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die bank 01 // 2018

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

BERUF & KARRIERE AT THE

BERUF & KARRIERE AT THE TOP [ MICHAEL CORBAT ] Der Kommunikator Exakt so stellt sich die Öffentlichkeit wohl einen erfolgreichen Wall-Street-Banker vor. Nein, Michael Corbat ist nicht etwa ein „Wolf of Wall Street“, gekennzeichnet von hemmungsloser Habgier, sondern ein Banker mit klarer Ausrichtung auf der einen und mit dem Gefühl für das Notwendige auf der anderen Seite. Corbat ist trotz aller beruflichen Erfolge als Mensch auf dem Teppich geblieben. Bescheidenheit und Realismus sind einige seiner Stärken. Er hat die im Zug der Finanzkrise tief nach unten gerutschte Citigroup wieder zu einem Fels in der schäumenden Gischt der Wall- Street-Brandung gemacht. Die Citigroup selbst entstand im Jahr 1998 aus der Fusion der Citicorp und der Travelers Group. Der Name Citigroup geht auf die im Jahr 1812 gegründete Citibank zurück. Nach der Finanzkrise im Jahr 2008 hatte das Institut schwere Zeiten zu überstehen. Das ist ihr in bemerkenswerter Art und Weise gelungen. Der jüngste Erfolg des Finanzdienstleisters mit rund 200 Mio. Kunden zeigt sich auch an der New York Stock Exchange (NYSE), denn die Aktie der größten Bank der Welt hat ihren Kurs in den vergangenen fünf Jahren vervielfacht. Für den das Ruder der Bank führenden Corbat ist das allerdings kein Grund, in höhere Sphären abzuheben. Er bleibt auf dem Boden und nimmt die Herausforderungen der Gegenwart an. Gleichwohl weiß jeder in der US-Finanzszene, dass Michael Corbat einen gehörigen Anteil an dieser Entwicklung hat. Zahlreiche Wertpapier-Analysten jedenfalls sind des Lobes voll. Der am 2. Mai 1960 in Bristol / Connecticut geborene Corbat ist als erfolgreicher Harvard-Absolvent sowohl in der US-Finanzszene als auch in unternehmerischen und politischen Kreisen ein allseits akzeptierter Denker und Lenker. Seit 1983 ist er für die Citigroup und deren Vorgänger-Organisationen wie Salomon Brothers tätig. Er hat sich durch seine Manager-Leistungen auch international in die erste Reihe der Top-Finanzmanager vorgearbeitet. In den führenden Finanzzentren rund um den Globus zollt man ihm eine Menge Respekt. Der Grund ist simpel, denn eine starke Citigroup ist als Anker des Finanzsystems auch für andere Banken von enormer Bedeutung. Michael Corbat live zu erleben, ist eine angenehme Erfahrung. Der geniale Kommunikator zieht Gesprächspartner in seinen Bann. Er ist wachsam und aufmerksam, seine Augen sind stets auf sein Gegenüber gerichtet. Er ist aber auch ein aufmerksamer Zuhörer. Eine der größten Stärken Corbats ist seine offene Art, sein Umgang mit Menschen. Und so verwundert es nicht, wenn er im Gespräch bei seinem Gegenüber locker und dynamisch rüberkommt. Hin und wieder lässt er auch den einen oder anderen witzigen Spruch los. Er ärgert sich selten über vertane Chancen, weil er nach kurzer Analyse weiß, dass sich schon bald die nächste Chance ergeben wird. „Es wird auch in Zukunft immer viele Wachstumschancen in der Weltwirtschaft geben“ sagt er. Seine Bank will dabei als Finanzierer eine große Rolle spielen. Wer kurz vor großen Entscheidung stehend aus dem einen oder anderen Grund versagt, wird neue Chancen erhalten. Das gilt nach Corbats Überzeugung sowohl für das Privatleben als auch für das Berufsleben. Wenn die Rede auf die umstrittene Politik von Donald Trump kommt, rutscht er zunächst unruhig auf seinem Stuhl hin und her. So, als sei es ihm peinlich, die Arbeit des Präsidenten bewerten und eventuell auch kritisieren zu müssen. Dass der Welthandel auch unter Donald Trump nicht wirklich zum Erliegen kommen wird, steht für den stets adrett gekleideten Corbat außer Frage. „Der Welthandel ist nicht tot“, macht er seinem Gegenüber Mut. Man darf davon ausgehen, dass das Citigroup-Urgestein als Ökonom und Banker sehr wohl einschätzen kann, wie sich die Lage in der Weltwirtschaft entwickeln dürfte. Viele im Finanzwesen aktive Menschen orientieren sich an Corbat. Sie sehen in ihm einen der dynamischsten Top-Manager der Bankenszene. Seine sportlichen Erfolge haben ein gerüttelt Maß Anteil an dieser Wertung. Es war auch aus seiner heutigen Sicht die richtige Entscheidung, dass er nach dem BA- Abschluss in Volkswirtschaft an der Harvard University der Versuchung widerstanden hat, eine Profi-Laufbahn im American Football einzuschlagen. Das Zeug dazu habe er gehabt, sagen seine Freunde. Michael Corbat liebt Spaß: „Es ist alles heil geblieben“, erinnert er sich schmunzelnd an sein Leben als Sportler, und indem er auf seinen noch immer recht muskulös und sportlich wirkenden Körper deutet. Rund 38 Jahre nach dieser Zeit ist Corbat auf dem Höhepunkt seiner Karriere als Citigroup-CEO ein Schwergewicht. Eingestiegen 74 01 // 2018

BERUF & KARRIERE ist er vor vielen Jahren bei der Citigroup-Tochter Salomon Brothers. Er hat alle Bereiche des Bankings aus dem Effeff gelernt. Seine berufliche Karriere trug ihn zu Stationen in Europa, in den Fernen und Mittleren Osten sowie nach Afrika. Hier war er für die Citigroup-Aktivitäten der jeweiligen Region zuständig. Die Rolle des CEO hat er dann im Oktober des Jahres 2012 übernommen. Rund vier Jahre nach dem Eruptionspunkt der globalen Finanzkrise bekam er die Chance, auf den Chefsessel der weltgrößten Bank zu springen. Gezögert hat er dabei nicht. Heute weisen die Haare des 57-jährigen Brillenträgers den ersten Grauschimmer auf. Es ist zu erkennen, dass hier kein Youngster mehr sitzt, sondern einer, der in seinem Job bestimmte Ziele vorgeben kann. „Das Leben ist der beste Lehrer“, sagt er in diesem Kontext. Wenn er spricht, nimmt Corbat oft seine Hände unterstützend zur Hilfe, um den Inhalt seiner Aussagen zu unterstreichen. Er kann stolz sein, die Citigroup nach der Finanzkrise vor rund zehn Jahren inzwischen wieder auf den Erfolgspfad geführt zu haben. Das auf allen Bereichen des globalen Bankings tätige Institut ist Vorbild für zahlreiche Konkurrenten. „Wir sind die größte Geld-Bewegungs-Institution in der Welt“, vereinfacht Corbat die Beschreibung der Citigroup. Durch die Kanäle der Bank laufe Tag für Tag mehr Geld als bei anderen Instituten. Entsprechend selbstbewusst gibt man sich in New York. Für Aufmerksamkeit in der amerikanischen Öffentlichkeit hat der Fakt gesorgt, dass Corbat selbst auf ein nobles Büro verzichtet. Das entspricht seiner zielorientierten Denke, wonach Türen, Mauern und Wände einer zielgerichteten Kommunikation im Weg stehen. Er liebt seine gläserne „Arbeits-Kabine“, die ihm das Manager-Büro ersetzt. Kein Wunder, dass er bei Mitarbeitern als „guter Chef “ gilt. Sie schätzen seine ehrliche Art und Weise. Die Kommunikation unter 200.000 Mitarbeitern sei ohne Digitalisierung und ohne offene Türen kaum möglich, weiß Corbat. „Als Banker darfst du die Digitalisierung nicht ignorieren“, sagt er. Corbat hat sich nach dem Höhepunkt der Finanzkrise nicht gegen moderne Entwicklungen der Technologisierung und Digitalisierung gewehrt. Big Data und Artificial Intelligence sind für ihn keine Unbekannten – ganz im Gegenteil. Das Unternehmen selbst hat die Herausforderungen der Moderne voll angenommen. Der Finanzdienstleister ist neben traditionellen Bereichen des Bankings auch sehr erfolgreich in den Sektoren Kreditkarten, Versicherungen sowie im Bereich FinTechs zielorientiert aufgestellt. In Corbats Freizeit spielt der Sport aktiv wie passiv eine große Rolle. Der Banker gilt als ein enthusiastischer Fliegenfischer, spielt leidenschaftlich gerne Golf und treibt sich darüber hinaus gerne auf den Skipisten dieser Welt herum. Wie bei anderen Managern, so ist auch Corbats Wissen ehrenamtlich in unternehmerischen Organisationen wie dem EMI Bord of Directors, dem British American Business Board und der Stiftung des US-amerikanischen Ski- und -Snowboard-Teams gefragt. Michael Corbat kam im Mai 1960 in Bristol/ Connecticut zur Welt. Der sportliche Banker verfügt über einen Abschluss der Elite Universität Harvard, wo er 1983 einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften erlangte. Seither ist er bei der Citi und ihren Vorgängerunternehmen tätig. Bevor er 2012 zum Chief Executive Officer der Citigroup mit ihren 200 Millionen Kunden ernannt wurde, war Corbat CEO der Citi für Europa, Mittlerer Osten und Afrika und verantwortete dabei alle Geschäftsaktivitäten in der Region einschließlich Privat- und Firmenkundengeschäft, Investmentbanking, Wertpapier- und Handelsdienstleistungen. Davor steht die Rolle als CEO von Citi Holdings, Citis Portfolio von Nicht-Kerngeschäften und Vermögenswerten, in seinem CV. Wer mit Corbat das Thema Kapitalmärkte und Börse diskutiert, wird möglicherweise erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass er auf eine Inflationierung der Wirtschaft hofft. Das nämlich werde die US-Notenbank dann wohl veranlassen, die Leitzinsen weiter zu erhöhen. „Steigende Zinsen aber sind besser für Banken als das aktuelle Nullzinsniveau“, so seine konkrete Aussage. Autor: Jonas Dowen. 01 // 2018 75

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