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diebank 08 // 2020

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG PRIVATE

DIGITALISIERUNG PRIVATE GELDANLAGE PER BLOCKCHAIN Ein teurer Selbstversuch Blockchain und Kryptowährungen wie der Bitcoin stoßen in der Finanzbranche auf großes Interesse. Experten trauen dem verteilten Buchführungssystem zu, im Investmentgeschäft viele Prozesse zu vereinfachen und durch Synergien die Kosten zu drücken. Deshalb wollten wir wissen, wie weit die Blockchain-Technik mittlerweile ins Tagesgeschäft der Kapitalmärkte vorgedrungen ist. Als Quelle der Erkenntnis sollte ein Selbstversuch dienen. 72 08 // 2020

DIGITALISIERUNG 1 | Ordnerbuchauszug über den Kauf des Token Investments + NEW INVESTMENTS ACCOUNT € 100.00 EUR 13th March 2019 0.90 EUR Token Price 111 BB1 Tokens Tokens allocated Declared orders € 100.00 EUR 12th March 2019 PAYMENT DETAILS Quelle: Bitbondsto.com Der Versuch begann mit einer gewissen Ernüchterung hinsichtlich des Anlageuniversums. Gerade das Blockchain- Angebot für Kleinanleger hinkt den medial verbreiteten Visionen und Plänen weit hinterher. Momentan muss sich der Privatkunde mit zwei Optionen begnügen: der Zeichnung entweder einer Kryptowährung (über Initial Coin Offering, ICO) oder eines digitalen Wertpapiers (im Rahmen eines Security Token Offering, STO). Institutionelle Anleger hingegen konnten bereits Schuldscheine von Unternehmen wie Daimler (Volumen: 100 Mio. €), Telefónica (250 Mio.) oder der österreichischen Straßenbaugesellschaft Asfinag (20 Mio.) als Kryptoassets erwerben. Weitere Möglichkeiten, über eine Blockchain zu investieren, bieten sich (semi-) professionellen Anlegern auf den Rohstoff- und Immobilienmärkten. Langsam kommt auch der Markt für Privatkunden in Fahrt. Nachdem die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im März 2019 beim P2P-Kreditvermittler Bitbond erstmals ein STO für Kleinanleger zugelassen hatte (später dazu mehr), folgten im Juli desselben Jahres der Start-up-Finanzierer StartMark und mit FND German RE der erste Immobilienfonds auf Blockchain-Basis. Im Oktober 2019 erhielt Brickblock, ein Spezialist in digitaler Verbriefung („Tokenisierung“), von der BaFin die Erlaubnis zum ersten STO einer deutschen Immobilie. Handelsplattformen wie tZERO, BSDEX oder Synd-X bieten zwar einen Sekundärmarkt für Blockchain-Investments, Produkte speziell für Kleinanleger fehlen jedoch. Regulatorik Ein Grund für das geringe Angebot dürfte der mittlerweile hohe regulatorische Aufwand der Emittenten sein. Die fünfte EU-Geldwäscherichtlinie verpflichtet Anbieter elektronischer Geldbörsen (Wallets) zur Einhaltung einschlägiger nationaler Vorschriften und zur Prüfung der Legitimation neuer Kunden, z. B. mit der KYC-Prüfung (KYC: Know Your Customer). In Deutschland gelten für Handel, Verwahrung und andere Dienste rund um Kryptowerte noch strengere Regeln. Seit Anfang 2020 brauchen Anbieter solcher Leistungen eine BaFin-Lizenz. Das Kreditwesengesetz (KWG) fasst den Terminus Kryptowert bewusst weit. Er dient als Ober- begriff zu Kryptowährungen und digitalen Wertpapieren (Equity- oder Security-Token). Mit seinem Vorpreschen in der Frage der Einordnung von Kryptoassets sorgt Deutschland einerseits für mehr Klarheit, Rechtssicherheit und Anlegerschutz. Dies macht Blockchain-Engagements sowohl für private als auch für institutionelle Investoren attraktiver. Anderseits stellt die Beantragung der Ba- Fin-Lizenz für die zumeist kleinen Unternehmen eine hohe Hürde dar. Eine Übergangzeit bis November 2020 soll den Marktzugang erleichtern. Die „übereifrige“ deutsche Umsetzung der Richtlinie könnte indes auch dazu führen, dass manche Blockchain-Geschäftsmodelle zur Begrenzung des Aufwands in andere EU-Länder abwandern. Unser Selbstversuch: Zeichnungsphase Das erste STO mit BaFin-Zulassung fand am 11. März 2019 statt. Bitbond, seit 2013 am Markt, vermittelt kleinen Mittelständlern Peer-to-Peer-Kredite bis maximal 50.000 €. Auch Kleinanleger durften das digitale Wertpapier zeichnen, der Mindesteinsatz betrug einen Euro. Zunächst mussten sich die Investoren dem KYC-Prozess unterziehen, das heißt, der Prüfung und Speicherung ihrer Personalien durch Bitbond. Bezahlen konnte man sowohl in den etablierten Kryptowährungen Bitcoin, Ether oder Stellar Lumen (XLM) als auch per SEPA- Überweisung. Schon am ersten Tag des STO überschritt die Zeichnungssumme 1 Mio. €. Bis zum Ende der Zeichnungsfrist wurden es gut 2,1 Mio. €. Nach der Finanzierungsrunde richtete Bitbond jedem Investor eine E-Wallet 08 // 2020 73

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