Aufrufe
vor 3 Jahren

KINOTE 01.2020

Um einen Wandel der Finanzbranche erfolgreich zu meistern, müssen Kreditinstitute sowohl Chancen als auch Herausforderungen der Künstlichen Intelligenz (KI) erkennen. Unter der neuen Marke KINOTE der Bank-Verlag GmbH finden Sie Meldungen, Studien und Fachartikel zum Themenkomplex KI. Wir beantworten Ihre Fragen rund um KI. Wir berichten über Trends, neue Technologien, Forschungsergebnisse und daraus entstehende Möglichkeiten, die KI Ihrem Unternehmen bietet.

54 01 | 2020

54 01 | 2020 Prozessautomatisierung Wie gelingt Banken die digitale Transformation? Der Druck auf die Finanzdienstleister nimmt zu: Viele Banken und Versicherungen haben erkannt, wie wichtig es ist, Prozesse zu optimieren und zu automatisieren. Gerade in der Corona-Krise spüren die Institute, wie entfernt sie teilweise von konsequenten, automatisierten Prozessen sind. Ein Beispiel ist die Möglichkeit, digital, sprich ortsunabhängig Kontoeröffnungen, Kreditanträge etc. bearbeiten zu können. Welche Abläufe aber eignen sich für eine Automatisierung? Und mit welchem Lösungsansatz kann sie gelingen, ohne die Ziele Effizienz und Kosten einsparung aus den Augen zu verlieren? Die Finanzdienstleistungsbranche steht unter enormem Innovations-, Kosten- und Wettbewerbsdruck. Die anhaltend niedrigen Zinsen in der Eurozone, die zunehmende Finanzmarktregulierung, verstärkte Digitalisierung und immer neue Wettbewerber – gerade vonseiten der Internet Giants und FinTechs – setzen die Institute hierzulande unter Zugzwang. Viele reagieren auf die veränderten Marktbedingungen mit einer gesteigerten Fokussierung auf effizientere Geschäftsabläufe. Dementsprechend steigt die Nachfrage nach der Automatisierung von Prozessen – sprich: ProcessXcellence. Doch viele Unternehmen zögern noch bei der Umsetzung, weil sie fürchten, dass individuelle Kundenanforderungen einer Standardisierung der Prozesse entgegenstehen könnten – insbesondere im Corporate-Loan-Geschäft. Deswegen sollten sich die Entscheider in den Unternehmen vor dem Handeln folgende zentrale Fragen der Prozessoptimierung stellen: 1. Benötige ich diesen Prozess in Zukunft überhaupt noch? 2. Ist dieser Prozess standardisierbar – und damit automatisierbar? 3. Kann ich den Prozess weiter vereinfachen und einzelne Schritte weglassen? 4. Wie kann ich den Prozess beschleunigen, effizienter gestalten bzw. automatisieren? Erst bei der letzten Frage nach dem „Wie“ kommt die technische Komponente für die digitale Transformation ins Spiel. Drei Lösungsansätze für die digitale Transformation Wie bei so vielen Dingen im Leben gibt es auch für die Automatisierung von Prozessen mehr als nur einen Lösungsansatz. Es bieten sich den Instituten drei mögliche Antworten auf diese Frage: Möglichkeit 1: Finanzdienstleister implementieren sogenannte „integrierte Systeme“, die ein Straight Through Processing (STP) ermöglichen. Die teilweise heterogene, gewachsene Architektur wird durch ein stringentes System abgelöst. Dieser Lösungsansatz ermöglicht bzw. erfordert den Neuaufsatz auf der „grünen Wiese“. Dies hat Vorteile, da man sich nicht mit zahlreichen Schnittstellen und alten Systemen auseinandersetzen muss. Jedoch ist dies auch mit enormen Kosten (unter anderem Integration, Migration etc.) verbunden. Nur in wenigen Fällen ist es deshalb für die Häuser mit ihrer bestehenden und gewachsenen IT-Architektur zielführend, geschweige denn kurzfristig machbar oder finanzierbar. Für eine nachhaltige End-to-End-Lösung ist dies

01 | 2020 55 bauen auf der bestehenden IT-Architektur auf. Diese erhält sowohl in der Kunden- als auch User-Wahrnehmung eine erhebliche Verbesserung und steigert die Effizienz und Effektivität in den Prozessen. Die beschriebenen Mehrwerte haben jedoch ihren Preis und benötigen Zeit, um sie End-to-end in die Prozesse zu integrieren. Möglichkeit 3: Robotic Process Automation (RPA) ist eine Technologie, die über Software-Bots einzelne Prozessbestandteile automatisiert und dabei wie ein „Pflaster“ für nicht miteinander verbundene Prozesse wirkt. RPA-Bots sind die drittbeste, aber mittlerweile weit verbreitete Methode für Prozessautomatisierungen. Sie sind schnell und kostengünstig, d. h. sie haben eine geringe Amortisationsdauer. Unternehmen können mit der Technologie kurzfristig in konkreten Fällen die Effizienz steigern. In der Finanzbranche gibt es zahlreiche Anwendungsbeispiele. Gerade wenn es um Pain Points an Schnittstellen geht, bei denen sich die anderen beiden Lösungsansätze nicht rechnen, setzen Institute häufig RPA-Bots ein. Anwendungsfälle zu RPA bei Banken Auf den ersten Blick scheinen die Software-Bots eine schnelle und preiswerte Alternative zu den ersten beiden Lösungsjedoch der eigentlich notwendige und strategisch zielführendste Weg. Möglichkeit 2: Ein ähnlicher Lösungsansatz, der aber mit der bestehenden IT-Architektur kompatibel ist, sind Business-Process-Management-Lösungen (BPM). Oder anders formuliert: Workflow-Lösungen, die sich in die bestehende Systemlandschaft (Front- und Backend) der Banken und Versicherungen als Middle-Layer integrieren lassen und so automatisierte Prozesse ermöglichen. Mittels Digital Process Automation können Banken Geschäftsprozesse miteinander verzahnen, regelbasierte Automatisierungen vornehmen, bestehende Systeme orchestrieren und ein durchgängiges Arbeiten auf einer Oberfläche über verschiedenste Systeme hinweg ermöglichen. Dies erfolgt „vom Kunden bis zur Auszahlung“. Das heißt, diese Lösungen ermöglichen ein Aufbrechen der bislang bestehenden Silos zwischen Markt, Marktfolge und Operations Management mithilfe einer durchgängigen Prozessierung. Die Vorteile liegen auf der Hand: Es werden nur einmal Daten erfasst, an jeder Stelle im Prozess besteht Transparenz über den Bearbeitungsstatus und die erforderlichen Aktivitäten. Darüber hinaus werden alle Vorgänge nachvollziehbar und revisionssicher dokumentiert. Die Workflow-Lösungen

die bank