DIGITALISIERUNG CHECKLISTE ZUR ANWENDUNGSABLÖSUNG VON MAINFRAMES Z Technologien erfassen: • Alle Programmiersprachen • o Steuersprachen (Job Control Language, JCL) • TP-Monitor • Datenbankschnittstellen Z Z Z Z Z Z Z Benötigtes Datenvolumen ermitteln: Verbleibende Lebensdauer bestimmen Geschäftswert einordnen und gewichten MIPS-Verbrauch analysieren SLA-Anforderungen (HA/DR) berücksichtigen Ressourcen für Entwicklung und Aufrechterhaltung des Betriebs eruiere Code-Analyse vornehmen dernisieren, statt sie von einem alten auf ein neues System zu hieven. Das Konzept kommt damit vor allem infrage, wenn die betroffenen Applikationen auf längere Sicht noch einen signifikanten Wertbeitrag liefern. Darüber hinaus ist eine solche Modernisierung umso attraktiver, je weniger Mainframe-Kenner in einer Bank greifbar sind. Performance-Einschränkungen, zum Beispiel altersbedingt, oder Konflikte mit den Geschäftsanforderungen sind weitere Gründe für eine Modernisierung. Wichtig ist, dass zugehörige Projekte richtig geplant und budgetiert werden. Denn so groß der künftige Nutzen auch ist – der Aufwand ist höher als bei einem bloßen Re-Hosting und muss entsprechend vorbereitet sein. Code-Komplexität, Volumen und mehr treiben Kosten, die Spanne reicht von plus 50 bis plus 300 Prozent. Die Suche nach dem richtigen Leistungsniveau ist schwieriger. Auch wird aus Legacy- Code nicht so ohne Weiteres objektorientierter Java- oder .net-Code. Das gilt besonders, da solcher Altbestand in der Regel prozedural und undokumentiert programmiert wurde. Damit wird er auch nicht en passant zu „Clean Code“. Mehrwert Modernisierung Entschließt sich eine Bank, Applikationen in eine zeitgemäße Sprache zu konvertieren, so kann sie das volle Cloud-Potenzial nutzen. Datensilos lassen sich durchbrechen, und die möglichen Cloud-Native-Anwendungen bieten eine hohe Geschwindigkeit bei der Entwicklung und kontinuierlichen Provisionierung. Langfristig dürfte sich das Konzept also lohnen, insbesondere im Vergleich zum kompletten Re-Write. Die Nutzung von Digital Decoupling eröffnet weiteres Innovationpotenzial, denn disruptive Situationen für Entwickler, Systemingenieure und User lassen sich damit vermeiden. Die Entkopplung von Geschäftsprozessen bietet als Vorteil schnellere, skalierbarere und agilere Migrationen in die Cloud. Unbeschadet der Anlaufkosten gibt es finanziell auch Zusatznutzen, denn die Verwendung der Core-Daten erfordert keinen zusätzlichen und teuren MIPS-Verbrauch. Re-Hosting und seine Mehrwerte Beim Re-Hosting werden die bestehenden Anwendungen im Grunde auf Linux oder Windows abgebildet. Auf diese Weise entsteht eine Art „Pseudo-Mainframe-Umgebung“. Diese Option ist auf kurze Sicht schneller und günstiger umzusetzen als eine komplette Modernisierung. Da Mainframe-Operationen und -Anwendungen auf Linux oder Windows repliziert werden, können dieselben Strukturen verwendet werden, siehe auch Abbildung. ÿ 1 Dafür sind jedoch einige Voraussetzungen zu erfüllen: Zunächst einmal muss die geplante Rest-Lebenszeit vorhandener Anwendungen noch groß genug sein, damit sich dieser Aufwand lohnt. Zweitens müssen genug Entwickler-Ressourcen vorhanden sein, um die entsprechenden Codes programmieren zu können – Stichwort COBOL. Etablierte Migrations-Tools können dabei sehr hilfreich sein, sie kommen auf Kompatibilitätswerte um 95 Prozent. Auch ohne solche Hilfsmittel sind die vorhandenen Fähigkeiten von Teams weiterhin nutzbar, da die Zielsysteme mit den gleichen Konzepten arbeiten. Lassen sich Applikationen gruppieren, vereinfacht das die Angelegenheit weiter. Je geringer der Datenbestand und die Verbindung untereinander, desto leichter ist das möglich. Banken sollten hier jedoch unbedingt eine präzise Evaluierung vornehmen. Strategisch gesehen sollte bei einem Re- Hosting der Fokus eher auf einer TCO-Reduzierung liegen. Für den strategischen Schwenk zur Unterstützung eines neuen Geschäftsmodells wäre es nicht die erste Wahl; dennoch lassen sich auch mit diesem Ansatz agile Entwicklungsansätze und sogar DevOps 66 02 // 2021
DIGITALISIERUNG voll ausnutzen, um Produkte, Services und Anwendungen zügig zur Verfügung stellen zu können. In Summe liegen die Stärken des Re- Hosting jedoch darin, in relativ kurzer Zeit bei überschaubarem Risiko eine vergleichsweise solide Modernisierung zu erlangen. Was nun womöglich ein wenig unattraktiv klingt, darf finanziell nicht unterschätzt werden. Zahlreiche real durchgeführte Pro- FÜNF TIPPS FÜR DEN WEG VOM MAIN- FRAME IN DIE CLOUD jekte konnten eine Kostensenkung von 70 bis 80 Prozent erzielen; aus dem persönlichen Erfahrungsschatz der Autoren gab es noch kein Projekt, das unter 50 Prozent lag. Diese genannten Zahlen sind übrigens auch insofern aus dem „echten Leben“ gegriffen, als sie nicht auf Proof of Concepts oder dergleichen beruhen. Auch sind keine Personalreduzierungen etc. eingepreist. FAZIT Der „unkaputtbare“ Mainframe ist ein nach wie vor leistungsfähiges System. Das ist ein Wirbelkammer-Diesel übrigens auch, dennoch wird er heute aus gutem Grund kaum noch eingesetzt. Der Mainframe bringt weder einen Umsatz- noch einen Innovationsvorteil. Banken brauchen die Leistungsfähigkeit der Cloud, wenn sie am Markt bestehen und prosperieren wollen. Vielen Banken ist bereits klar, dass eine Ablösung ansteht – nun müssen sie den für sich richtigen Weg finden, um ihre Altlast erfolgreich zu transformieren. Z Team einphasen: Am Ende eines Migrationsprojekts werden einige wenige verbliebene Mainframe- Experten ohne Mainframe dastehen. Es ist deshalb unerlässlich, mit ihnen und für sie vor Projektbeginn positive Beschäftigungsszenarien zu entwickeln. Andernfalls droht Demotivation. Z Proof of Translation statt Proof of Concept: Wegen ihrer Einzigartigkeit sind klassische PoCs für derartige Projekte nicht der passende Ansatz. Z „Big Bang“ statt Schritt für Schritt: Der Big Bang mag abschrecken, er ist jedoch in der Regel erfolgreicher und kostengünstiger als ein mehrstufiger Ansatz. Später nicht mehr benötigte APIs, Analysen, Tests etc. treiben die Kosten. Z Realistische und solide Kostenplanung: Auch die Cloud kostet Geld. Nicht wenige Unternehmen machen gerade schmerzhafte Erfahrungen bei der Lizenzierung. Eine entsprechende Planung von Anfang an vermeidet Probleme. Z Business Case: Der Business Case steht über allem, eine ebenso simple wie kritische Tatsache. Vom Projektteam über den Vorstand bis zu externen Partnern müssen alle das gleiche Verständnis für den Business Case haben und sich entsprechend darauf verpflichten. Autoren Dr. Robert Laube ist Leiter Cloud-Infrastruktur und -Anwendungsentwicklung bei Avanade in Deutschland, Österreich und Schweiz. Massimo Guarnieri ist Europe Lead für Azure Platform Services bei Avanade. 02 // 2021 67
NR. 2 2021 ZEITSCHRIFT FÜR BANKPOL
EDITORIAL » Banken brauchen ausrei
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