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STANDPUNKT ó Wann beginnt die Zukunft? fl Das Herauskramen des Handys mit Bezahl-App nimmt nicht weniger Zeit in Anspruch als das Hervorholen der EC-Karte. Geldbörse aufmachen, Karte rausholen, zahlen – Dankeschön. Da ist der Mehrwert des Mobile Payments nicht erkennbar. Dr. Stefan Hirschmann, Chefredakteur „diebank“ Liebe Leserin, lieber Leser, digitale Bezahlverfahren und andere Banking-Anwendungen auf mobilen Endgeräten sind nicht neu. Vor rund 15 Jahren hat die Industrie bereits in aller Deutlichkeit gesehen, dass eine neue Generation von Kommunikationsgeräten den künftigen Zugang zum Kunden öffnet und adäquate Angebote entwickelt. M-Banking, Mobile Brokerage, Mobile Payment – alles schon vor vielen Jahren dagewesen. Nur durchgesetzt hat es sich nicht in der erhofften Dimension. Jetzt hat vor allem das digitale Bezahlverfahren durch ungeahnte Innovationskräfte jenseits der klassischen Kreditwirtschaft neue Aktualität erlangt. Apple, Facebook, Google & Co. heizen mit ihrer Marktmacht die Veränderung bei den Bezahlsystemen kräftig an. In den USA sind neben den großen Kreditkartenunternehmen auch JP Morgan, Citigroup, Capital One und die Bank of America bei der neuen Bezahllösung Apple Pay mit an Bord. Bei allen Bemühungen will es hierzulande dennoch nicht richtig klappen mit dem Mobile Payment. Der deutsche Michel spielt einfach nicht mit – zu bargeldverliebt, konservativ und innovationsfeindlich, heißt es. Gemäß einer aktuellen PwC-Studie liegt die Kundenbasis für mobile Bezahlsysteme in Deutschland derzeit bei etwa 176.000 Personen. Das ist verschwindend gering. Da unzählige Unternehmen Lösungen für Payment-Applikationen anbieten und die Jahreserlöse der Anbieter mobiler Bezahlsysteme pro Kunde im Schnitt 42 € betragen, fällt ein Fazit leicht: unrentabel! Andere Länder haben andere Zahlungsgewohnheiten und häufig auch länderspezifische Zahlungsarten, die sich deutlich unterscheiden. So ist die Kreditkarte als Zahlungsmittel zwar in den USA und Großbritannien äußerst populär, Deutschland gehört aber zu den Ländern mit der geringsten Bereitschaft, Kreditkarten zu nutzen. In einer Nielsen-Studie geben 37 Prozent der Deutschen an, überhaupt keine Kreditkarte als Zahlungsmittel zu besitzen. Das ist Negativrekord in Europa. Vor dem Hintergrund dieser Zahlen überrascht es nicht, dass viele Deutsche den mobilen Zahlungsmethoden ebenfalls skeptisch gegenüber stehen. Worin soll auch der Anreiz bestehen? Bezahlen mit dem Smartphone sei komfortabel und unkompliziert, heißt es in der Werbung. Doch das Gegenteil ist richtig. Die Installation der App ist noch das geringste Problem, aber per Online Banking muss mitunter eine Referenzüberweisung getätigt werden, die das Bezahlverfahren überhaupt erst in Gang setzt. Bis die Payment-Lösung – angeblich schnell und einfach – dann erstmals genutzt werden kann, vergehen zwei volle Tage. Und warum sollte das Herauskramen des Handys weniger Zeit in Anspruch nehmen als das Hervorholen der EC- Karte? Ein Griff in die Tasche, Geldbörse aufmachen, Karte rausholen, zahlen – Dankeschön. Wo liegt eigentlich das Problem? Möglicherweise hat die Abneigung gegen manche M-Banking-Angebote doch andere Gründe als angebliche Innovationsfeindlichkeit. Sie werden schlicht nicht gebraucht. In der Folge dürften etliche Innovationen schnell wieder verschwinden. Die PwC-Analysten rechnen damit, dass sich im Jahr 2020 die Zahl der Mobile-Payment- An bieter von über 80 auf maximal fünf reduziert hat. Viele wird man vermutlich auch nicht vermissen. Ihr 2.2015 diebank 3
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