Aufrufe
vor 3 Jahren

diebank 08 // 2020

  • Text
  • Insbesondere
  • Deutlich
  • Zudem
  • Sustainable
  • Finance
  • Deutschen
  • Krise
  • Deutschland
  • Banken
  • Unternehmen
die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

BERUF & KARRIERE DER TON

BERUF & KARRIERE DER TON MACHT DIE MUSIK Wenn Worte Sand ins Getriebe streuen Ob im lockeren Plausch zwischen Kollegen oder erst recht im Gespräch zwischen einem Vorgesetzten und den Mitarbeitern: Der verbale Auftritt, die Macht der Worte, wird leider meist zu wenig bedacht. Auf mangelnde verbale Sensibilität wird heute ganz erheblich sensibler reagiert als früher. Zwistigkeiten im Kollegenkreis gründen ebenso häufig darauf wie Verstimmungen zwischen Vorgesetzten und ihrem Team. Die Reaktion auf Meinungsäußerungen und Überlegungen im Verlauf eines Meetings oder tonal verletzende Kritik sind alltägliche Musterbeispiele dafür. Führend die falschen Töne anzuschlagen, bleibt nicht ohne Reaktion. Die Wirkung der Worte und Leistungswilligkeit stehen in ganz enger Verbindung. Kommunikative Frustrationserlebnisse schlagen unmittelbar auf die Bereitschaft durch, sich ins Zeug zu legen. Falsche Töne können mehr Sand in das betriebliche Getriebe bringen als organisatorische Holprigkeiten. gentumsverhältnissen wird es nicht mehr so genau genommen, Interna werden an Konkurrenten durchgestochen, Betriebsgeheimnisse gezielt verraten. Emotional befeuerte Sabotage ist keineswegs etwas Außergewöhnliches. Gefragt: Innerbetriebliche Umgangskultur Es ist also alles andere als eine zeitgeistige Luxusforderung, auf eine verbale innerbetriebliche Umgangskultur zu achten. Mag die veränderte Sensibilität im Arbeitsleben auch manchmal über das Ziel hinausschießen, beides, die zwischenmenschliche Achtung wie das Wissen um die negativen Auswirkungen kommunikativer Unbedarftheit, fordert, ihr Rechnung zu tragen. Sie bestimmt die Denkmuster, mit denen morgens die Arbeit angetreten und sie abends wieder verlassen wird. Und sie steuert über diese Denkmuster das Verhalten während der Arbeit und darüber hinaus. Das verdeutlicht eine einfache persönliche Achtsamkeitsübung im Handumdrehen. Was wirkt in einem Gespräch oder einer beiläufigen Unterhaltung bewusstseinsbestimmend am meisten nach? Die Gefühlswirkung des Wortwechsels! Es ist das verflixte ‚Wie‘, das energetisiert oder frustriert. Oder, wie die Kommunikationspsychologen nicht müde werden zu betonen, der Beziehungsaspekt des Miteinanderredens. In den Worten des Hamburger Kom- Verbale Pfeile hemmen die Leistungsbereitschaft Von Worten tief Getroffene verändern ihre Einstellung zum Unternehmen. In emotional verwundeten Mitarbeitern wächst die Bereitschaft, ihrer Verletzung durch abträgliches Reden über die Firma Luft zu machen und Ausdruck zu geben. Haben die verbalen Pfeile besonders tief getroffenen, dann bekommt auch das Betriebseigentum diese Treffer zu spüren. Einrichtungsgegenstände und Materialien werden durch einen lieblos-unachtsamen bis hin zu bewusst destruktivem Umgang in Mitleidenschaft gezogen. Auch mit den Eimunikationswissenschaftlers Friedemann Schulz von Thun: „Manches kann schiefgehen, wenn wir miteinander reden. Geglückte Kommunikation hängt nicht nur vom guten Willen ab, sondern auch von der Fähigkeit zu durchschauen, welche seelischen Vorgänge und zwischenmenschlichen Verwicklungen ins Spiel kommen, wenn Ich und Du aneinandergeraten.“ Keine Frage, die betriebliche Zusammenarbeit, kollegial wie führend, ist von ihrem Zweck her gesehen eine zielorientierte soziale Interaktion zur betrieblichen Aufgabenlösung und Ergebniserwirtschaftung. Ebenso wenig keine Frage aber auch: Die Qualität von beidem wird maßgeblich mitbestimmt von der zwischenmenschlichen Beziehungswärme oder -kühle, in der sich die Arbeitsabläufe vollziehen. 76 08 // 2020

BERUF & KARRIERE Zwischenmenschliche Fehler führen zu wirtschaftlichen Schäden Reale betriebswirtschaftliche Schwierigkeiten bis hin zu Verlusten gründen häufiger als gedacht in realen zwischenmenschlichen Verhaltensfehlern. Wie ein einziger Zuckerwürfel im Treibstoff die einem Motor innewohnende Kraft lahmlegen kann, so vermag ein falsches oder unbedachtes Wort den menschlichen Leistungsmotor abzuwürgen. Eine Erkenntnis der Führungsforschung verdeutlicht das. Nein, es ist nicht die immer wieder in den Vordergrundgrund gerückte Motivation, über die Leistungslust und eine liebevolle Einstellung zur Firma hervorgerufen und gesteuert werden, es ist das ganz bewusste Vermeiden von Demotivation. Und Demotivation entsteht weniger auf der Ebene von Forderung und Überforderung als auf der Ebene der Beziehungsqualität. Deshalb stehen Unternehmen mit hoher interner Beziehungsqualität Krisen auch deutlich leichter durch als im Formalen erkaltete Betriebe. Sorgen sich Führungskräfte beispielgebend für ihre Umgebung um diese Beziehungsqualität, ist das ein doppelter Gewinn für die Firma. Die Bereitschaft, sich engagiert in die Zusammenarbeit einzubringen, steigt, und die Gesundheit der Belegschaft wird stabiler. Ausfallzeiten aufgrund psycho-physischer Beeinträchtigungen sinken. Neben anderen hat besonders der amerikanische Bewusstseinsforscher Antonio R. Damasio, Professor für Neurologie und Psychologie an der University of Southern California (Los Angeles), die lange vernachlässigte Bedeutung der Gefühle ins Licht gerückt. Damasio erkannte: Rationalität und Emotionalität sind zwei Seiten einer Medaille. Denken wie Handeln findet nie unter Gefühlsausschluss statt. Emotionen haben immer und überall ihre Finger im Spiel. Sie beeinflussen jedwedes Tun und Lassen. Wer das weiß und sich von diesem Wissen leiten lässt, respektiert auch die Macht der Worte. Denn wie ein aus dem dritten Jahrhundert stammendes Sprichwort schon sagt: „Das Wort gleicht einer Biene, es hat Honig und Stachel.“ Autor Hartmut Volk. Der Diplom-Betriebswirt bearbeitet seit 30 Jahren als freier Journalist an der Schnittstelle von Wirtschaft und Wissenschaft Themen aus dem Bereich der Unternehmensführung für Fachzeitschriften und Tageszeitungen im gesamten deutschsprachigen Raum. 08 // 2020 77

die bank