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die bank 02 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT blemlos mit

MANAGEMENT blemlos mit den existierenden Frontends der Bank integriert werden können. Dadurch wird eine nahtlose Kunden- und User-Erfahrung erst möglich. Die omnichannel-optimierte Führung des Kunden durch das eigene digitale Ökosystem stellt die zentrale Herausforderung dar, wenn es darum geht, die eigene Marke im digitalen Wettbewerb zu stärken. Entscheidend für den Erfolg der digitalen Bancassurance sind offene Schnittstellen, um die Services anderer Dienstleister, vom KIgetriebenen Chatbot über Zahlungsdienstleister bis hin zu Messenger-Diensten, integrieren zu können. Neue Systeme ermöglichen maximale Modularität Es ist eine Binsenwahrheit, dass die Kunden Sicherheit zwar sehr schätzen, sie aber in den wenigsten Fällen Versicherungsprodukte aktiv kaufen. Sie erwerben Versicherungsprodukte selbst dann nicht, wenn konkrete, teilweise eklatante Deckungslücken bestehen. Als lehrreich gilt die in Polen gebräuchliche Praxis, individuell anpassbare Subkonten für Sparziele anzubieten, etwa für Urlaub oder Renovierungsarbeiten am Haus. Diese zweckgebundenen Sparkonten können direkt mit Bancassurance-Konzepten verknüpft werden. Die neu geschaffene PSD2-Schnittstelle eröffnet weit darüber hinausgehende Möglichkeiten und kann als Basis für vollkommen oder partiell automatisierte Beratungslösungen dienen. Voraussetzung dafür ist, dass die vorhandenen Systeme entsprechend flexibel und offen konfigurierbar sind. Konkret könnte das beispielsweise folgendermaßen aussehen: Ein Kunde gibt eine Summe für einen bestimmten Gegenstand aus (Fahrrad, Auto, Möbel), der mithilfe von Algorithmen identifiziert wird. Das System wählt dazu passende Versicherungsprodukte aus und generiert einen Vorschlag für ein personalisiertes Produktpaket. Automatische Personalisierung des Angebots Die Flexibilität moderner Frontend-Systeme macht es möglich, statt einer geringen Zahl komplexer Produkte 100 bis 200 kleinere Produkte zu führen, die sich wiederum problemlos bündeln lassen. Der Vertrieb basiert in einem solchen Modell auf einer großen Anzahl von Produktvarianten, die zu Paketen kombiniert werden können. Dies ermöglicht eine automatische Personalisierung des Angebots. Die Bank kann ihren Kunden auf diese Weise das richtige Angebot im richtigen Kanal zur richtigen Zeit anbieten. Dabei gehen die Geldhäuser dazu über, mit neuen IT-Plattformen größtmögliche Unabhängigkeit von ihren Partnern zu erlangen und sich dadurch den Weg hin zu einem eigenen Ökosystem zu bahnen. Diese Plattformen basieren auf offenen API, Flat Files oder einer SOAP-Integrationsschicht. Sie können sich auf diese Weise für andere Partner und Ökosysteme öffnen. Versicherer kommen dafür besonders infrage, denn sie verfügen in den Bereichen Prävention und Schadenmanagement bereits über sehr weit gestreute Service-Netzwerke. Durch die Integration von Versicherern kann man sozusagen zwei Schritte auf einmal machen. Als besonders relevant kann dies im Geschäft mit kleinen und mittleren Unternehmen erachtet werden. Polnische Banken haben im vergangenen Jahr einige Vorstöße in diese Richtung gemacht. Beispielsweise hat die Idea Bank mit Tax Care ein populäres Tool zur Vereinfachung und Digitalisierung der Buchführung für Kleinunternehmen geschaffen. PKO BP und mBank ermöglichen es, eine Firma über das Bankkonto rein digital zu registrieren. Das FinTech Brutto hat eine Plattform zur Refinanzierung von Rechnungen von Kleinunternehmen kreiert, das FinTech Fandla eine Mikro-Factoring-Plattform für 38 02 // 2019

MANAGEMENT Kleinunternehmen. Die Bank Pekao baut derzeit eine technische Plattform für das Factoring, die für kleine Anwendungen geöffnet werden soll. Produkte werden vereinfacht Damit rückt auch der Ausbau des Geschäfts mit Gewerbeversicherungen in den Blickpunkt. Das wird deswegen so interessant, weil die Versicherer im Zug der Digitalisierung ihre Produkte modularisieren und vereinfachen. Zudem bietet eine Reihe von Insur- Techs und Maklerpools digitale Lösungen an, die das Gewerbegeschäft stark vereinfachen. Schätzungen zufolge wird der Bancassurance-Markt um jährlich sechs bis sieben Prozent wachsen, das wäre viermal so schnell wie der Versicherungsmarkt insgesamt. Die Wachstumshoffnungen ruhen vor allem auf dem Geschäft mit Schadenversicherungen, um das die Banken bislang einen weiten Bogen gemacht haben. In der Schadenversicherung sind die Banken bislang nicht über einen Anteil von 5,5 Prozent am Neugeschäft hinausgekommen. Das ist selbst in Ländern mit traditionell starker Bancassurance nicht viel anders. In Italien – hier vermitteln Banken mehr als 80 Prozent aller Lebensversicherungen – dominieren die Agenten der Versicherer die Schadenversicherung. Nur in der Türkei, Portugal, Spanien und Frankreich liegt der Anteil der Banken am Schadenversicherungsgeschäft über zehn Prozent. Großes Interesse der Versicherer Wie stark umgekehrt das Interesse der Versicherer am Bankenkanal ist, zeigt das Beispiel Gjensidige. Der norwegische Versicherer hat sich dazu entschlossen, seine Bank an Nordea zu verkaufen, um im Gegenzug Zugang zur Kundschaft von Nordea zu bekommen. Die Vienna Insurance Group möchte zusammen mit der Erste Gruppe nach der Fusion der S Versicherung in der Bancassurance das Schadenversicherungsgeschäft ankurbeln. Aus Kundensicht ist das Thema Versicherung eng mit den Bankdienstleistungen verbunden. Die Antwort auf die Überforderungen in einer komplexer erscheinenden Welt wird deshalb in der Stärkung der Marken und dem Aufbau eines digitalen Supermarkts für Finanzprodukte liegen. Erste Ansätze dafür sind bei der Deutschen Bank, bei der ING-DiBa und einer Reihe weiterer Institute sichtbar. FAZIT Das Bankgeschäft steht im Zuge der Digitalisierung vor einem großen Wandel. Die Margen im Kerngeschäft gehen zurück. Auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern wird für die Institute das Versicherungsgeschäft zu einem attraktiven Modell. Es ist dauerhaft, weniger anfällig für Zyklen und hat ein hohes Zukunftspotenzial. Um jährlich bis zu 7 Prozent wird der Bancassurance-Markt Schätzungen zufolge wachsen. Zwar ist der Wunsch, die Möglichkeiten von Bancassurance voll auszuschöpfen, vorhanden. Doch die praktische Umsetzung erweist sich oft als schwierig. Denn das Versicherungsgeschäft ist immer noch unzureichend mit der Banken-IT verbunden. Die Geldhäuser müssen ihre IT daher omnichannel-fähig machen und sie zudem mit Versicherungs-Frontends integrieren, was eine große technische Herausforderung ist. Autor Michal Trochimczuk ist Managing Partner von Sollers Consulting, einem Beratungsunternehmen im Finanzsektor. 02 // 2019 39

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