzen an seine Söhne und die beiden externen Vorstände abzugeben. Es soll keinen plötzlichen Bruch geben. diebank: Ihr Arbeitsort Obergünzburg zählt gerade mal gut 6.000 Einwohner, Gasthöfe, einige Läden, zwei Fahrschulen. Nicht allzu abwechslungsreich… Gabler: Ich lebe mit meiner Lebensgefährtin in Kempten, einer Stadt mit immerhin rund 70.000 Einwohnern und von hier in 15 Minuten mit dem Auto erreichbar. Dank der Fachhochschule leben dort viele junge Menschen, es gibt ein Kino, schöne Restaurants und Cafés. Als jemand, der viel in der Welt unterwegs war, finde ich dort dann doch einige Annehmlichkeiten, die Obergünzburg nicht bietet. diebank: Was bedeutet Ihnen die Familientradition? Gabler: Für mich ist die Tradition der wesentliche Treiber, das Familienunternehmen weiterführen zu wollen. Es ist schön, Teil von etwas Größerem zu sein. Vor mir waren schon sechs Generationen in der Bank tätig. Es gibt hoffentlich noch einige Generationen nach mir. Das spornt mich an und motiviert. Es gibt nur noch elf Privatbanken in Deutschland, bei denen die Inhaber die Geschicke leiten und denen die Bank gehört. Zu Spitzenzeiten gab es etwa 4.000. Den Wettbewerb, wer die älteste inhabergeführte Bank ist, wollen wir aber gar nicht führen. Bei Hauck & Aufhäuser steht „Privatbank seit 1796“, dabei wurde die Bank 2016 durch den chinesischen Finanzinvestor Fosun International übernommen. Wir betreiben seit 1828 das Bankgeschäft und haben nie fusioniert. Alter allein ist aber keine Leistung. Wir sind kein Faktotum, bei dem man Eintritt zahlen muss, um hier ins Museum zu dürfen. diebank: ...sondern? Gabler: Gemessen an Cost Income Ratio und Eigenkapitalrendite wollen wir immer unter den 10 Prozent der besten Banken sein. Um das zu schaffen, müssen wir uns wie jede andere Bank sich schnell verändernden Marktbedingungen anpassen. Gelingt das nicht, liest man zwei Nachrufe in der Zeitung und dann steht hier eine Immobilie zur Vermietung. Deutsche Bank oder Commerzbank werden noch dreimal gerettet werden falls erforderlich. Wenn wir in Schieflage geraten, können die Aktionäre nachschießen oder wir schließen ab. diebank: Herr Gabler, vielen Dank für das Gespräch. Die Fragen stellte Eli Hamacher. Die Chefs Dr. Jörg Gabler (91, im Foto 2.v.re.), seit 1957 aktiv im Bankgeschäft, kommt noch fast täglich vor- und nachmittags in die Bank und fehlt bei keiner Vorstandssitzung. Jeden Kunden versucht er mindestens einmal persönlich kennenzulernen. Vor allem bei den landwirtschaftlichen Krediten ist der Marktfolgevorstand noch bei der Vergabe eingebunden, er besucht regelmäßig Kunden und besichtigt Objekte. Im Herbst 2021 wurde der Diplomkaufmann für ein weiteres Jahr bestellt und kurz darauf für sein umfassendes gesellschaftliches Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Gabler beherrschte schon Multitasking, als das Wort noch nicht in aller Munde war. Neben zahlreichen Ehrenämtern u. a. bei IHK, AOK, Bayerischem Bauernverband und Milchwirtschaftsverband arbeitete er neben seiner Tätigkeit für die Bank auch in anderen Unternehmen der Familie. Als Geschäftsführer der Töpfer GmbH lenkte er von 1978 bis 2012 das älteste Werk für die Produktion von Säuglingsnahrung, als geschäftsführender Teilhaber von 1974 bis 2000 die J.M. Gabler-Saliter Milchwerke in Obergünzburg. Anders als seine Söhne Fritz und Johann wusste Stefan Gabler (63, 2.v.li.) nicht schon mit acht Jahren, dass er mal zum Vater in die Bank gehen wolle. Der sportbegeisterte Diplom-Kaufmann liebäugelte stattdessen mit ei- 20 02 | 2022

MANAGEMENT ner Karriere als Surflehrer. Für den Wassersport hat er immer noch ein Faible. Nach einem BWL-Studium und Stationen bei der HypoVereinsbank in München und New York sowie bei der Aufhäuser Bank in München kam Gabler dann doch 1994 als persönlich haftender Gesellschafter in das Familienunternehmen, das damals noch als KG firmierte. 2016 wurde er im Zuge der Umfirmierung von einer Personengesellschaft (KG) in eine Kapitalgesellschaft (AG) Vorstand, in dem alle Mitglieder seitdem gleichberechtigt agieren. Seit mehr als 20 Jahren wacht Gabler zudem als Vorsitzender über das Wohl der Rupert Gabler- Stiftung, die Kunst, Kultur und Wissenschaft fördert. Ein wichtiges Thema ist und war für die Familie die frühkindliche Förderung. Schon 1886 eröffnete Johann Baptist Gabler den ersten Kindergarten der Region, die „J.B. Gabler’sche Kinderbewahranstalt“. Der heute von der Gemeinde betriebene Kindergarten existiert immer noch, benannte sich allerdings etwas zeitgemäßer in „Kleine Strolche“ um. Stefan Blaukat (55, re.) kam im Februar 2017 als erst zweiter familienfremder Manager nach Obergünzburg. Die klaren Strukturen mit einem bereits geregelten Übergang an die siebte Generation ebenso wie die „Chance, ein Generationenprojekt begleiten zu können“, hätten ihn an der Aufgabe gereizt, so Blaukat. Bei der Volksbank Hildesheim hatte er den Bereich Firmenkunden geleitet, bei Reuschl&Co. Privatbankiers war er Direktor für Vertrieb und Kommunikation, nachdem er die Revisionsabteilung bei der Dresdner Bank in Frankfurt geführt hatte. Als weiterer familienfremder Manager sitzt Stefan Lindermeir (li.) im Vorstand. Wie Blaukat kam er von einer Volksbank. In Pforzheim leitete er den Bereich Firmenkunden. 02 | 2022 21

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