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die bank 02 // 2018

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

News & Trends

News & Trends BANKGESCHÄFTE Am liebsten von daheim aus Die Maxime, dass es zu Hause am schönsten sei, belegen deutsche Online-Banking-Kunden eindrucksvoll. Nur noch ein Prozent dieser Kunden nutzt die Filiale für alltägliche Aufgaben wie das Überweisen von Geldbeträgen, Einrichten von Daueraufträgen oder das Checken des Kontostands. Statt dessen stehen Banking-Apps und die Websites der Banken bei je einem Viertel der Kunden für Bankgeschäfte in der Gunst ganz oben. Zur Bank zu gehen und dort eine Überweisung einzutippen, finden offensichtlich nur wenige Kunden attraktiv. Die stationären Terminals werden nur von 9 Prozent der Kunden genutzt, so das Ergebnis einer Umfrage von Star Finanz unter 9.000 Nutzern von Online Banking Software. Knapp die Hälfte der Befragten würde künftig via Smartphone mobil bezahlen. Und schon 56 Prozent der Befragten kennen P2P-Payment-Anwendungen, mit denen man kleine Geldbeträge mittels Smartphone überweisen kann. ù Wenn die Banking-Software der App vorgezogen wird, geben zumeist der größere Bildschirm und die bessere Bedienbarkeit den Ausschlag dafür. AUS FINANZDIENSTLEISTER WIRD TECHNOLOGIEANBIETER Metamorphose im laufenden Betrieb Strukturwandel im Bankensektor – das bedeutet für die Beschäftigten selten Gutes. Das wurde durch eine aktuelle Studie wieder eindrucksvoll bestätigt: Jede Woche schließen in Deutschland im Durchschnitt 36 Filialen und 400 Bank-Mitarbeiter verlieren ihren Job. Trotzdem steigen die Renditen nicht an. Die durchschnittliche Eigenkapitalrendite sank 2016 sogar noch einmal um 0,5 Prozentpunkte auf nun 1,8 Prozent. Nur noch jedes zehnte Kreditinstitut verdient seine Eigenkapitalkosten, wird in der jüngsten Bain-Bankenstudie deutlich. Immerhin konnten viele Institute ihre Rendite auf niedrigem Niveau stabilisieren. Trotzdem erkennt Bain-Chef Walter Sinn auch bei den Kosten der deutschen Banken nur eine Seitwärtsbewegung. Den meisten Häusern gelinge es nicht, ihren Verwaltungsaufwand zu senken. Die Eigenkapitalquote stieg im vergangenen Jahr auf 6,3 Prozent, hingegen blieb die durchschnittliche Eigenkapitalrendite weit unter den Eigenkapitalkosten. Für die Banken gebe es deshalb keine Alternative zu weiteren Kostensenkungen und Konsolidierungen. Der Marktanteil der fünf größten deutschen Banken liege unter dem Niveau anderer Industrieländer, dabei sei die Cost-Income-Ratio mit durchschnittlich 69 Prozent höher. Dank ihrer fokussierten Geschäftsmodelle hätten sich die Direkt- und die Autobanken ertragsstark gezeigt. Alle anderen Institutsgruppen wurden von den Beratern hingegen schwächer bewertet. Auch weiterhin bleibe das Vordringen der Digitalisierung eine große Herausforderung für die Kreditinstitute. Bain fordert die Banken zu einer „Metamorphose im laufenden Betrieb“ auf: Die Banken müssten ihr bestehendes Geschäftsmodell weiterentwickeln und dabei gleichzeitig in neue Angebote investieren. Neben einem veränderten Selbstverständnis der Banken gehöre auch eine verbesserte Nutzung der Daten und die End-to-End-Automatisierung der meisten Prozesse dazu. Wenn der Wandel aber gelinge, könnten sich Banken als Schaltstelle für die digitale Wirtschaft etablieren und vom Finanzdienstleister zum Technologieanbieter werden. ù FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND Szene ist zuversichtlich Die Financial Community stellt dem Heimatstandort ein gutes Zeugnis aus. Deutschland punktet einer Studie der CFA Society Germany vor allem mit seiner politischen und rechtlichen Stabilität und mit der Kompetenz der Finanzregulatoren und Aufsichtsbehörden. Gelobt wird die Vielfalt. Anders als bei den europäischen Nachbarn konzentriere sich die Finanzindustrie nicht auf ein Zentrum, vielmehr finden sämtliche deutsche Metropolregionen mit ihren spezifischen Profilen Anerkennung, wenngleich sich Frankfurt als bester Kompromiss herausstelle. Positiv bewerten die Marktteilnehmer die hohe Qualität der universitären und betrieblichen Aus- und Weiterbildung mit Finanzschwerpunkt. Skepsis herrscht hingegen bei der Regulierungsqualtität und der Fin- Tech-Entwicklung. Die Branche formulierte etliche Forderungen gegenüber dem Gesetzgeber, gerade für die aufsichtliche Berücksichtigung innovativer Entwicklungen und die Regulierung von FinTechs. Konträr zu den guten Ausbildungsmöglichkeiten bleibt das Finanzwissen in der Bevölkerung weiterhin ein Sorgenkind. ù 6 02 // 2018

NEWS & TRENDS ZAHLUNGSPROBLEME WEGEN BREXIT Unternehmen bleiben gelassen Nur gut 3 Prozent der deutschen Unternehmen befürchten einen Anstieg ihrer Außenstände in Folge des britischen Abschieds aus der EU. Die überwiegende Mehrheit, nämlich 87 Prozent, erwartet diesbezüglich keine Verschlechterung. Exportorientierte Unternehmen sehen den Brexit natürlich etwas kritischer. Hier gehen fast 8 Prozent von einem Anstieg der Außenstände aus. Die deutschen Exporte Richtung Insel konzentrieren sich vor allem in der Automobilindustrie, im Maschinenbau und in den Bereichen Pharma und Chemie. Und so zeigen sich dann auch vor allem die Autobauer mit einem Anteil von 14,3 Prozent am stärksten besorgt über eine mögliche schlechtere Zahlungsmoral britischer Kunden. Der Kreditversicherer Coface hatte im Rahmen seiner Zahlungsstudie deutsche Unternehmen nach ihren Zahlungserfahrungen gefragt. Dabei stellte sich heraus, dass insgesamt nur jeder fünfte Lieferant pünktlich bezahlt wird. Fast 80 Prozent kennen Zahlungsverzögerungen. Dabei macht sich allerdings die gute Konjunkturlage positiv bemerkbar, denn gegenüber der Vorjahresstudie bedeutet dies einen Rückgang um rund 6 Prozentpunkte. Die durchschnittliche Zahlungsverzögerung über alle Branchen hinweg beträgt 41,4 Tage. ù ZAHL DES MONATS 116.000 Insolvenzen wurden in Deutschland 2017 registriert – so wenige wie seit 1994 nicht mehr. Sowohl Unternehmens- als auch Privatinsolvenzen sanken um jeweils über 6 Prozentpunkte. WERTVOLLSTE UNTERNEHMEN Chinesen holen auf Auch in der jüngsten Liste der teuersten Unternehmen der Welt waren die US-Konzerne Apple, Alphabet und Microsoft wieder ganz vorne. Aber die Chinesen holen auf. Tencent und Alibaba haben den Sprung in die Top Ten geschafft, nachdem sie ihren Marktwert im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt hatten – das gelang keinem anderen Top-Ten-Unternehmen, so die Untersuchung von EY. Die europäischen Top-Konzerne sind deutlich weniger wert. SAP als bestes deutsches Unternehmen findet sich erst auf Platz 62 der Rangliste. ù AUS DER BANKENAUFSICHT 4,6 Mio. € Geldbuße Im Zusammenhang mit bedeutenden Beteiligungen an börsennotierten Gesellschaften hat die BaFin auch im letzten Berichtszeitraum wieder besonders viele Regelverstöße registriert. Mehr als die Hälfte der 654 abgeschlossenen Verfahren entfielen auf diesen Bereich. Insgesamt 518 Ordnungswidrigkeitenverfahren wurden neu eröffnet. Die Zahlen entstammen der statistischen Auswertung der Ahnungspraxis für den Zeitraum 1. Juli 2015 bis 31. Dezember 2016. In vier von fünf abgeschlossenen Fällen ging die BaFin dabei ausschließlich gegen juristische Personen vor. Knapp die Hälfte aller Verfahren wurde aus Opportunitätsgründen eingestellt, etwa bei weniger gravierenden Verstößen. In rund einem Drittel der abgeschlossenen Verfahren wurden Geldbußen festgesetzt. Insgesamt verhängte die BaFin im genannten Zeitraum Bußgelder in Höhe von 4,6 Mio. €. Die höchste Strafe erhielt eine Gesellschaft wegen Verstößen gegen die Stimmrechtsmitteilungspflicht, die Buße belief sich auf 1,1 Mio. €. ENDE DER NIEDRIGZINSEN Belastung für Unternehmen Deutsche Unternehmen sind traditionell sehr abhängig von (Bank-)Krediten. Aber auch in Zeiten guter Ertragslage und extrem niedriger Zinsen konnten sie in den letzten Jahren rein aus dem operativen Geschäftsergebnis ihre Zinsaufwendungen nicht finanzieren. Die Wirtschaftsforscher von Creditreform wollten daher wissen, wie sich eine Erhöhung der Leitzinsen durch die EZB auswirken würde, und testete drei Szenarien: Ein moderater Zinsanstieg um 1,5 Punkte würde die Schuldentragfähigkeit verringern und den Anteil der Unternehmen, die keine adäquate Zinsdeckung mehr erreichen, um 1,5 Prozentpunkte ansteigen lassen. Stiegen die Zinsen um 3 Prozent, belastete dies schon fast jedes fünfte Unternehmen. In Verbindung mit einem Ertragsrückgang reichte schon ein moderater Zinsanstieg dafür, dass über 18 Prozent der Unternehmen unter ihrer Schuldentragfähigkeit einknickten. Ein spürbarer Zinsschritt würde insbesondere den Dienstleistungssektor belasten, so Creditreform. Regional betrachtet wäre die Wirtschaft in den südlichen Bundesländern besser gegen eine Zinserhöhung gewappnet als die im Norden Deutschlands. ù 02 // 2018 7

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