MANAGEMENT OPTIMIERUNG Pareto-orientierte Banksteuerung Die Weiterentwicklung der Gesamtbanksteuerung profitiert von technischen Fortschritten. Hier werden in einem ersten Schritt kritische Erfolgsfaktoren (KPI) benötigt, die den Erfüllungsgrad wichtiger strategischer und operativer Zielsetzungen messen. Im zweiten Schritt ist ein neuer Optimierungsansatz einzuführen, um auch konkurrierenden Zielsetzungen gerecht zu werden. Die Pareto-orientierte Banksteuerung kann in dieser komplexen Ausgangssituation zu optimalen Entscheidungen führen. An Kennzahlen herrscht in der Gesamtbanksteuerung kein Mangel. Jedoch stellt sich die praktische Frage, welche zum Einsatz kommen sollen. Kennzahlen sollen insbesondere das Treffen betriebswirtschaftlicher Entscheidungen ermöglichen, d. h. sie müssen künftige Folgen heute getroffener Entscheidungen abbilden, und der Entscheidungsträger muss die Kennzahlen heute noch beeinflussen können (im Unterschied zu beispielsweise irrelevanten „Sunk Costs“, die sich am bekannten Beispiel des im Bau befindlichen Berliner Flughafens trefflich erläutern lassen). Auch soll der Vergleich geplanter und realisierter Kennzahlenwerte den Zielerreichungsgrad angeben, den die Entscheidungsträger verantworten müssen (Kontrollfunktion). Es gilt, drei verschiedene Sichtweisen abzubilden. Die periodenorientierte Sicht misst den Periodenerfolg nach den HGB- oder IFRS-Vorschriften. Die aufsichtsrechtliche Sicht bildet Kennzahlen ab, die für die Einhaltung regulatorischer Vorschriften nötig sind, z. B. die CRR-Eigenkapitalquoten, die LCR sowie das Key-Risk-Indicator (KRI)-Kennzahlensystem der EZB. Die wertorientierte Sicht misst die Wertschöpfung betrieblicher Teilbereiche: das Economic-Value-Added- System beispielsweise erlaubt je nach konkreter Ausformung eine Aussage darüber, ob eine positive Wertschöpfung unter Einbezug der Kapitalkosten erzielt wurde. Die Kennzahlenauswahl ist u. a. abhängig von der strategischen Ausrichtung der Bank (z. B. Retail- versus Investmentbank), vom Geschäftsmodell, der Fertigungstiefe der Bank, dem Einfluss der Bilanzierungsregeln (HGB, IFRS) und den verschiedenen aufsichtsrechtli- 42 02 // 2019
MANAGEMENT chen Anforderungen. Insofern sind jeweils die bankindividuellen Ausprägungen zu beachten. Kennzahlensystem Kennzahlen können in einem Financial Cockpit abgebildet werden, und sie repräsentieren idealerweise das Gesamtbanksteuerungssystem. Letzteres basiert wesentlich auf einer heuristischen Lösung, die sich hoher Akzeptanz in der Praxis erfreut. Es kann als Verrechnungspreismodell interpretiert werden, wobei Marktpreise bzw. an Marktpreise angenäherte Verrechnungspreise Verwendung finden. 1 Seit längerer Zeit ist zu beobachten, dass die eigentliche Gesamtbanksteuerung, das Accounting und das Meldewesen zunehmend miteinander verschmelzen und deshalb die möglichst simultane Abbildung dieser zuvor meist isoliert betrachteten Säulen eine große Herausforderung an die IT der Institute stellt. ÿ 1 Diese Herausforderung lässt sich gut am Zusammenspiel zwischen Accounting – hier der GuV, die u. U. intern nach betriebswirtschaftlichen Aspekten untergliedert wird („Controlling-GuV“) – und der eigentlichen Gesamtbanksteuerung verdeutlichen. Die Entscheidungen werden anhand eines vorgelagerten betriebswirtschaftlichen Entscheidungskalküls getroffen, etwa mittels des Barwertkonzepts. Die Konsequenzen daraus sind wiederum in der GuV(-Planung) abzubilden. Diese Vorgehensweise ist nicht ausschließlich bankspezifisch. So verweist etwa die BMW Group in ihrem Geschäftsbericht (S. 40f.) für 2017 darauf, dass Projektentscheidungen auf Basis des Kapitalwerts und der internen Rendite der Projekte getroffen werden, während auf 02 // 2019 43
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