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diebank 07 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG IT ALS

DIGITALISIERUNG IT ALS ERFOLGSFAKTOR Gestern Investmentbank, heute Private-Banking-Institut Die Neuausrichtung des Schweizer Finanzinstituts Bank am Bellevue war eine große Herausforderung für die Mitarbeiter. Die IT-Abteilung sah sich mit der Aufgabe konfrontiert, den Wandel von der Investmentbank zum Private-Banking-Institut zu begleiten und damit zu einem Erfolgsfaktor für das neue Geschäftsfeld zu werden. Zugleich mussten die IT-Systeme den Anforderungen der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA bezüglich Cyber-Kriminalität entsprechen. Die Bank am Bellevue mit Hauptsitz in Küsnacht bei Zürich ist Teil der Bellevue Group und damit ein unabhängiges Schweizer Finanzinstitut. Das betreute Kundenvermögen belief sich im Jahr 2018 auf 12,7 Mrd. CHF. Die Gruppe mit rund 100 Mitarbeitern wurde 1993 von Unternehmern ins Leben gerufen, weil die institutionellen Anleger innovative Investmentideen erschließen wollten. Bei den vermögenden Privatkunden, die die Bank am Bellevue als Zielgruppe neu fokussiert, handelt es sich um eine anspruchsvolle Zielgruppe, die hochqualitative, persönliche und individuell angepasste Services gewohnt ist und diese auch einfordert. Für dieses gehobene Kundensegment ist das Vertrauen in die Zuverlässigkeit und Sicherheit des Finanzinstituts ausschlaggebend. Neue Anforderungen an die IT Da Private Banking ein neuer Geschäftsbereich ist, den die Bank derzeit erschließt, haben sich die Anforderungen an die IT geändert. Alle Business Units des Unternehmens sollen mithilfe der IT-Abteilung durch innovative Technologien unterstützt werden, damit diese Premium-Zielgruppe optimal beraten und betreut werden kann. Mehrwert für die Kunden sind beispielsweise ein eigener, schneller Zugang zu Research-Informationen und eine kürzere Reaktionszeit des Kreditinstituts auf veränderte Marktsituationen, wie etwa Währungskurse. Für den Privatkundenbereich sind – verglichen mit dem bisherigen Geschäftsfeld Investment Banking – allerdings weitaus komplexere IT-Dienstleistungen notwendig. Voraussetzung für die sichere Öffnung der Systeme zum Kunden und den neuen Online-Zugang zum Portfolio war eine neue IT-Struktur. Flankiert wurde der Umbau von äußerst strengen Sicherheitsmaßnahmen. Hohe Auflagen durch Non-Disclosure Agreements Das Thema Sicherheit nahm damit auf der Prioritätenliste der IT-Abteilung einen zentralen Platz ein. Um große Vermögensportfolios adäquat verwalten zu können, müssen zum Beispiel Vertraulichkeitserklärungen (Non-Disclosure Agreements) Notfallkonzepte und Notfallwiederherstellungsvorgaben (Disaster- Recovery-Szenarien) enthalten, die sicherstellen, dass die Systeme im Bedarfsfall schnell wieder online sind. Die Erfüllung der Auflagen der FINMA, der Schweizer Finanzmarktaufsicht, bezüglich der zunehmenden Gefahr durch Cyber- Angriffe war ein weiterer Grund für eine Umstrukturierung der IT. Zusätzliche Herausforderungen stellten die fortschreitende Digitalisierung der Prozesse sowie die zunehmenden regulatorischen Anforderungen für das Kreditinstitut dar. Öffnung des Netzwerks auf Wunsch der Kunden Die Bellevue Group setzt seit 2010 auf die Virtualisierungslösungen des US-Sofwareanbieters VMware – so auch bei dem neuen strategisch wichtigen Projekt. Die Bank wählte eine Netzwerkvirtualisierungsplattform aus, um Kunden Daten auf den Endgeräten zur Verfügung zu stellen. Die Öffnung des Netzwerks entstand auf Wunsch der Kunden, barg aber zugleich das Risiko, 70 07 // 2019

DIGITALISIERUNG eine Angriffsfläche für mögliche Cyber-Attacken zu bieten. „Wir haben uns für diese Lösung entschieden, da die Mikrosegmentierung das Netzwerk systematisch und agil schützt und die Datensicherheit für den Kunden gewährleistet”, erklärt Holger Schultes, Chief Operating Officer (COO) bei der Bank am Bellevue und Chief Information Officer (CIO) der Bellevue Group. Die Implementierung erfolgte innerhalb von zwei Monaten. Transparenz im System Ein zusätzliches Planungs- und Bereitstellungstool half beim Festlegen des Regelwerks für die einzelnen Firewalls. Das Tool sorgt durch eine klare grafische Dokumentation aller Kommunikationswege zwischen den einzelnen Maschinen für Transparenz im System. Mit der Vielzahl der neuen Dienstleistungen für den Private- Banking- Bereich war auch eine erhöhte Effizienz im IT-Team ein angestrebter Effekt. Mithilfe zweier Tools können jetzt verschiedene Prozesse automatisiert und optimiert werden. Ein proaktives Datacenter Operations Tool überwacht u. a. die Auslastung der Server-Hardware und informiert über zukünftige Engpässe. Das Automatisierungstool verlagert Tätigkeiten des IT-Personals wie beispielsweise die Bereitstellung von virtuellen Maschinen für ein Projekt durch ein Self-Service-Portal an die jeweiligen Projektleiter in den Abteilungen. Virtualisierungsgrad von 100 Prozent Die IT-Landschaft der Bank am Bellevue zeichnet sich durch einen Virtualisierungsgrad von 100 Prozent aus. Das Unternehmen betreibt zwei Rechenzentren in der Schweiz, auf die alle Außenstellen von Frankfurt am Main bis New York Zugriff haben. Das Institut nutzt einen einzigen Hypervisor für alle 120 virtuellen Server und für 120 virtualisierte Desktops – nach einer umfassenden Konsolidierung der IT- und Storage-Systeme. Dabei kann auf 120 Terrabyte Storage zurückgegriffen werden. Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit in Echtzeit, zum Teil Ergebnis des Einsatzes eines Operationstools, sind für die Bank am Bellevue ausschlaggebend: „Wenn sich der Kurs einer Aktie um ein paar Cent verändert, müssen unsere Mitarbeiter in der Trading-Abteilung in Echtzeit reagieren können: Die IT ist in einem solchen Moment essenziell für unser Geschäftsmodell”, führt Holger Schultes weiter aus. kostengünstig umgesetzt werden. Auf Knopfdruck stehen virtuelle Server für Projekte bereit – dies dauerte früher einen Tag. Insofern können die Mitarbeiter produktiver arbeiten und Ressourcen sinnvoller eingesetzt werden. Dank verstärkter Automatisierung und vereinfachter Verwaltung kann das fünfköpfige IT-Team rund um Holger Schultes zielgerichteter und effektiver arbeiten, was wiederum Kosten einspart. Mit der neuen IT-Infrastruktur kann die Bank agiler handeln und damit ihre Marktposition im neuen Geschäftsfeld Private Banking stärken. FAZIT Die Finanzwelt muss angemessen auf Marktsituationen reagieren, es darf hierbei keine Verzögerungen geben. Dank der neuen IT-Infrastruktur profitiert die Bank am Bellevue von Ausfallsicherheit und hoher Leistungsperformance. Für Kunden stehen die Dienste zudem rund um die Uhr zur Verfügung. Die Investition in die IT-Security war für die Bank am Bellevue eine notwendige Entscheidung – der Schutz des Netzwerks vor Angriffen von außen war gerade angesichts des neuen Online-Zugangs zum Portfolio unerlässlich. Die Digitalisierung wird die Finanzbranche in den nächsten Jahren weiter beschäftigen, auch mit steigender Cyber-Kriminalität ist zu rechnen. Mit ihrer neuen IT-Infrastruktur sieht sich die Bank am Bellevue gut gerüstet. Diese Infrastruktur ist gleichzeitig eine wichtige Basis für die Zukunft als Private-Banking-Institut. Virtuelle Server auf Knopfdruck Die Bellevue Group profitiert heute umfassend von der Lösung. Neue Anforderungen von Kundenseite oder den Business Units, wie beispielsweise eine neue Software, können schnell und Autor Holger Schultes ist Chief Operating Officer (COO) bei der Bank am Bellevue und Chief Information Officer (CIO) der Bellevue Group. Schultes verfügt über langjährige berufliche Erfahrungen in den Bereichen IT-Strategie und IT-Management. 07 // 2019 71

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