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diebank 09 // 2019

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT IMMOBILIENPREISE

MARKT IMMOBILIENPREISE UND BANKENSEKTOR Ein moderater Preisverfall könnte absorbiert werden Das Preisniveau im Immobilienmarkt ist als Folge des niedrigen Zinsniveaus, der demografischen Entwicklung, des anhaltenden Urbanisierungstrends und einer geringen Neubautätigkeit deutlich gestiegen. Preisübertreibungen sind jedoch meist nur in den Metropolen zu beobachten. Wächst hier eventuell eine bundesweite Preisblase, und welche Risiken können sich aus dem Immobilienmarkt für den Bankensektor entwickeln? Die Immobilienpreise und Angebotsmieten sind insbesondere in den Ballungszentren in den letzten zehn Jahren stark gestiegen. Das überrascht, weil der Wohnungsmarkt als zyklisch gilt, und ein Zyklus im Allgemeinen nur sieben Jahre anhält. Der Anstieg bei den Hauspreisen ist auf die niedrigen Hypothekenzinsen, die guten Einkommensaussichten, die robuste Konjunkturentwicklung und die große Liquidität institutioneller Investoren zurückzuführen, darunter auch klassische Anleiheinvestoren, die als Folge der gesunkenen Zinsen auf andere Märkte wie z. B. Immobilien auswichen. Unter dem Einfluss der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sanken die Zinsen für Wohnimmobilienkredite, die sich in den 2000er-Jahren in einem Korridor von rund 4 bis 5 Prozent bewegt hatten, zuletzt auf etwa 1,5 Prozent. Wenngleich die Warnungen vor einer Preisblase zunehmen, kann bundesweit nicht von einer „Bubble“ gesprochen werden. Da auch die private Verschuldung der deutschen Haushalte im internationalen Vergleich gering und der konjunkturelle Abschwung bisher nicht stark ausgeprägt sind, dürften sich die Risiken für die deutschen Privatbanken in Grenzen halten. Ein Risiko für eine Preiskorrektur könnte vor allem dann entstehen, wenn sich die beschriebenen Faktoren verschlechtern sollten. Wohnimmobilien mit starkem Anstieg Der Teilindex Wohnen ist im Jahr 2018 um +6,8 Prozent (Vorjahr: +8,3 Prozent) erneut massiv angestiegen. Dies ist die fünfthöchste Steigerungsrate seit der Wiedervereinigung. Im Vorjahresvergleich schwächen sich jedoch die Steigerungsraten bei vier der fünf ausgewerteten Variablen ab. Einzig die Reihenhäuser übertrafen das Ergebnis aus dem Jahr 2017. Während der Preisanstieg bei Wohnungsmieten im Neubau (+4,9 Prozent) und Bestand (+3,5 Prozent) vergleichsweise moderat verlaufen ist, zogen die Kaufpreise für Reihenhäuser (+9,2 Prozent), Grundstückspreise für Einfamilienhäuser (+8,7 Prozent) oder Neubau- Eigentumswohnungen (+7,6 Prozent) kräftig an, belegen Auswertungen des auf Immobilien spezialisierten Analyseunternehmens Bulwiengesa (Immobilienindex 2018). Der Gewerbeimmobilienindex legte zugleich wegen der deutlich steigenden Variablen Büromiete und Gewerbegrundstücke um 3,1 Prozent zu. Festzuhalten ist, dass die Hauspreise in Deutschland in den letzten beiden Jahren mit jeweils 4,5 Prozent im internationalen Vergleich moderat gestiegen sind. In den Jahren 2020 und 2021 sollen die Wachstumsraten nach Erhebungen von Standard & Poor‘s aber auf 3,3 Prozent bzw. 3,0 Prozent abflachen. ÿ 1 Zu geringe Neubauzahlen Auch die geringe Zahl der Neubauwohnungen in den Großstädten sowie im Umfeld der Metropolen wirkt preistreibend. So wurden zwischen 2016 und 2018 in den sieben größten Städten lediglich 71 Prozent der benötigten Wohnungen fertiggestellt. Um den hohen Bedarf zu decken, müssten nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in Deutschland bis 2020 pro Jahr 341.700 neue Wohnungen entstehen. Da aufgrund des starken Preiswachstums Eigentum zusehends unerschwinglicher wird, verharrt die Wohneigentumsquote bundesweit bei 20 Prozent. Selbst in den A-Städten – Frankfurt, Düsseldorf und Hamburg – liegen die Eigenheimquoten mit 19 bis 23 Prozent deutlich unter dem europäischen Durchschnitt, so der aktuelle JLL European Dynamics City Report. 8 09 // 2019

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