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diebank 10 // 2019

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG 2 |

DIGITALISIERUNG 2 | Unterschiedliche E-Wallet-Nutzung nach Region Zahlungsarten nach Ausgabenvolumen NORDAMERIKA E-Commerce Stationärer Handel 2018 2022 2018 2022 Kreditkarte 34 % 27 % 41 % 44 % E-Wallet 20 % 33 % 3 % 7 % EC-Karte 19 % 19 % 34 % 32 % Bar 4 % 2 % 16 % 11 % Quelle: Studie „Payments Just Want to Be Free – How can Providers Adapt?”, 2019, Bain & Company. LATEINAMERIKA E-Commerce Stationärer Handel 2018 2022 2018 2022 Kreditkarte 45 % 29 % 21 % 29 % E-Wallet 15 % 18 % 3 % 9 % EC-Karte 10 % 16 % 16 % 24 % Bar 4 % 3 % 58 % 36 % Finanzinstitute mit drei Maßnahmen reagieren: mit Akquisition, Innovation und Expansion. Übernahme von FinTechs und Wettbewerbern Um den wertvollen Direktkontakt mit ihren Kunden nicht an neue Player zu verlieren, haben bereits etliche etablierte Unternehmen FinTechs gekauft. Dadurch werden sie selbst zum Anbieter von Bezahl-Apps und können von der Auswertung der Transaktionsdaten profitieren. Mit 117 Mrd US-$ ist das Volumen solcher Übernahmen in den ersten fünf Monaten 2019 förmlich explodiert – und damit laut Finanzmarktplattform Dealogic größer als das der vergangenen drei Jahre zusammen. Die meisten Akquisitionen haben sich im Bereich der Zahlungsdienste abgespielt. Auf die Erosion ihrer Margen können Zahlungsabwickler zudem mit der Übernahme von traditionellen Wettbewerbern reagieren. Die Konsolidierung erhöht nicht nur bei den verbliebenen Banken die Effizienz. Durch den Zusammenschluss sind die Unternehmen auch in der Lage, ihr Innovationstempo zu steigern sowie weitere Märkte und Geschäftsfelder zu erschließen. Durch die Ausweitung ihrer Tätigkeitsbereiche eröffnen sie sich zusätzliche Cross-Selling-Möglichkeiten. Innovationen im Zahlungsverkehr Finanzkräftige Banken und Kreditkartenfirmen können nicht allein auf Übernahmen setzen, um der neuen Konkurrenz zu begegnen. Sie müssen sich auf die von den innovativen Wettbewerbern verursachten Veränderungen im Geschäft mit dem Bezahlen einstellen, etwa durch eigene Apps oder E-Wallets. ÿ 2 Bei der Entwicklung eigener Payment-Lösungen stehen die Bedürfnisse der Händler im Mittelpunkt. Die wünschen sich in erster Linie eine Vereinfachung von Transakti- onen – sei es im E-Commerce, sei es im Laden. Ihre hauseigenen Zahlungslösungen können die Banken auch den Einzelhändlern als Dienstleistung offerieren, die diese den Konsumenten dann unter ihrem eigenen Marken- namen zur Verfügung stellen. In die Händler-App lassen sich zudem Rabattprogramme, personalisierte Werbeaktionen oder exklusive Vorabbestellungen integrieren. Derartige Händlerzahlsysteme sind in den USA bereits sehr erfolgreich. So gewinnen die Starbucks-App oder Walmart Pay zurzeit schneller Nutzer als globale Lösungen wie ApplePay. Ausweitung des Leistungsspektrums Über Zahlungs-Apps für Händler hinaus sollten Banken die Chance nutzen und zum echten Digitalpartner für den Handel werden. Diesen unterstützen sie gegen Entgelt bei der Kostensenkung sowie der Steigerung von Servicequalität und Umsatz. Diese Ausweitung des Leistungsspektrums ist dringend zu empfehlen. Denn mit der Zahlungsabwicklung und dem Bereitstellen von Point-of-Sales-Diensten wie Kassen und Scannern werden Banken in zehn Jahren nur noch rund ein Fünftel ihrer Gewinne in diesem Geschäftsfeld erwirtschaften. Der Löwenanteil der Profite stammt dann aus wertschöpfenden Zusatzdiensten rund um den eigentlichen Bezahlvorgang. Dazu gehören Betrugsprävention oder ein dynamisches Wechselkursmanagement. In- 38 10 // 2019

DIGITALISIERUNG EUROPA, MITTLERER OSTEN, AFRIKA E-Commerce Stationärer Handel 2018 2022 2018 2022 E-Wallet 21 % 24 % 3 % 8 % Kreditkarte 20 % 14 % 7 % 10 % EC-Karte 20 % 17 % 36 % 44 % Bar 7 % 7 % 47 % 30 % ASIEN E-Commerce Stationärer Handel 2018 2022 2018 2022 E-Wallet 52 % 66 % 27 % 42 % Kreditkarte 17 % 11 % 16 % 16 % EC-Karte 5 % 3 % 26 % 26 % Bar 4 % 2 % 30 % 14 % telligente Datenanalysen eröffnen weitere wichtige Ertragsquellen für Banken. Händlern ist es dadurch möglich, ihre Lagerhaltung zu optimieren oder den Absatz zu steigern. Zudem können Banken als Rundumdienstleister etwa Finanzierungsoptionen integrieren oder mit zusätzlichen Services wie Terminvereinbarung, Kundenbindung oder Social-Media-Optimierung bei den Einzelhändlern punkten. Fortschrittliche Zahlungsabwickler investieren deshalb schon heute in eine Ausweitung ihres Angebotsportfolios. Sie modernisieren ihre technische Infrastruktur und öffnen ihre Plattformen auch für Außenstehende, die darauf innovative Dienste laufen lassen können. Um das eigene Ökosystem zu erweitern, kaufte beispielsweise American Express den Restaurant-Reservierer Resy. FAZIT Die Tage der Gebühren bei reinen Bezahlvorgängen sind gezählt. Das Bezahlen wird Teil eines ganzen Pakets an Produkten und Dienstleistungen. Banken und Finanzdienstleister müssen deshalb einen Mehrwert für ihre Kunden schaffen, sei es durch besonders bequeme Zahlmöglichkeiten und Finanzierungen, durch integrierte Datenauswertung oder gar durch eine Komplettlösung aus Webshop und betriebswirtschaftlichem Steuerungsprogramm. Solche Dienste werden in Zukunft 50 bis 80 Prozent der Gewinne von Bezahlsystemanbietern ausmachen. Das Innovationstempo rund um die Bezahlvorgänge ist hoch. Deshalb müssen die Banken schnell und umfassend handeln, um in Zukunft in diesem Geschäftsfeld zu bestehen. Ei- nen Gewinner in diesem Rennen um den besten Service gibt es indes schon: Für die Verbraucher wird das Bezahlen so einfach und kostengünstig sein wie noch nie. Autoren Dr. Imeyen Ebong ist Partner bei der Unternehmensberatung Bain & Company in München und Leiter der Praxisgruppe Organisation. Er unterstützt Unternehmen u. a. im Finanzdienstleistungssektor in Fragen der Organisationsentwicklung sowie des Change-Managements. Ingolf Zies ist Partner bei Bain & Company in München und leitet die Praxisgruppe IT im deutschsprachigen Raum. Er ist Experte für große Restrukturierungs- und Transformationsprozesse, Geschäftsmodellneuausrichtungen, Set-ups von Bad Banks und Post-Merger-Integrationen. Sie interessieren sich für Themen aus dem Bereich Zahlungsverkehr? Dann besuchen Sie doch unsere große Branchenkonferenz: 39

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