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die bank 02 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT ROUND TABLE:

MANAGEMENT ROUND TABLE: DIGITALISIERUNG IM PRIVATE BANKING Mehr als nur Effizienzsteigerung und größere Kundennähe Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Kunde und Berater spielt im Private Banking seit jeher eine besonders große Rolle. Doch auch im vertrauensbasierten Geschäft mit vermögenden Kunden fasst die Digitalisierung immer stärker Fuß. Was bedeutet das für die Leistungsangebote und die künftige Kundenbetreuung? Wie kann und muss sich das Geschäftsmodell Private Banking unter dem Einfluss der mit Nachdruck fortschreitenden Digitalisierung ändern? Über den Status und die besonderen Herausforderungen der Digitalisierung im Private Banking diskutierten Stefan Alsleben (Chief Digital Officer bei Donner & Reuschel), Dr. Martin Deckert (Generalbevollmächtigter Merck Fink Privatbankiers), Dr. Gerhard Grebe (Geschäftsführender Gesellschafter banXconsult und langjähriges Vorstandsmitglied der Bank Julius Bär Europe) und Wolfgang Strobel (Mitglied des Vorstands bei Hauck & Aufhäuser) mit Dr. Daniel Pehle und Hartmut Skubch (Skubch & Company Management Consultants). die bank: Das Geschäftsmodell der Privatbanken wird sich im Zug der Digitalisierung stark verändern. Die bisher im Private Banking durchgeführten Digitalisierungsmaßnahmen zielen trotzdem vor allem auf Prozessautomatisierung und eine Verbesserung der Effizienz. Ist das nicht ein Widerspruch? Pehle: Der Schwerpunkt bisheriger Digitalisierungsinitiativen liegt nach unseren Erhebungen unter Privatbanken in der Tat auf der Weiterentwicklung des Betriebsmodells und hier insbesondere bei Investitionen in IT-Optimierung und Prozessautomatisierung. Zusammengenommen fließt mehr als die Hälfte aller Digitalisierungsinvestitionen in die Weiterentwicklung des bestehenden Betriebsmodells. Ein weiteres Drittel wird für die Weiterentwicklung des Marktantritts verwendet, vor allem die Erweiterung des Produkt- und Serviceangebotes. In das Thema „Kompetenzaufbau“, inklusive Kultur, wird mit gerade einmal 15 Prozent noch relativ wenig investiert. Aus anderen Branchen wissen wir, dass dies ein geringer Anteil ist. Die starke Fokussierung der Digitalisierung auf das bestehende Geschäftsmodell ist auch insofern erstaunlich, als fast alle der von uns befragten Institute davon ausgehen, dass sich das Geschäftsmodell Private Banking, auch durch neue Markteintritte, künftig stark verändern wird. Ein wenig verblüfft hat uns zudem, dass die Digitalisierungsmaßnahmen in rund zwei Dritteln der befragten Privatbanken ohne eine Digitalisierungsstrategie durchgeführt werden. Das Fehlen einer strategischen Leitlinie erklärt möglicherweise, warum es bei den Digitalisierungsmaßnahmen momentan vor allem um Effizienzthemen bzw. um eine Optimierung des „Ist“ geht und weniger um veränderte oder neue Geschäftsmodelle, wie wir sie beispielsweise mit Versicherern heute diskutieren. Aktuell scheinen die Digitalisierungsprogramme eher taktischer Natur zu sein, als dass sie den Anspruch hätten, eine größere strategische Entwicklung zu gestalten. Alsleben: Muss die Digitalisierung überhaupt die zwingende Antwort auf die künftigen Herausforderungen im Private Banking sein? Natürlich ist Digitalisierung wichtig, und klar ist auch, dass wir unsere Hausaufgaben in Richtung Effizienzverbesserung und Automatisierung machen müssen. Selbstverständlich müssen wir uns auch über neue digitale Zugangswege Gedanken machen. Trotzdem glaube ich, dass sich das Private Banking mit seiner Komplexität nicht auf rein digitale Modelle herunterbrechen lässt. Der persönliche Austausch und das Vertrauen, das im persönlichen Gespräch entsteht, spielen nach wie vor eine große Rolle. Vermögensverwaltung ist immer noch eine Vertrauenssache. Deshalb sehen wir die hybride Beratung als ganz wichtig an. Natürlich denken wir darüber nach, wie wir uns künftig aufstellen wollen und wie wir unser Geschäftsmodell transformieren müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir sehen allerdings nur einen Teil dieser Transformation in der Digitalisierung, einen anderen Teil dagegen definitiv in Strategien außerhalb der Digitalisierung. Strobel: Viele der Geschäftsmodelle, die wir weiterentwickeln wollen, funktionieren nur mit einer bestimmten technischen Unterstützung. Wir sind zum größten Teil doch „Vollsortimenter“ mit einer schlechten Aufwand-Ertrags-Relatio in den Prozessen. Deshalb konzentrieren wir uns derzeit auf sehr reichhaltige Kundengruppen mit einem Anlagevermögen von 1 Mio. € und mehr. Wenn wir die jetzt verfügbaren technischen Möglichkeiten konsequent einsetzen und es schaffen, bessere Kosten- Nutzen-Verhältnisse herzustellen, erschließen sich uns vollkommen neue Möglichkeiten. Nach unten können wir viel breiter werden und bei Kunden mit 50.000 € anfangen – mit standardisierten Vermögensverwaltungsstrategien, die wir heute noch von Experten erstellen lassen. 18 02 // 2019

MANAGEMENT Zukünftig wird das viel stärker über Algorithmen gehen. Wir haben hierzu jüngst unseren digitalen Vermögensverwalter zeed.in gestartet. Und wir können uns noch besser darauf konzentrieren, dem Kunden echten Mehrwert zu bieten, durch mehr Kundennähe, bessere situative Begleitung im Prozess, mehr Pull statt Push. Wenn wir von einer Veränderung des Geschäftsmodells sprechen, sollten wir also nicht nur auf neue Produkte schauen. Die Veränderungen durch die Digitalisierung gehen weit darüber hinaus, sie ermöglichen ganz neue Strukturen. Deckert: Ich sehe das ähnlich. Letztendlich geht es doch um die Frage: Wie kommen wir von der hohen Kostenbelastung im Backend herunter, wovon ja alle reden? Wie schaffen wir es, Standardservices kostengünstiger zu produzieren, um uns dann noch besser auf differenzierende Services fokussieren zu können? „Digitalisierung im Backend“ bedeutet letztlich Prozessoptimierung. Das haben wir übrigens schon immer gemacht. Dr. Gerhard Grebe 02 // 2019 19

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