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KINOTE 01.2020

Um einen Wandel der Finanzbranche erfolgreich zu meistern, müssen Kreditinstitute sowohl Chancen als auch Herausforderungen der Künstlichen Intelligenz (KI) erkennen. Unter der neuen Marke KINOTE der Bank-Verlag GmbH finden Sie Meldungen, Studien und Fachartikel zum Themenkomplex KI. Wir beantworten Ihre Fragen rund um KI. Wir berichten über Trends, neue Technologien, Forschungsergebnisse und daraus entstehende Möglichkeiten, die KI Ihrem Unternehmen bietet.

20 01 | 2020 KI-Einsatz

20 01 | 2020 KI-Einsatz im Bereich HR Ethische Leitplanken für KI und moderne Technologien Die letzte Finanz- und Wirtschaftskrise hat für die Gesamtwirtschaft neue Realitäten geschaffen, deren Auswirkungen speziell Banken und Finanzdienstleister noch immer sehr deutlich spüren: Ein Ende der Niedrigzinsphase ist nicht in Sicht, weitreichende Regulierungsmaßnahmen waren und sind an der Tagesordnung, noch restriktivere Eigenkapitalvorgaben absehbar. Zu dem daraus resultierenden Veränderungs- und Kostendruck gesellt sich die Verschärfung des Wettbewerbs durch neue Marktteilnehmer und Technologien. Gewohnte Prozesse brechen auf. Wie die gesamte Wirtschaft entwickelt sich die Branche hin zu mehr Online-Service und mobilen Produkten.

01 | 2020 21 KINOTE sprach mit den Transformationsspezialisten Petra Knab-Hägele und Michael H. Kramarsch über die Digitalisierung der Wirtschaft und die Herausforderungen beim Einsatz von modernen Technologien wie Künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt. KINOTE: Frau Knab-Hägele, Herr Kramarsch, Covid-19 hält die Gesellschaft in Atem. Welche Auswirkungen wird die dadurch ausgelöste Wirtschaftskrise auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und modernen Technologien in Unternehmen haben? Michael H. Kramarsch: Bis zum Ausbruch der Covid-19- Pandemie stand die Optimierung von Organisations- und Geschäftsmodellen mit Blick auf deren Zukunftsfähigkeit bei vielen Unternehmen weit oben auf der Agenda. Die Digitalisierung war dabei ein zentrales Element. Das hat sich insofern verändert, als nun Kosten und vor allem Liquidität in den Fokus getreten sind. Wir sind im Krisenmodus mit anderen Prioritäten zum normalen Alltag. KINOTE: Bremst die aktuelle Krise die weitere Digitalisierung der Wirtschaft? Petra Knab-Hägele: Ja und nein. Speziell mit Blick auf die Banken hält die Niedrigzinsphase an, sie wird durch Corona eher noch verstärkt. Spärliche Margen und Kostendruck bleiben und engen die Spielräume für Investitionen in die digitale Infrastruktur ein. Gleichzeitig zwingt zunehmender Wettbewerbsdruck zu genau diesen Investitionen in die Zukunft. Es bringt nichts, sich solide durch die Krise zu manövrieren, um an deren Ende vom Markt gefegt zu werden. Michael H. Kramarsch: Und da zwingt die Krise branchenübergreifend Unternehmen zum Umdenken. Nehmen Sie das Beispiel Homeoffice als einen eher unbedeutenden Ausdruck von Modernität und Zukunftsfähigkeit: Jedes FinTech kann seine Mitarbeiter in den Homeoffice-Modus versetzen, ohne Abstriche bei der Arbeitsfähigkeit. Die wenigsten etablierten Institute und Versicherer werden das von sich sagen können – weder aus technologischer noch aus kultureller Sicht. KINOTE: Das bedeutet also, es gilt Krisenmaßnahmen zu ergreifen, aber gleichzeitig weiter in die Digitalisierung zu investieren? Knab-Hägele: Ein sequenzielles Abarbeiten von Krisenabwehrmaßnahmen reicht nicht aus. Parallel braucht es den weiteren Ausbau der digitalen Infrastruktur. Und das wird durchaus verstanden. So sehen wir in unseren Projekten, dass vermehrt technologische Aktivitäten umgesetzt werden, die nicht nur Einsparungen generieren, sondern auch die Zukunftsfähigkeit von Geschäftsmodellen und Unternehmen absichern. Zudem belegen aktuelle Studien zum digitalen Reifegrad von HR, dass auch viele Banken über einen mittleren und hohen Reifegrad bei transformationsrelevanten Treibern wie Infrastruktur, Tool- und Technologiekenntnisse bzw. -nutzung, Veränderungsfähigkeit und -bereitschaft etc. verfügen und damit grundsätzlich gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Transformation mitbringen. Kramarsch: Die aktuelle Situation wird als Katalysator des digitalen Wandels wirken: schon allein, weil sich bestimmte Dinge nicht wiederholen sollen und Unternehmen agiler, flexibler aufgestellt sein wollen. Die technologischen Möglichkeiten sind gegeben, sie müssen nun auch genutzt werden. KINOTE: Was sind Bereiche für den Einsatz von digitalen Technologien und Künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt? Kramarsch: Digitale Technologien und auch Künstliche Intelligenz können entlang der gesamten Entwicklung eines Mitarbeiterdaseins im Unternehmen zum Einsatz kommen – vom Prozess der Einstellung bis hin zum Ausscheiden – im Grunde überall dort, wo Personalarbeit oder -steuerung online erfolgt. Da gibt es per se keine Einschränkungen. KINOTE: Und konkret: Wo werden derzeit schon Algorithmen eingesetzt? Knab-Hägele: Da gibt es ein breites Nutzungsspektrum. So sind Mitarbeitergewinnung und -einstellung sowie die Personalentwicklung Einsatzgebiete mit einer hohen technologischen Affinität. Stichworte sind Social Media Personality Profiling, Language-, Voice- und Video Analytics. Hier probieren sich sehr viele Unternehmen aus, optimieren entsprechende Prozesse und setzen technisch anspruchsvolle Lösungen ein. KINOTE: Auch schon im großen Rahmen? Knab-Hägele: Durchaus! Wir sehen unternehmensinterne Aus- und Weiterbildungsprogramme, die über den automatisierten Abgleich von Erfordernissen, Kompetenzen und

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