ó BERUF & KARRIERE ses Vertrauens, dass er es dem Berater überlässt, die Beratungsform zu verwenden, die ihm seine Aufgabe am leichtesten macht. Fazit Die Untersuchung zeigt, dass die Menschen mehrheitlich (> 90 Prozent) keine Präferenzen für die Honorarberatung haben. Dieses Verhalten folgt einer durchaus nachvollziehbaren Logik aus den geringen Kenntnissen über die Finanzmärkte heraus, welche die Menschen bei sich selbst wahrnehmen. Wenn der Gesetzgeber eine neue Beratungsform propagiert, ist dies noch lange kein Grund für einen Marktteilnehmer mit wenig tiefem Marktverständnis und entsprechend großem Misstrauen, an die Qualität der neuen Form zu glauben, denn der Gesetzgeber hat in der Vergangenheit zu häufig Fehler gemacht. Auf der anderen Seite ist es hingegen nicht befriedigend, dass die Honorarberatung gar nicht erst näher evaluiert wird. Wir können dem Gesetzgeber nicht raten, einseitig auf Honorarberatung zu setzen, denn der Gesetzgeber weiß noch gar nicht, zu welchem Missbrauch dieser Form es in Zukunft noch kommen wird. Wir sehen deshalb eine längere Phase des Wettbewerbs zwischen beiden Beratungsformen auf die Finanzmärkte zukommen. Erst wenn sich hierbei eindeutige Ergebnisse herausschälen, die nach und nach allgemein bekannt werden und sich im Bewusstsein der Anleger festsetzen, kann eine neue Form der Beratung an Bedeutung gewinnen. Die traditionellen Provisionsberater haben es in der Hand, ihre Kunden fair zu behandeln oder einen schleichenden Renommeegewinn der Honorarberatung in Kauf zu nehmen, der irgendwann einen Systemwechsel bewirkt. ó Autoren: Dr. Thomas Trott ist Wissenschaftler, Prof. Dr. Friedrich Thießen ist Lehrstuhlinhaber der Professur für Finanzwirtschaft und Betriebslehre an der Technischen Universität Chemnitz. Hans-Ascan Wieck ist Direktor der Fereal AG. Balderjahn, I.,/Hedergott, D./Peyer, M. (2009), Choice-Based Conjointanalyse, in: Baier, R,/ Brusch, M. (Hrsg.), Conjointanalyse, Heidelberg u. a. DZ Bank (2009), Privatkunden wollen für Geldanlageberatung kein Honorar bezahlen, verfügbar: http://www.dzbank.de/unternehmen/index.jsp;jsessionid=0000UUHHF5V1Ucrce-o- JGneJZY:13ujsv3gp?path=/dz3_presse_1016.html, (Zugriff am 03.11.2012). Kerschner, S. (2013), „Eine unfassbare Flickschusterei“: Kommentare zum Honorarberatungsgesetz, verfügbar: http://www.dasinvestment.com . König, P. (2011), Qualität vor Quantität, in: Die Bank, Heft 7, 2011, S. 50-53. Kottke, N. (2005), Entscheidungs- und Anlageverhalten von Privatinvestoren, Wiesbaden. Lepold, O. (2013), Honorarberatung: Taugt das britische Modell als Vorbild?, verfügbar: http://www.dasinvestment.com. Luhmann, N. (1973), Vertrauen. Ein Mechanismus der Reduktion sozialer Komplexität. 2. Aufl. Stuttgart. Pohle, A. (2007), Zählt nur noch der Preis?, in: Die Bank, Heft 11, 2007, S. 46-48. Psychonomics AG/Heinisch, S. (2008), Honorarberatung – wie viel Transparenz verträgt der Kunde?, in: Psychonomics Kundenmonitor Banken 2008, Berlin. Severidt, K. (2001), Beratungshonorare in Banken, Wiesbaden. Thiessen, F. (2011), Opportunismus und Finanzmärkte, Wiesbaden Trott, T. (2013), Provisions- versus Honorarberatung – Entscheidungskriterien bei der Bankenauswahl, TU Chemnitz. Verbund Deutscher Honorarberater (2010), Leitlinien und Grundsätze der Honorarberatung, verfügbar: http://www.honorarberater.eu/index.php?article_id=9550. Wieck, H.-A. (2010), Honorarberatung, Checklisten, Protokolle - Im Spannungsfeld der Finanzberatung, verfügbar: http://www.dasinvestment.com/berater/news/datum/2010/11/19/ honorarberatungchecklisten-protokolle-im-spannungsfeld-der-finanzberatung. 4 Ausgewählte Eigenschaften verschiedener Bankkundengruppen 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Mehr als 4 Beratungen p. a. (in Prozent) Präferenz für Honorarberatung (Index) (in Prozent) Überdurchschnittliche Fachkenntnisse (in Prozent) Offen für Neues (in Prozent) Einkommen (in T Euro) Cluster 1 Cluster 2 Cluster 3 Unterdurchschnittliche Fachkenntnisse (in Prozent) Anteil der Bevölkerung (in Prozent) Alter (Jahre) Quelle: Eigene Erhebung. 72 diebank 1.2015
BERUF & KARRIERE ó Wenn die Kunden älter werden … PRIVATKUNDEN Der Umgang mit Kunden, die an Erkrankungen wie Alzheimer leiden, erfordert viel Fingerspitzengefühl, aber auch Vorsicht. Denn Verträge mit Geschäftsunfähigen bringen weitreichende Haftungsrisiken mit sich – auch wenn das Leiden für Außenstehende nicht erkennbar war. Birga Teske Keywords: Haftungsrisiken, Alterung, Demenz Deutschland wird älter – und damit auch die Kunden hiesiger Finanzinstitute. Während die Senioren einerseits eine wichtige Zielgruppe von Banken, Versicherern und Vermögensverwaltern darstellen, kann es bei Geschäften mit ihnen zu Unsicherheiten und weitreichenden Haftungsrisiken kommen. Das gilt besonders für den Umgang mit Kunden, die an altersbedingten Krankheiten wie Alzheimer leiden. In Japan, wo die demografische Entwicklung bereits weiter fortgeschritten ist, hat das Thema längst die Vorstandsetagen der dortigen Kreditinstitute erreicht. Denn die Geldhäuser haben mit einer wachsenden Zahl an Kunden zu tun, die ihre Finanzangelegenheiten nicht mehr ohne Hilfe meistern können. Immer öfter stehen am Bankautomaten oder Schalter Menschen, die ihre Geheimnummer vergessen haben, die nicht mehr wissen, wie man eine Überweisung tätigt oder die sich über Abbuchungen von ihrem Konto beschweren, die sie selbst vorgenommen haben. Verbreitet ist auch der sogenannte „Enkeltrick“. Dabei geben sich Anrufer als enge Verwandte aus und fordern von gutgläubigen Ruheständlern Geld, um sich aus einer Notlage freikaufen zu können. Diese tätigen dann in aller Eile eine Banküberweisung und verlieren einen Großteil ihrer Ersparnisse. Allein 2013 entstand durch derartige Telefonbetrügereien in Japan ein Schaden von fast 344 Mio. €. Eine zentrale Statistik über die Anzahl von Enkeltrick-Fällen in Deutschland gibt es nicht, da die Tat beim Bundeskriminalamt nicht gesondert ausgewiesen, sondern als Betrug erfasst wird. In Japan immerhin konnten zahlreiche Fälle vereitelt werden, seit Hinweisschilder in Bankfilialen und automatische Warnmeldungen an Bankautomaten die Kunden vor betrügerischen Geldtransfers warnen. Um auf die besonderen Bedürfnisse älterer Kunden reagieren zu können, schulen viele Banken inzwischen in großem Stil ihre Mitarbeiter. Rund 160.000 Bankangestellte sollen z. B. bereits spezielle Trainings zum Umgang mit Demenzerkrankungen erhalten haben. Demografische Welle (in Deutschland) rollt Verglichen mit Japan steht Deutschland noch am Anfang der demografischen Welle. Laut Bundesgesundheitsministerium leben hierzulande bereits bis zu 1,4 Millionen Menschen mit Demenz. Bis zum Jahr 2030 könnte sich ihre Zahl auf 2,2 Millionen erhöhen. Das stellt nicht nur pflegende Angehörige, sondern auch die Finanzbranche vor wachsende Herausforderungen. Denn Geschäfte mit erkrankten Kunden können umfangreiche Regressforderungen nach sich ziehen. Risiken bei Geschäftsbeziehungen zu kranken Kunden Bisher sind Mitarbeiter von Banken weitgehend auf sich allein gestellt, wenn es um die Erkennung des Krankheitsbilds und die angemessene Reaktion auf die Betroffenen geht. Dabei geht es um heikle Entscheidungen: Wie zum Beispiel soll man reagieren, wenn ein Kunde zum dritten Mal in einer Woche an den Schalter kommt, um sich seine Rente auszahlen zu lassen? Wie drängend diese Fragen in Deutschland bereits sind, lässt sich in einschlägigen Internetforen nachlesen. Dort klagen Verwandte von potenziell Erkrankten über Banken, die eine Dispo-Kreditlinie nicht abschaffen wollen, krakelige und fast unkenntliche Unterschriften anerkennen oder eine bestehende Vorsorgevollmacht aufgrund formaler Unzulänglichkeiten nicht anerkennen wollen. Andererseits kommen viele Fälle ans Licht, in denen Betrüger oder auch böswillige Angehörige demenzkranke Menschen schamlos ausnutzen. So berichtete beispielsweise die ARD vor einiger Zeit über den Fall von Georg Luxi. Der demente und inzwischen verstorbene Millionär wurde von seiner Lebensgefährtin und deren Sohn Stück für Stück seines Besitzes beraubt. Mehrere Notare, die den Verkauf wertvoller Immobilien beurkundeten, bemerkten von der Hilflosigkeit des Mannes nichts. Denn gerade im Anfangsstadium ist eine Demenzerkrankung selbst für Fachleute nur sehr schwer zu erkennen. 1.2015 diebank 73
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