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die bank 01 // 2017

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

BERUF & KARRIERE FRAUEN

BERUF & KARRIERE FRAUEN IN DER FINANZBRANCHE Krisenmanagement in der Karrieremitte Vielfalt fördert Erfolg. Auf diese einfache Formel lässt sich bringen, was zahlreiche Studien belegt haben. Dennoch ist der Anteil von Frauen in Führungspositionen in der Finanzbranche nach wie vor niedrig. Im internationalen Vergleich haben deutsche Finanzunternehmen besonderen Aufholbedarf: Nur jede zehnte Vorstandsposition ist hierzulande mit einer Frau besetzt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass überdurchschnittlich viele Frauen ihren Arbeitgeber in der Mitte ihrer Karriere verlassen und den Unternehmen so verloren gehen. Mit mutigeren Maßnahmen im Unternehmensalltag sowie einer Veränderung der Unternehmenskultur können Finanzinstitute gezielt gegensteuern. 64 01 // 2017

BERUF & KARRIERE 1 | Frauenanteil in den Vorständen der größten Finanzorganisationen in %, 2016 33 32 31 27 26 25 25 24 21 21 20 17 17 16 15 15 14 13 13 13 13 11 10 10 10 10 8 Globaler Durchschnitt: 16 % 7 5 5 4 2 Norwegen Schweden Thailand Südafrika Israel Kanada Singapur Polen Australien Finnland USA Russland UK Italien Niederlande UAE Frankreich Dänemark Österreich Hong Kong Nigeria Indien Brasilien Deutschland Türkei Spanien China Kolumbien Mexiko Schweiz Südkorea Japan Quelle: Oliver Wyman. Kaum ein europäisches Unternehmen betont in diesen Monaten nicht, dass Gender Diversity in seinem Hause groß geschrieben wird. Hier bilden auch die deutschen Banken und Finanzinstitute keine Ausnahme. Allerdings begreifen noch immer viele Unternehmen Gleichberechtigung allein als Teil ihrer unternehmerischen Sozialverantwortung. Dabei sind die Förderung von weiblichen Talenten und eine ausgewogene Besetzung von Führungspositionen in erster Linie eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit: Wer im immer enger werdenden Wettbewerb, der nicht nur die Finanzbranche in den letzten Jahren bestimmt, auch in Zukunft bestehen will, kann es sich schlicht nicht leisten, das Potenzial von Frauen außen vor zu lassen. Um für ihre Kunden den besten Service zu bieten und den größtmöglichen Mehrwert zu schaffen, sind gemischte Teams für Finanzdienstleister aus einer Reihe von Gründen unverzichtbar. Erstens treffen heterogene Teams bessere Entscheidungen, weil in ihnen verschiedene Blickwinkel und Kompetenzen zusammenkommen. Zweitens spiegeln Teams mit ausgewogenem Männer- und Frauenanteil das Profil der Kunden besser wider und können Produkte und Dienstleistungen entwickeln, die alle Kundengruppen ansprechen. Drittens ist der Wettbewerb um Talente groß und die Finanzbranche konkurriert nicht zuletzt mit agileren Technologieunternehmen. Um die besten Talente für die Branche zu finden, ist es daher unerlässlich, Frauen zu erreichen und von den Vorteilen einer Karriere in der Finanzbranche zu überzeugen. Gerade in Hinblick auf die Zusammensetzung von Führungsgremien gilt es, den Pool an talentierten Nachwuchskräften optimal auszuschöpfen. Doch was es braucht, sind nicht nur gemischte Teams, sondern auch gemischte Chefetagen: So belegen inzwischen zahlreiche Studien, dass Unternehmen gleich welcher Branche bessere Resultate erzielen, wenn ein fairer Anteil der Führungspositionen von Frauen besetzt wird. Eine ausgewogene Besetzung von Führungspositionen mit beiden Geschlechtern zahlt sich also nicht nur gesellschaftlich, sondern auch wirtschaftlich aus. Dennoch ist die deutsche Finanzbranche von durchmischten Führungsteams noch weit entfernt. Bei den größten deutschen Banken, Asset Managern, Versicherern, der Börse und den Aufsichtsbehörden ist im Schnitt nur jede zehnte Vorstandsposition und jeder fünfte Aufsichtsratsposten mit einer Frau besetzt. Dies ergab die zweite Auflage der Studie „Women in Financial Services“. Für sie wurden insgesamt 381 Finanzinstitute in 32 verschiedenen Ländern analysiert und knapp 1.000 dort arbeitende Männer und Frauen befragt. Niedriger Frauenanteil in den Vorständen Zwar hat sich der Frauenanteil in den Vorständen der größten deutschen Finanzinstitutionen seit 2003 damit immerhin von fünf auf zehn Prozent verdoppelt. Seit 2013 ist er allerdings kaum mehr gestiegen. Damit schneidet Deutschland nicht zuletzt im internationalen Vergleich erstaunlich schlecht ab ÿ 1. Mit ihrem niedrigen Frauenanteil liegt die hiesige Finanzbranche nur auf Platz 24 – und damit weit abgeschlagen hinter Ländern wie Norwegen, Schweden oder Thailand, in denen der Frauenanteil in Vorständen bereits über 30 Prozent beträgt. Diese Marke wird Deutschland erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts erreichen, wenn deutsche Finanzinstitute nicht die Initiative ergreifen und Frauen auf ihrem Karriereweg besser unterstützen. Dass ein Land, in dem sowohl der Bildungsstand als auch die Erwerbstätigkeitsrate der weiblichen Bevölkerung auffallend hoch sind, in Sachen Gender Balance im internationalen Vergleich auf den hinteren Plätzen liegt, vermag durchaus zu erstaunen. An fehlenden frauen- und familienpolitischen Maßnahmen mangelt es hierzulande jedoch nicht. Vielmehr ist die strukturelle Frauenförderung in Deutschland recht weit ausgeprägt, wie die gesetzliche Frauenquote für Aufsichtsräte, das Recht auf volles Gehalt im Mutterschutz, bezahlte Elternzeit und der Anspruch auf einen Kitaplatz deutlich machen. Hinsichtlich des Anteils von Frauen in Führungspositionen haben diese Maßnahmen aber offenbar nicht den gewünschten Effekt. Viele Länder mit höherem Frauenanteil in Vorständen bieten deutlich weniger frauenpolitische Maßnahmen. 01 // 2017 65

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