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diebank 08 // 2020

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT 2 | Neue

MANAGEMENT 2 | Neue Zahlungsstörungen bei Autodarlehen nach Personengruppen 1,20 % 1,00 % 0,80 % 0,60 % 0,40 % 0,20 % 0,00 % Angestellt oder garantierter Kredit Beamte oder ähnlicher Status Arbeitslos Selbstständig Kreditnehmer ist juristische Person Student Rentner Gesamt Durchschnitt der letzten 6 Perioden März 2020 April 2020 Mai 2020 Auf diese Weise konnte in der Analyse untersucht werden, welche Personengruppen vor allem von den wirtschaftlichen Konsequenzen der Covid-19-Pandemie betroffen waren, und ob diese ihren Kreditverpflichtungen nicht mehr pünktlich oder vollumfänglich nachkommen konnten. Die Abbildung ÿ 2 zeigt den Anteil an Autodarlehen in Europa mit einer erstmaligen Zahlungsstörung je Monat aufgegliedert nach Personengruppen. Diese Gruppen unterschieden sich nach dem Beruf bzw. der Art des Einkommens. Auf europäischer Ebene zeichnet sich das Bild ab, dass vermehrt jene Personengruppen, die über kein regelmäßiges oder nur ein geringes Einkommen verfügen, zwischen März und Mai 2020 Probleme bekamen, ihre Autodarlehen zu bedienen. Allen voran arbeitslose Personen und Selbstständige, aber auch Studenten und Angestellte zeigten Zuwächse bei den Zahlungsstörungen, während Beamte und Rentner seltener betroffen waren. Als Securitisation Repository des Eurosystems speichert das European Data- Warehouse Millionen von Kreditdaten aus mehr als einem Dutzend europäischer Länder. Diese Daten erlauben es dem EDW, im Rahmen seiner Analyse die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie in ausgewählten Ländern detaillierter zu untersuchen. Die Abbildungen ÿ 3 zeigen die Entwicklung der Zahlungsstörungen bei Konsumentenkrediten nach Personengruppen in Frankreich und Italien für die Monate März und April 2020 im Vergleich zu den durchschnittlichen Werten in den vorangegangenen sechs Berichtsperioden. Insgesamt betrug der Zuwachs an neuen Zahlungsstörungen bei Konsumentenkrediten in beiden Ländern im April 2020 etwa 1,25 Prozent und lag damit mehr als doppelt so hoch wie der Zuwachs von Zahlungsstörungen bei Autodarlehen auf europäischer Ebene im gleichen Zeitraum (0,56 Prozent). Im Vergleich zu den Personengruppen mit Zahlungsstörungen bei Autodarlehen auf aggregierter europäischer Ebene zeichnet sich bei Konsumentenkrediten auf Länderebene indes ein etwas anderes Bild ab. In beiden Ländern waren im März und April 2020 häufiger Selbstständige und Angestellte mit Zahlungsproblemen konfrontiert, während der Zuwachs bei Arbeitslosen oder Studenten deutlich niedriger ausfiel. Ein Grund für diese Beobachtung mag in Kreditvergaberichtlinien liegen, die beiden Personengruppen die Aufnahme von Konsumentenkrediten erschwert. Die Daten des European DataWarehouse belegen, dass – mit leichten Abweichungen je Kreditart – vor allem Angestellte oder Selbstständige in Frankreich oder Italien deutlicher unter den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie leiden, als die Personengruppen mit einem festen Einkommen wie Beamte oder Rentner. Die Gruppe der Arbeitslosen weist niedrigere Werte aus, was indes mit Kreditvergaberichtlinien der Banken begründet werden kann. 16 08 // 2020

MANAGEMENT 3 | Neue Zahlungsstörungen bei Konsumentenkrediten in Frankreich und Italien 2,40 % 2,20 % 2,00 % 1,80 % FRANKREICH ITALIEN FRANKREICH ITALIEN FRANKREICH ITALIEN FRANKREICH ITALIEN FRANKREICH ITALIEN FRANKREICH ITALIEN FRANKREICH ITALIEN FRANKREICH ITALIEN 1,60 % 1,40 % 1,20 % 1,00 % 0,80 % 0,60 % 0,40 % 0,20 % 0,00 % Angestellt oder garantierter Kredit Beamte oder ähnlicher Status Arbeitslos Selbstständig Kreditnehmer ist juristische Person Student Rentner Gesamt Durchschnitt der letzten 6 Perioden März 2020 April 2020 Die Ergebnisse der Analyse legen nahe, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie auf die einzelnen Kreditnehmer auch Auswirkungen auf die Performance europäischer Verbriefungstransaktionen haben werden. Indes lässt sich das Ausmaß dieser Entwicklungen zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht vollständig abschätzen, da viel von dem weiteren Verlauf der Pandemie, von der wirtschaftlichen Erholung in Europa und dem Auslaufen staatlicher Zahlungsmoratorien abhängt. Autor Dr. Christian Thun ist seit Januar 2016 Geschäftsführer der European DataWarehouse GmbH in Frankfurt am Main, dem Securitisation Repository des Eurosystems. FAZIT & AUSBLICK Das European DataWarehouse sammelt und speichert als Securitisation Repository des Eurosystems die zugrunde liegenden Kreditdaten und relevanten Dokumente aus mehr als 1.400 europäischen Verbriefungstransaktionen. Anhand der Daten von mehr als 80 Millionen einzelnen Krediten ist es möglich, die potenziellen wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Performance europäischer Verbriefungstransaktionen zu beurteilen. Eine Analyse des European DataWarehouse anhand verbriefter, europäischer Autodarlehen und Konsumentenkredite zeigt, dass vor allem Autodarlehen aus Italien und Großbritannien im zweiten Quartal 2020 zunehmend Zahlungsstörungen aufwiesen und dass in Europa generell wirtschaftlich schwächere Personengruppen wie Arbeitslose und Selbstständige vermehrt Probleme hatten, ihre Kredite pünktlich bzw. vollständig zu bedienen, während Rentner und Beamte seltener betroffen waren. Wie deutlich die Performance europäischer Verbriefungstransaktionen unter diesen Entwicklungen leiden wird, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt indes noch nicht vollständig abschätzen, da viel von dem weiteren Verlauf der Covid-19-Pandemie von der wirtschaftlichen Erholung in Europa und dem Auslaufen staatlicher Zahlungsmoratorien abhängt. 08 // 2020 17

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