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diebank 08 // 2019

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

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denservice zu verbessern, wird die App derzeit in ausgewählten Städten mit einer Parkplatz-Vorhersage getestet, die datenbasiert prognostiziert, wo am Fahrtziel ein Parkplatz verfügbar sein wird. Die Parkplatzsuche wird also stark vereinfacht und somit zum echten Mehrwert für die Kunden, insbesondere in Ballungszentren. Ist die Pilotphase erfolgreich, erfolgt ein Rollout auf alle 450 beteiligten Städte. In diesem Zusammenhang gewinnt auch das Thema Payment an Bedeutung. Schließlich sind mit dem Autofahren neben dem Autokauf und dem Parken weitere Zahlungen verbunden, beispielsweise beim Tanken von Treibstoff, Laden von Strom oder auch Mautgebühren, die durch intelligente Produktverknüpfungen und Bezahlservices vereinfacht werden können. Künftig kommen auch noch die sogenannten „Functions on Demand“ hinzu, bei denen der Fahrer etwa die im Fahrzeug eingebauten Extras nur dann bezahlt, wenn er sie auch nutzt. Um diese Optionen einfach handhaben und komfortabel bezahlen zu können, werden Online-Bezahlmöglichkeiten benötigt, die direkt in den neuen Fahrzeuggenerationen integriert werden. Dazu hat Volkswagen Financial Services eine eigenständige Payment-Gesellschaft gegründet, die dieses Geschäftsfeld für den ganzen Konzern entwickelt und verantwortet. So wurden beispielsweise die Zahlungsvorgänge im Rahmen der Vorreservierung für den neuen Elektro-Volkswagen ID.3 1ST abgewickelt. Transparente Refinanzierungsstrategie ist Grundlage für Wachstum Das Wachstum auf der Aktivseite der Bilanz muss jedoch auch auf der Passivseite finanziert werden. Dabei ist die Refinanzierungsstrategie ein elementarer Faktor für den Unternehmenserfolg. Es gilt die Faustregel: Je geringer die Kapitalbeschaffungskosten, desto besser die Finanzierungskonditionen für die Kunden. Die Volkswagen Finanzdienstleistungen erwarten mit ihren Wachstumsplänen eine Steigerung der Bilanzsumme von heute 215 Mrd. auf rund 275 Mrd. € bis zum Jahr 2025. Grundlage dafür ist eine verlässliche Refinanzierungsstrategie, die Vertrauen bei Investoren schafft. Die Priorität der Strategie liegt auf der Sicherung der Kapitalbeschaffung und Liquidität. Daher basiert sie auf einer ebenso lokalen wie modularen Refinanzierung – lokal hinsichtlich der Währungsräume und modular in Bezug auf die Instrumente. Die lokale Implementierung im jeweiligen Währungsraum minimiert Wechselkursrisiken. Um also Kapitalbeschaffung und Liquidität sicherzustellen, Risiken zu minimieren und ein wettbewerbsfähiges Geschäft aufzubauen, ist es für jedes Unternehmen wichtig, sich lokal zu refinanzieren und die Produktpreise auf dieser Basis zu kalkulieren. Die Modularität bzw. Diversifikation hinsichtlich der Instrumente ist der zweite wichtige Faktor dieser Strategie. Denn je mehr Refinanzierungsquellen zur Verfügung stehen, desto unabhängiger agieren Unternehmen von einzelnen Kapitalgebern und desto sicherer ist ihre Liquiditäts- und Kapitalausstattung. Als wesentliche Refinanzierungsquellen setzen die Volkswagen Financial Services auf die Einlagen aus dem Direktbankgeschäft, den Geld- und Kapitalmarkt sowie Auto-ABS (Asset Backed Securities). Auto-ABS sind wichtiger Teil der Refinanzierungsstrategie Im Rahmen des Wachstums der Volkswagen Finanzdienstleistungen ist auch das über Auto-ABS refinanzierte Volumen stark gestiegen. Während verbriefte Forderungen zum Jahresende 2008 noch mit nur 13,3 Mrd. € in der Bilanz standen, haben sie sich mit 37,3 Mrd. € Ende letzten Jahres beinahe verdreifacht. Damit trugen Auto-ABS mit 19 Prozent zur Finanzierung der Volkswagen Finanzdienstleistungen bei. Dieser Anstieg wurde neben einem gesteigerten Emissionsrhythmus und höheren Emissionsvolumina vor allem durch das Erschließen neuer Märkte ermöglicht. So sind in den vergangenen zehn Jahren neue ABS-Programme in Australien, Brasilien, China, Frankreich, Italien, Japan, Schweden, den Niederlanden, Türkei und Spanien entstanden. Gleichzeitig war die letzte Dekade im europäischen Verbriefungsmarkt vor allem von Regulierungsdiskussionen infolge der Finanzkrise sowie durch das ABS-Ankaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) geprägt. Dies trug dazu bei, dass sich am Markt für verbriefte Forderungen die Spreu vom Weizen trennte und sich heute qualitativ hochwertige Finanzprodukte deutlicher von anderen abgrenzen. Dass Auto-ABS bei Investoren und internationalen Regulatoren ein hohes Ansehen genießen, wird auch dadurch deutlich, dass im stark reglementierten chinesischen Markt Verbriefungen von Autokrediten den Durchbruch geschafft haben. Zum Jahresbeginn 2019 wurde zudem die neue EU-Verbriefungsverordnung eingeführt und das Segment der einfachen, transparenten und standardisierten Verbriefungen (Simple, Transparent and Standardised Securitisation, STS) geschaffen. Mit dieser Klassifizierung erfolgt erstmalig eine regulatorische Unterscheidung zwischen STS-Verbriefungen und komplexeren, risikobehafteteren Verbriefungen. Die Volks- 22 08 // 2019

Anteil von Elektrofahrzeugen in ABS wird steigen In den kommenden Jahren wird sich aber auch der Charakter der verbrieften Portfolien in Auto-ABS zunehmend verändern, denn die verbrieften Verträge werden zunehmend auf mehr Elektrofahrzeugen basieren. Aktuell laufen bei der Anfang 2019 von der Volkswagen Leasing GmbH emittierten Transaktion VCL28 nur 0,6 Prozent der Verträge auf Elektrofahrzeuge und mehr als 98 Prozent auf Diesel und Benziner. Dieses Verhältnis wird sich in den kommenden Jahren sukzessive verschieben. Schließlich plant Volkswagen im Jahr 2025 einen Absatz von mindestens einer Million E-Autos pro Jahr. Die Studie „The Electric Car Tipping Point“ der Boston Consulting Group kommt zu dem Ergebnis, dass Elektro- und Hybridfahrzeuge bis 2030 den globalen Marktanteil von Verbrennungsmotoren von heute 96 Prozent auf etwa 50 Prozent zurückdrängen. Bis dahin würden 36 Prozent der Fahrzeuge weltweit über einen hybriden und 14 Prozent über einen rein elektrischen Antrieb verfügen. Dies sollte sich somit auch in der Allokation der verbrieften ABS-Pools niederschlagen. Auto- ABS sind folglich unmittelbar mit dem steigenden Absatz von Elektrofahrzeugen verbunden und leisten ihren Beitrag zum Durchbruch der neuen Antriebsart. FAZIT wagen Finanzdienstleistungen waren in Europa der erste Originator, der für eine Transaktion das neue Gütesiegel des STS-Status erhielt. Die Überprüfung der STS-Qualitätskriterien erfolgte durch die STS Verification International GmbH (SVI). Im Zug des anvisierten Wachstums in den kommenden Jahren gilt es, auch zukünftig ein breites Instrumentarium an Refinanzierungsmöglichkeiten zu nutzen und diese international einzusetzen. Dabei spielen sowohl Bonds als auch Auto-ABS in verschiedenen Währungen eine gewichtige Rolle. Um das zu refinanzierende Volumen global weiter zu marktgerechten Konditionen auszudehnen, ist ein Wachstum in unterschiedlichen Dimensionen geplant: Mit neuen Asset-Klassen wird die ABS-Refinanzierung ausgeweitet, mit weiteren Investoren und Refinanzierungsinstrumenten wird die Diversifizierung in bestehenden Märkten und Währungen optimiert und neue Märkte werden erschlossen. Es könnten beispielsweise auch kürzer laufende Leasingverträge verbrieft und somit eine weitere Asset-Klasse fristenkongruent refinanziert werden. Den automobilen Finanzdienstleistern bietet sich auch zukünftig die Chance, das Wachstum der vergangenen Jahre fortzuführen. Gleichwohl werden Investitionen und Engagement in neue Geschäftsfelder, Technologien und Produkte mit hoher Kundenkontaktfrequenz notwendig sein. Zudem ist es wichtig, dass das Wachstum sicher und solide refinanziert wird. Dazu sind die richtige Strategie, das Vertrauen der Investoren und die Weiterentwicklung der Instrumente unerlässlich, wie das Beispiel Auto-ABS zeigt. Die Themen Automobil, Finanzen und ABS werden also auch in Zukunft eng miteinander verknüpft sein und die Automobil- und Kapitalmärke weltweit mitbestimmen. Autor Frank Fiedler ist Chief Financial Officer der Volkswagen Financial Services AG, Braunschweig. 08 // 2019 23

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