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die bank 01 // 2017

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG

DIGITALISIERUNG FUNKTIONSWEISEN UND MÖGLICHKEITEN Blockchain – genial und revolutionär Die Möglichkeit, in einem dezentralen Netzwerk mit unbekannten Teilnehmern sicher Werte zu transferieren, ist ebenso genial wie revolutionär. Dieser Artikel soll helfen, die neue Blockchain-Technologie zu verstehen, Potenziale und Risiken für die Bankenbranche aufzuzeigen und den Nutzen der Blockchain in diversen Anwendungsszenarien zu bewerten. Im Jahr 2008 beschrieb Satoshi Nakamoto ein Konzept für eine dezentrale Peer-to-Peer-Kryptowährung. Anfang 2009 wurde die erste Implementierung veröffentlicht, die Geburtsstunde des Bitcoins. Nakamoto kommentierte die Veröffentlichung mit den Worten: „Das Kernproblem konventioneller Währungen ist das Ausmaß an Vertrauen, das nötig ist, damit sie funktionieren. Der Zentralbank muss vertraut werden, dass sie die Währung nicht entwertet, doch die Geschichte des Fiatgeldes ist voll von Verrat an diesem Vertrauen“. Kurz nach der Finanzkrise war Bitcoin mehr als eine intellektuelle Spielerei, Bitcoin war stark ideologisch getrieben und zu Beginn vor allem ein Phänomen unter Hackern, Anarchisten, Libertarianern und Kapitalismuskritikern. Das sollte sich schnell ändern. Mit steigender medialer Aufmerksamkeit gewann der Bitcoin bis 2012 eine solche Popularität, dass der Kurs von anfänglich Bruchteilen eines Cents auf über 1.100 US-$ stieg, mit einer Marktkapitalisierung von fast 15 Mrd. US-$. Im folgenden Jahr kehrte sich der Trend um, der Bitcoin verlor über 80 Prozent seines Werts und fiel auf ca. 200 US-$. 54 01 // 2017

DIGITALISIERUNG Dies hatte negative Auswirkungen auf die Reputation als Zahlungsmittel: Die Wertentwicklung war zu volatil und dadurch war der Bitcoin völlig ungeeignet zur Werterhaltung, als alternative Währung waren die Risiken zu groß, als reines Transaktionsmedium war der Bitcoin zu unpraktisch. Den Hype ereilte ein vorübergehendes Ende. In dieser Phase rückte der Fokus auf das technologische Rückgrat, die Blockchain. Sie ermöglicht das sichere Übertragen von digitalem Eigentum, ohne dass eine vertrauenswürdige dritte Instanz benötigt wird. In der Zwischenzeit sind Hunderte von Start-ups entstanden, die versuchen, dieses Potenzial zu nutzen. Praktisch alle großen Technologiekonzerne arbeiten heute an der Blockchain, auch Banken. So entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass die Technologie, die aus einem ideologischen Gegenentwurf zum vorherrschenden Geldsystem entwickelt wurde, nun gerade die Banken mit ihrem technologischen Potenzial zur Umsetzung revolutionärer Geschäftsmodelle inspiriert. Eigenschaften einer Blockchain Eine Blockchain löst ein Paradoxon: Sie schafft Konsens und Vertrauen zwischen Akteuren, die sich untereinander nicht vertrauen. Sie basiert auf einem Peer-to-Peer-Netzwerk, über das digitale Werte transferiert werden. Je nach Art der Blockchain können neben einer Währungseinheit u. a. auch Lizenzen oder Verträge (also digitale Rechte jeglicher Art) übertragen werden. Die Teilnehmer des Netzwerks müssen sich dazu untereinander weder kennen noch vertrauen, trotzdem wird eine Infrastruktur bereitgestellt, die das zuverlässige Ausführen von Transaktionen gewährleistet. Die Blockchain übernimmt die Funktion eines Trust Layers, einer Vertrauensschicht für das Internet. Blockchains existieren in verschiedenen Varianten für unterschiedliche Einsatzszenarien. Für die Bereitstellung eines Trust Layers benötigen alle Varianten die folgenden Eigenschaften: ZZ Die Teilnehmer in einem Blockchain-Netzwerk müssen sich weder kennen noch vertrauen. ZZ ZZ Blockchains protokollieren Transaktionen, z. B. Bitcoin-Überweisungen, die Übertragung von Software-Lizenzen, oder das Schließen eines Vertrags. Blockchains basieren auf einem Peer-to-Peer-Netzwerk, das als dezentrale Datenbank fungiert. Die Transaktionsdaten werden redundant bei allen Teilnehmern des Netzwerks gespeichert. Dadurch existiert kein einzelner Ausfallpunkt. ZZ ZZ Protokollierte Transaktionen sind transparent und prinzipiell einsehbar. Eine Blockchain benötigt eine Kryptowährung als ökonomischen Unterbau. Sie liefert Minern einen Anreiz zum Betrieb der notwendigen Infrastruktur, da sie Transaktionsgebühren verdienen können. Diese Eigenschaften sind wichtig, wenn man die Eignung bestimmter Einsatzszenarien für Blockchains bewerten möchte. Es ist weit verbreiteter Konsens, dass die Dezentralität und der garantierte Konsens die wichtigsten Eigenschaften einer Blockchain sind. Funktionsweise Eine Blockchain ist eine Datenstruktur, die aus Blöcken mit Transaktionsdaten besteht. Jeder Block referenziert seinen Vorgänger. Das technologische Fundament für Blockchains sind kryptographische Methoden, insbesondere asymmetrische Verschlüsselung und Hashfunktionen. Bei der klassischen symmetrischen Verschlüsselung verwenden Sender und Empfänger den gleichen Schlüssel zum Ver- und Entschlüsseln einer Nachricht. Dieser Schlüssel muss an den Empfänger übermittelt werden, bevor eine Nachricht entschlüsselt werden kann. Bei einer asymmetrischen Verschlüsselung wird mit zwei Schlüsseln gearbeitet. Der Empfänger besitzt einen öffentlichen Schlüssel und einen privaten Schlüssel, der nur ihm bekannt ist. Soll eine Nachricht verschlüsselt versendet werden, verschlüsselt der Sender die Nachricht mit dem öffentlichen Schlüssel des Empfängers. Zum Entschlüsseln verwendet der Empfänger seinen privaten Schlüssel. Ein Austausch der Schlüssel ist bei diesem Verfahren nicht nötig. Leicht abgewandelt kann die asymmetrische Verschlüsselung auch zum Signieren von Nachrichten verwendet werden, um Absender und Integrität der Nachricht zu bestätigen. Dazu wird zunächst mit einer Hashfunktion der Hashwert der Nachricht errechnet. Eine Hashfunktion berechnet für eine beliebige Eingabe eine zufällige Zeichenkette. Das Ergebnis ist eine Art Fingerabdruck der zu versendeten Nachricht. Wird nur ein Buchstabe in der ursprünglichen Nachricht verändert, ist der errechnete Hashwert ein völlig anderer. Um eine digitale Signatur zu erstellen, verschlüsselt der Sender diesen Hashwert mit seinem privaten Schlüssel. Der Empfänger wiederum entschlüsselt diese Signatur mit dem öffentlichen Schlüssel des Senders und prüft, ob diese dem 01 // 2017 55

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