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die bank 01 // 2023

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT Laut Moody’s,

MARKT Laut Moody’s, die in einer Studie durchgerechnet haben, wie sich ein kräftiger Einbruch der Immobilienpreise auf das Kreditportfolio der Banken auswirkt, würden sich die NPL-Quoten bei Immobiliendarlehen um 2 bis 3 Prozentpunkte erhöhen. Die Verlustraten blieben aber selbst unter Stress relativ gering, und die Eigenkapitalquote würde um rund 1 bis 2 Prozentpunkte sinken, womit vor allem in Skandinavien zu rechnen sei. Dennoch geht S&P davon aus, dass die westeuropäischen Bankensysteme im Jahr 2022 Kreditverluste in Höhe von rund 72 Mrd. US-$ verzeichnen werden, was 25 Prozent über den Verlusten des Jahres 2021 liegt. Für 2023 erwartet die Ratingagentur einen Anstieg der Kreditverluste von rund 20 Prozent auf 87 Mrd. US-$. Kreditzyklus positiv für den Bankensektor In ihrer Studie „European Banks Year Ahead“ begründen die Analysten der Bank of America ihre positive Einschätzung für den europäischen Bankensektor damit, dass ein „guter Zyklus“ auf gedrückte Multiplikatoren treffe. Da die Institute mit einem geringeren Risiko behaftet und überkapitalisiert seien, wären sie nunmehr in der Lage, auskömmliche Renditen zu erzielen. Die Experten sind sich sicher, dass der Großteil des Zinszyklus noch vor den Banken liege, und sie erwarten für die nächsten drei Quartale eine steigende Margenausweitung für die Banken. Darüber hinaus gehen sie davon aus, dass die Volumina das Ertragswachstum weiter vorantreiben würde. In ihrer Studie zeigen sie zudem auf, dass die Kreditbücher nur noch halb so riskant seien wie vor einem Jahrzehnt, was bedeute, dass die Erträge weiter steigen dürften. Aufgrund dessen sei eine Neubewertung bei steigenden Gewinnen bis ins Jahr 2023 zu erwarten. Dieser Kreditzyklus dürfte der erste seit einigen Jahrzehnten sein, in dem die Bankgewinne steigen, heißt es in dem Banken-Outlook. Ferner gingen mit dem Ende des regulatorischen Zyklus steigende Gewinnausschüttungen einher, was sich in einer Barrendite von 11 Prozent niederschlagen könnte. Obwohl sich der europäische Bankensektor in der zweiten Hälfte auf einen sehr schnellen Zinszyklus zubewegt – die meisten Zinserhöhungen für europäische Banken erfolgten in den letzten drei Monaten – sei der Höchststand der Zinssätze nicht vor dem dritten Quartal 2023 zu erwarten. Der größte Teil der Margenausweitung liege also noch vor uns. Danach würden die Banken nach Ansicht der BoA-Analysten durch eine Kombination aus wiederhergestellter Risiko- und Durationsübernahme und Volumenwachstum ein kontinuierliches Ertragswachstum erzielen. Wer profitiert am meisten? Doch welche Banken bzw. Bankensysteme profitieren von diesem Zinszyklus am meisten? Relativ betrachtet sollten dabei diejenigen am stärksten profitieren, die einen hohen Anteil ihres Betriebsergebnisses über Zinseinnahmen erwirtschaften, wobei auch die Art des Sollzinses (fix vs. variabel) eine Rolle spielt. Hier hätten die Institute aus Südeuropa in der Regel Vorteile, da die Kredite zumeist, wenn auch nicht mehr in so hohem Maß wie noch vor einigen Jahren, an einen variablen Zins gekoppelt sind, betonen die Analysten der LBBW. Ende Juli startete die EZB den Zinserhöhungszyklus. Derzeit liegt der Hauptrefinanzierungssatz bei 2,50 Prozent, im ersten Quartal 2023 könnte der Einlagensatz bei 3,0 Prozent liegen – Tendenz weiter steigend. Dann könnten Banken mit den TLTRO-Krediten 2 Prozentpunkte oder mehr verdienen. Hierbei kann es sich durchaus um einen „Free Lunch“ (risikolosen Gewinn) oder zumindest um eine Art Zufallsgewinn handeln, obwohl es diesen an den Finanzmärkten eigentlich nicht gibt. Deutlicher Anstieg der Renditen Trotz zahlreicher Herausforderungen sind die Banken weltweit so profitabel wie vor der Finanzkrise. 2022 wird die durchschnittliche Eigenkapitalrendite (RoE) in der Branche (weltweit) zwischen 11,5 und 12,5 Prozent liegen und damit so hoch sein wie seit 2007 nicht mehr, heißt es in der McKinsey-Studie. Hauptgrund für das starke Abschneiden seien die wesentlich höheren Margen, die Finanzinstitute durch den Anstieg der Zinsen ge- 12 01 | 2023

MARKT FAZIT Trotz des verbesserten Zinsumfelds und den erfolgten strukturellen Anpassungen stellt sich die Profitabilität vieler europäischer Banken insbesondere im Vergleich zu den US-Instituten als unzureichend dar. Wenn die Zinssätze weiter steigen, dürfte sich die Gewinndynamik der Banken sukzessive verbessern und als Folge dürften auch die Bewertungen zulegen. Nach wie vor stellen jedoch die hohen Kostenquoten und die niedrigen Zinsmargen die Banken vor Herausforderungen. Vor dem Hintergrund der schwachen Wirtschaftslage scheint sich die Einschätzung vieler Investoren, was die Profitabilität der Institute angeht, zu verschlechtern. nerieren können. Ihre Erträge sollen die Banken in diesem Jahr global um 345 Mrd. US-$ auf dann insgesamt 6,5 Bio. US-$ steigern. Auch wenn die europäischen Banken in Sachen Profitabilität weiter deutlich hinter Instituten in den USA und Asien zurückblieben, verzeichnet die Branche 2022 in der Breite einen deutlichen Anstieg der Eigenkapitalrenditen. Der RoE deutscher Banken werde 2022 mit über 5 Prozent ebenfalls deutlich über den Vorjahren liegen, aber weiter unter ihren Eigenkapitalkosten. Damit seien deutsche Banken nur halb so profitabel wie der weltweite Durchschnitt. Europas Banken konnten Gewinne deutlich steigern Im vergangenen Jahr (2022) dürften europäische Banken nach Berechnungen der BoA einen Vorsteuergewinn von etwa 135 Mrd. € eingefahren haben. 2023 werde mit einem Anstieg der Gewinne bis auf etwa 160 Mrd. € gerechnet. Neben den erhöhten Gewinnschätzungen wird das Gewinnwachstum für den Sektor als entscheidend angesehen: Nachdem das Gewinnwachstum im Jahr 2022 mit 6 Prozent hinter den Erwartungen zurückblieb, werde sich das Gewinnwachstum im Jahr 2023 beschleunigen. Denn erst in diesem Jahr würden die höheren Zinsen voll zum Tragen kommen, sind sich die Analysten sicher. Auch 2024 werde sich das Wachstum weiter erhöhen, vornehmlich angetrieben durch Bilanzwachstum und sinkende Wertminderungsaufwendungen. Beim Vorsteuergewinn geht BoA von etwa 17 Prozent für 2023 und 14 Prozent im Jahr 2024 aus, nach einem Zuwachs von rund 7 Prozent für 2022. Siehe dazu auch die Abbildung ÿ 1. Niedrige Bewertungen Der Bankensektor wird deutlich niedriger bewertet als andere Branchen, was die großen Herausforderungen widerspiegelt, denen sich traditionelle Banken gegenübersehen. Etwa die Hälfte aller Banken vernichtet netto Wert, und viele der Institute sind durch die Aussichten auf ein langsames Wachstum und geringe Rentabilitätserwartungen belastet. Das zeigen auch die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) der europäischen Banken. Auf Basis der Gewinnschätzungen für das Jahr 2022 liegt das KGV bei 6, nach Erhebungen der BoA. Damit werden Banken insgesamt weiterhin mit einem deutlichen Abschlag gegenüber anderen Sektoren gehandelt. 2022 bestätigte sich zudem erneut, dass mehr als die Hälfte der Banken weniger als ihre Eigenkapitalkosten verdient. Die Skepsis gegenüber europäischen Banken ist auch dem European Fund Manager Survey der Bank of America vom Dezember 2022 zu entnehmen. Während noch im November 17 Prozent der von BoA befragten Fondsmanager europäische Banken in ihren Portfolien übergewichteten, waren es im Dezember nur noch 4 Prozent. Autor Karl-Heinz Goedeckemeyer arbeitet als Finanzanalyst & Wirtschaftspublizist in Frankfurt am Main. 01 | 2023 13

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