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diebank 09 // 2020

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG

DIGITALISIERUNG KREDITPROZESSE DER ZUKUNFT Effizienzhebel und Erfolgsfaktoren Die Corona-Krise verändert das Kreditgeschäft nachhaltig. Eine aktuelle Studie verdeutlicht, dass alle Institute mit einem rückläufigen Kreditgeschäft planen. Der Wettbewerb im Kreditgeschäft wird weiter zunehmen, ambitionierte Ziele und Investitionen treffen auf eine Wirtschaft in tiefer Rezession. Geschwindigkeit und Effizienz werden zu wesentlichen Erfolgsfaktoren im Kreditgeschäft. Banken sind gut beraten, weitere Anstrengungen zur Erhöhung der Effizienz und Geschwindigkeit zu unternehmen. Fortschreitende Digitalisierung und ein verändertes Kundenverhalten beeinflussen die Kreditprozesse nachhaltig. Der signifikante Nachfrageanstieg von Krediten in den letzten Jahren, ausgelöst durch einen steigenden Wohlstand, war für nahezu alle deutschen Banken spürbar. Entgegen dem in den letzten Jahren stark gewachsenen Markt trübt die aktuelle Corona-Krise die Erwartungen des Kreditgeschäfts – eine Tatsache, mit der sich alle Banken auseinandersetzen müssen. Ausgelöst durch die Krise müssen Banken Kreditprozesse zukünftig noch effizienter abwickeln, um in dem neuen kompetitiven Umfeld den Anschluss nicht zu verlieren. Aktuell zeigt sich im deutschen Bankenmarkt in der Bearbeitung und dem Reifegrad von Kreditprozessen ein noch immer heterogenes Bild der Institute. Bei unserer zweiten Studie zum Thema Kreditprozesse standen insbesondere die Effizienz im Kreditgeschäft, entsprechend genutzte Effizienzhebel zur Prozessgestaltung sowie die Digitalisierung im Kreditgeschäft im Fokus. Die neue Studie hat vier Kernerkenntnisse identifiziert, die die Teilnehmer voneinander differenziert ÿ 1: Z Institute mit einer hohen Anzahl umgesetzter Effizienzhebel im Kreditgeschäft schneiden über sämtliche Kreditarten hinweg überdurchschnittlich ab. Z Im Bereich der Ratenkredite weist ein Großteil der Institute einen hohen Reifegrad auf (Top Performer). Z Bei Baufinanzierungen zeigt sich eine mehrheitliche Verteilung im durchschnittlichen Segment (Average Performer). Z Besonders heterogen ist der Reifegrad der Institute bei gewerblichen Krediten. Nur wenige Ausnahmen schaffen es in das Segment der Top Performer. Effizienz im Kreditgeschäft Die meisten Teilnehmer nutzen Ratenkredit- Spezialisten, die einen End-to-End-digitalen Kreditprozess anbieten. Dadurch ist die Effizienz im Ratenkreditgeschäft bei 31 Prozent der teilnehmenden Institute auf einem hohen Niveau, Ratenkredite werden dort direkt oder in weniger als 30 Minuten fallabschließend bearbeitet. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit hat sich um drei Minuten im Vergleich zum Vorjahr 2019 verbessert. Bei mehr als der Hälfte (68 Prozent) der Teilnehmer beträgt die Durchlaufzeit vom Eingang der vollständigen Kundenunterlagen bis zur Auszahlung des Ratenkredits weniger als eine Stunde. Jedoch benötigen 23 Prozent vom Eingang bis zur Auszahlung mehr als 180 Minuten, was sich als Wettbewerbsnachteil darstellt, da gerade im Ratenkreditgeschäft eine schnellstmögliche fallabschließende Prozesskette, idealerweise parallel zur Handlung des Kunden am Point of Sale, vonnöten ist. Die Bearbeitungszeit für Baufinanzierungen beträgt bei knapp mehr als zwei Drittel der Institute (71 Prozent) weniger als einen halben Tag und befindet sich somit auf einem hohen Niveau. Die Stichprobe aus dem Jahr 2019 war im Durchschnitt 0,2 Arbeitstage schneller als die befragten Institute 2020 angaben. In Bezug auf die Durchlaufzeiten zeigt sich ein heterogenes Bild: Bei rund der Hälfte der 64 09 // 2020

DIGITALISIERUNG Institute liegt diese zwischen einem und drei Arbeitstagen, bei 37 Prozent länger. Die Gründe liegen in unterschiedlichen Kreditarten und -vorgängen, Komplexitäten oder Geschäftsarten. Im Durchschnitt beträgt die Durchlaufzeit einer Baufinanzierung 2,4 Arbeitstage. Am längsten sind die Durchlaufzeiten bei gewerblichen Krediten. Bei 46 Prozent der Institute beträgt diese mehr als fünf Arbeitstage, obwohl die Bearbeitungszeiten von den Durchlaufzeiten nicht wesentlich abweichen: Bei 43 Prozent der teilnehmenden Institute liegt diese bei weniger als einem halben Tag. Eine Verbesserung der durchschnittlichen Bearbeitungszeit um 0,2 Arbeitstage verglichen zu 2019 ist festzustellen, wohingegen die Durchlaufzeit identisch ist. Nach unserer Einschätzung ist der Digitalisierungsgrad im gewerblichen Kreditgeschäft am geringsten. Dabei müssen sich Banken auch hier auf leistungsstarke Wettbewerber aus der FinTech-Szene einstellen. Effizienzhebel Prozessgestaltung Mehr als zwei Drittel der Teilnehmer nutzen die fallabschließende Bearbeitung von Kreditanfragen im Markt. Die Bereitstellung von Aktivlinien ist insbesondere bei Sparkassen sehr populär, in Summe wird die Aktivlinie von ungefähr zwei Dritteln genutzt. Die Nutzung von Prozessstraßen liegt bereits bei 86 Prozent. Auch hier ist eine deutliche Steigerung um 12 Prozent zum Vorjahr zu beobachten. Aus unseren Erfahrungen sind diese Prozesserleichterungen zwar in den meisten Instituten etabliert, sie werden aber nicht überall konsequent und teilweise unterdurchschnittlich genutzt. Bei den meisten Instituten beträgt die Durchlaufzeit eines Kurzgutachtens mehrere Tage, obwohl die reine Bearbeitungszeit nur wenige Stunden dauert. Lediglich 38 Prozent aller Teilnehmer haben eine Durchlaufzeit von weniger als einem Arbeitstag. Diese hat sich seit letztem Jahr minimal um 0,2 Arbeitstage verbessert. Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Gutachterfunktion durch gezielte Maßnahmen effizienter gestaltet und deutlich entlastet werden kann. Bei 46 Prozent der befragten Institute liegt die Durchlaufzeit eines Vollgutachtens zwischen zwei und fünf Arbeitstagen und hat sich im Vergleich zum Vorjahr signifikant verbessert. Die Länge der Durchlaufzeiten ist insbesondere vor dem Hintergrund der angegebenen Bearbeitungszeiten auffällig: 50 Prozent der Institute benötigen zur Bearbeitung eines Vollgutachtens zwei bis sieben Stunden. Durch ein effizientes Prozessdesign (z. B. in Bezug auf die Einreichung relevanter Unterlagen) und Kooperationen mit externen Gutachtern kann die Durchlaufzeit signifikant verkürzt werden. Digitalisierung im Kreditgeschäft Bei Konsumentenkrediten nutzt rund die Hälfte der Teilnehmer (53 Prozent) die Möglichkeit, zusätzliches Geschäft über digitale Plattformen zu generieren; im gewerblichen Kreditgeschäft hingegen nur ein Drittel. Zwei Drittel (67 Prozent) nutzen Plattformen zur Geschäftsanbahnung und -abwicklung im Baufinanzierungs- 09 // 2020 65

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