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die bank 02 // 2015

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó BANKING

ó BANKING rungsrisiken)“ des besonderen Teils der MaRisk sind laut Tz. 7 insbesondere hinsichtlich der Berücksichtigung von Positionen mit unbestimmter Kapital- oder Zinsbindung geeignete Annahmen festzulegen. Die Erläuterungen zu den Ma- Risk stellen klar, dass auch diejenigen Marktpreisrisiken des Anlagebuchs von „Positionen mit unbestimmter Kapitalund Zinsbindung“ einzubeziehen sind, die aus „optionale[n] Bestandteile[n] (z. B. Kündigungsrechte[n] des Kunden, Sondertilgungsoptionen, Rückzahlungsoptionen)“ resultieren. Neben der Erfüllung der allgemeinen und besonderen Vorgaben der MaRisk müssen Kreditinstitute die Auswirkungen eines ad hoc Zinsshocks um ±200 Basispunkte berechnen und im Verhältnis zu ihren regulatorischen Eigenmitteln regelmäßig an die Bankaufsichtsbehörde melden. Im Hinblick auf eingebettete Optionen ist dem entsprechenden Rundschreiben 11/2011 (BA) der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zu entnehmen, dass bei der Ermittlung der Auswirkungen einer plötzlichen und unerwarteten Zinsänderung alle für diese Ermittlung wesentlichen, 1 Systematik eingebetteter Optionen Optionsposition Inhaber Stillhalter Call Put Call Put Kapitalbindung Zinsbindung Wirkungsweise mit einem Zinsänderungsrisiko behafteten Geschäfte des Anlagebuchs einzubeziehen sind. Dies umfasst insbesondere die zinstragenden bilanziellen und die zinssensitiven außerbilanziellen Positionen, einschließlich implizit in Bankprodukten enthaltener Optionen. Für die Einbeziehung der eingebetteten Optionen in das Marktpreisrisikomanagement von Kreditinstituten und zur Erfüllung der diesbezüglichen regulatorischen Vorgaben ist eine allgemeingültige Systematisierung der zahlreichen Ausprägungsformen eingebetteter Optionen hilfreich. Eine geeignete Systematik ermöglicht, die Marktpreisrisiken aus eingebetteten Optionen sachgerecht zu identifizieren und die Vielzahl vertragsindividueller eingebetteter Optionen in eine handhabbare Anzahl von Optionsklassen mit jeweils vergleichbaren Risikofaktoren einzuordnen. Systematik eingebetteter Optionen Geeignete Systematisierungskriterien für eingebettete Optionen sind 1. die Bilanz, 2. die Optionsposition sowie 3. die Wirkungsweise der Option. Währungsbindung Aktiv Passiv Bilanz Zu 1.: Gegliedert nach der Bilanz können eingebettete Optionen sowohl in den Aktiv- und Passivpositionen der Bankbilanz inklusive der Forderungen und Verbindlichkeiten aus Derivaten enthalten sein. Aktivseitig können Optionen eingebettet sein ó in Forderungen aus aktivischen Kundengeschäften (z. B. in Kundenkrediten und Beteiligungen), ó in aktivischen Eigengeschäften (z. B. in Geld- und Wertpapiergeschäften des Handels und der Disposition) sowie ó in Forderungen aus derivativen Eigenund Kundengeschäften (z. B. in außerbörslichen OTC-Derivaten, die zur Risikoabsicherung eingesetzt werden). Auf der Passivseite der Bankbilanz können optionale Komponenten eingebettet sein ó in Verbindlichkeiten, über die sich das Institut refinanziert (z. B. in Kundeneinlagen, Tages- und Termingeldern, Schuldscheindarlehen), ó in bestimmten Eigenkapitalbestandteilen (z. B. in stillen Einlagen und Nachrangdarlehen) sowie ó in Verbindlichkeiten aus derivativen Eigen- und Kundengeschäften (z. B. in außerbörslichen OTC-Derivaten). Zu 2.: Nach dem Kriterium der Optionsposition sind abzugrenzen ó Inhaberpositionen (Long), bei denen das Kreditinstitut das Ausübungswahlrecht besitzt und ó Stillhalterpositionen (Short), bei denen eine Gegenpartei das Ausübungswahlrecht besitzt sowie ó Kaufoptionen (Call), bei denen der Inhaber das Recht besitzt, einen Basiswert zu einem definierten Basispreis vom Stillhalter zu beziehen und ó Verkaufsoptionen (Put), bei denen der Inhaber das Recht besitzt, einen Basiswert zu einem definierten Basispreis an den Stillhalter anzudienen. 32 diebank 2.2015

BANKING ó Innerhalb dieser Optionspositionen sind ferner zu unterscheiden ó amerikanische Optionen, die an jedem Handelstag vor der Fälligkeit ausgeübt werden können, ó europäische Optionen, die nur bei Fälligkeit ausgeübt werden können und ó bermuda Optionen, die an einem oder mehreren definierten Zeitpunkten vor oder zur Fälligkeit ausgeübt werden können. Zu 3.: Gegliedert nach ihrer Wirkungsweise sind eingebettete Optionen zu differenzieren ó in kapitalbindungsverändernde Optionen, bei denen das Kreditinstitut oder die Gegenpartei das Recht besitzt, Kapital vor oder nach der ursprünglich vertraglich vereinbarten Kapitalbindungsdauer zurückzuzahlen oder abzurufen, ó in zinsbindungsverändernde Optionen, bei denen die Optionsausübung die Zinsbindungsart (insbesondere festverzinslich vs. referenzzinsabhängig variabel verzinslich), die Zinsbindungsdauer (z. B. drei Monate vs. sechs Monate) oder die Höhe des Zinssatzes verändert (beispielsweise Vereinbarungen, dass der Zinssatz erhöht werden kann, wenn die Kreditinanspruchnahme einen bestimmten Betrag überschreitet oder bestimmte Financial Covenants verletzt werden), sowie ó in währungsbindungsverändernde Optionen, bei denen die Option die Währung der Abrufzahlungen oder der Zins- und Tilgungszahlungen beeinflusst. Zusammenfassend ergibt sich somit die in ” 1 dargestellte Systematik eingebetteter Optionen, wobei eine eingebettete Option hinsichtlich ihrer Wirkungsweise mehreren Klassen zugeordnet sein kann. Beispielsweise existieren kapitalbindungsverändernde Optionen, die bei Ausübung auch die Zinsbindung oder die Währungsbindung der Position verändern. Anwendung der Optionssystematik Die Systematik eingebetteter Optionen ist im Marktpreisrisikomanagement von Kreditinstituten wie folgt anwendbar: Zur Identifizierung der durch das Kreditinstitut kontrahierten eingebetteten Optionen ist es zunächst sinnvoll, an der Bilanz der Bank anzusetzen und die einzelnen Bilanzpositionen systematisch durchzugehen. Hierdurch kann sichergestellt werden, dass sämtliche aktivischen und passivischen Geschäfte inklusive der Derivate betrachtet und hinsichtlich eingebetteter Optionen untersucht werden. Die dabei identifizierten eingebetteten Optionen sind anschließend gemäß ihrer Optionsposition und ihrer Wirkungsweise in obenstehende Systematik einordenbar. Mit der Einordnung nach der Optionsposition werden sodann diejenigen eingebetteten Optionen ersichtlich, bei denen das Kreditinstitut als Optionsstillhalter vom Ausübungsverhalten der Gegenpartei abhängig ist. Aufgrund des asymmetrischen Gewinn- und Verlustprofils einer Option enthalten insbesondere die Stillhalterpositionen ein erhöhtes Verlustrisiko. Inhaberpositionen sind in Bezug auf ihr Gewinn- und Verlustprofil hingegen weniger kritisch, da die Ausübungsentscheidung dem Kreditinstitut obliegt und der Verlust auf die Optionsprämie begrenzt ist. Dem ungeachtet unterliegen jedoch sowohl die Marktwerte der Inhaberals auch der Stillhalteroptionen Schwankungen und beinhalten somit Marktpreisrisiken. Dies wird anhand der Einflussfaktoren auf den Optionspreis im Sinne üblicher Optionspreismodelle deutlich. Demnach wird der Optionspreis z. B. durch eine Veränderung des Preises des Basiswerts, der Zinssätze und der Restlaufzeit beeinflusst. Für die Messung und Steuerung der Marktpreisrisiken aus eingebetteten Optionen ist es schließlich sinnvoll, an deren Wirkungsweise anzusetzen. Die Wirkungsweise der Option determiniert nämlich die Risikofaktoren (z. B. Zins- oder Wechselkursänderung), das Bewertungsund Risikomodell (z. B. Black-Scholes-Optionspreismodell in Verbindung mit einem Value-at-Risk-Ansatz) sowie die verfügbaren Instrumente zur Risikosteuerung (z. B. Zins- oder Währungsderivate). Darüber hinaus macht die Einordnung nach der Wirkungsweise transparent, welche bankbetrieblichen Risikoarten in den einzelnen eingebetteten Optionen enthalten sind. Während sich kapitalbindungsverändernde Optionen neben dem Marktpreisrisiko verstärkt auf das Liquiditätsrisiko auswirken, sind die zinsbindungsverändernden Optionen hauptsächlich dem Zinsänderungsrisiko und die währungsbindungsverändernden Optionen primär dem Fremdwährungsrisiko zuzuordnen. Fazit Die ökonomischen Gründe, eingebettete Optionen sachgerecht im Marktpreisrisikomanagement von Kreditinstituten zu berücksichtigen, spiegeln sich in entsprechenden regulatorischen Vorgaben wider. Um die ökonomischen und bankaufsichtsrechtlichen Anforderungen zu erfüllen, müssen die Kreditinstitute die Marktpreisrisiken aus eingebetteten Optionen identifizieren, messen und im Bedarfsfall gezielt steuern. Auf der Basis der vorliegenden Optionssystematik können die eingebetteten Optionen durch die Kreditinstitute strukturiert erfasst werden, sodass darauf aufbauend die Risikomessung umgesetzt sowie Instrumente zur Steuerung der Marktpreisrisiken angewendet werden können. ó Autor: Dr. Christian Hornbach ist Senior Risk Controller bei der KfW Bankengruppe. 2.2015 diebank 33

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