Aufrufe
vor 4 Jahren

diebank 09 // 2019

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG petenz

DIGITALISIERUNG petenz verfügen. Schon mittelfristig ist mit einer weiteren Ausweitung des Angebots in Richtung Banking zu rechnen. Insbesondere werden Retail- bzw. Endkunden noch stärker ins Visier genommen werden. Vielleicht könnte ein Zusammenschluss von vielen kleinen bis mittelständischen FinTechs, Banken und weiteren lokalen/regionalen Mitspielern als Spezialisten im Ökosystem dazu beitragen, eine mögliche dominante Vorherrschaft zukünftiger Marktplätze im Banking durch die GAFA aufzubrechen, wie sie sich aktuell im Handels- und Telekommunikationsbereich schon sehr einseitig darstellt. Im Bereich Banking ist dies ebenfalls als ein Szenario absehbar. Für die traditionellen Wettbewerber ist es daher erforderlich, sich eingehend mit den strategischen Optionen zu beschäftigen. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren von Marktplätzen sind dabei: Z Auswahl der (spezialisierten) Partner zur Bereitstellung eines breiten Angebots, Z „gesunde“ Konkurrenz und dabei der Gedanke der Partnerschaft, Z Z Z Z Z Z Mischung aus etablierten Banken und neuen FinTechs sowie großen und kleinen Anbietern, technische Reife und gut durchdachte Plattform mit offenen APIs, Sicherheit und guter Performance, gekoppelt mit Einfachheit bzw. sog. Convenience, Basis-Dienste, die regulatorisch konform sind, wie Identitätsmanagement, KYC (Know Your Customer), digitale Signatur usw., Möglichkeit der Programmierung durch Dritte im Sinne des „Open-Source-Gedankens“, notwendige und breite fachliche „Grund- Services“ eines Marktplatzes wie Abrechnungsmöglichkeiten und rechtlicher Rahmen sowie Reporting und Auswertungsmöglichkeiten, Magnetfunktion für Kunden und damit Schaffung einer möglichst großen Kundenbasis, z. B. durch USP oder optimiertes Angebot in Tiefe und Breite, Z Sammlung von Daten der Kunden, um aus deren Verhalten das Angebot zu verbessern und ihnen passgenaue Offerten bei Einhaltung des Datenschutzes zu liefern, Z nicht nur monetäre Aspekte, sondern auch Identifizierung bzw. Brand- und Kundenbindung, z. B. über ein Loyalty-Programm. Aufgrund der Undurchsichtigkeit des Angebots von vielen Marktplätzen und der fehlenden Reife in der Umsetzung bzw. 62 09 // 2019

DIGITALISIERUNG Durchdringung ist ein explorativer Ansatz ein vielversprechender Weg, hier mit entsprechenden Partnern und bestehender Kundenbasis ins Rennen zu gehen. Dabei gibt es das übliche „Henne-Ei-Problem“: keine Anbieter ohne Kunden und keine Kunden ohne gutes bzw. richtiges Angebot. Bei einem durchdachten Konzept sind sicherlich auch Geduld und Durchhaltevermögen nicht zu unterschätzende Erfolgsfaktoren. Die Wettbewerber aus der etablierten Bankenwelt müssen sich fragen, welche Services eine ausreichende Sogwirkung mit sich bringen, um neue User für Plattformen zu gewinnen. Eine individualisierte Angebotswelt für jeden Nutzer ist essenziell. Angebote und Services müssen dabei über Institute hinweg funktionieren und dürfen nicht auf klassische Bankservices beschränkt sein. Denkbar wäre etwa, dass ein auslaufendes Hypothekendarlehen abhängig von der prognostizierten Zinsentwicklung automatisiert auf das aktuell günstigste Angebot wechselt. Darüber hinaus werden dem User für die derzeitige Lebenssituation angepasste Services angeboten – vom Umzugsdienstleister bis zur Reiserücktrittversicherung. Der Marktplatz würde also verschiedenste Produktanbieter und weitere bzw. neue Dienstleister zusammenführen und daraus innovative Produkte entstehen lassen. FAZIT Ein gemeinsamer Ansatz als Community hat das Potenzial, sich zu multiplizieren statt zu addieren. Wenn ein intelligenter Ansatz, basierend auf einem starken Netzwerk, als Fundament ausgebaut werden kann und sich die Angebote ergänzen und erweitern, werden Kunden aufgrund des gesteigerten Komforts diese (Zusatz-)Angebote in Erwägung ziehen. Die Kombination von Gemeinschaft und wirtschaftlichen Interessen ist dabei der Schlüssel zum Erfolg. Ein tragfähiges Geschäftsmodell ist in jedem Fall die Voraussetzung, d. h. das Angebot sollte auch nachgefragt werden bzw. das Angebot muss attraktiv oder innovativ sein, um neue Kunden anzulocken. Das passiert nur dann, wenn der Kunde auch den Mehrwert der Plattform gegenüber Einzeldienstleistungen erkennt. Ein „metoo-Ansatz“ bedeutet immer nur Preiskrieg auf Kosten der Marge. Die Faktoren Einfachheit und Bequemlichkeit sind nicht zu unterschätzen, wie erfolgreiche Portale heute bereits sehr eindeutig zeigen. Nur mit innovativen Lösungen lässt sich die Vorherrschaft der bestehenden Portale brechen und ein Angriff der Digitalriesen nachhaltig abwehren. In jedem Fall müssen Finanzdienstleister sich in Zeiten von Open Banking auf mehr Kooperation einstellen, die jedoch zu innovativen neuen Produkten führen kann – mit ungeahnten Möglichkeiten. Dies erfordert aber auch den Mut, sich zu öffnen und vermeintliche Konkurrenz zuzulassen. Autoren Boris Strucken ist Leiter Innovationen im Bereich Banking für Europa beim IT- & Dienstleistungsunternehmen Fidelity Information Services. Der studierte Informatiker verantwortet Strategieentwicklung, insb. neue technologische Ansätze für Modernisierung & Digitalisierung. Nick Drummer besitzt einen Abschluss in Finance und verfügt über umfassende Erfahrung in der Beratung sowie bei IT- und Dienstleistungsunternehmen. Bei FIS betreut er den Bereich „Ökosysteme und Marktplätze“ und treibt hier neue Lösungen voran. 09 // 2019 63

die bank