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diebank 07 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT 1 | Realzinssätze

MARKT 1 | Realzinssätze privater Haushalte 5 % 4 % 3 % 2 % 1 % 0 % - 1 % - 2 % - 3 % 2003-01 2003-06 2003-11 2004-04 2004-09 2005-02 2005-07 2005-12 2006-05 2006-10 2007-03 2007-08 2008-01 2008-06 2008-11 2009-04 2009-09 2010-02 2010-07 2010-12 2011-10 2012-03 2012-08 2013-01 2013-06 2013-11 2014-04 2014-09 2015-02 2015-07 2015-12 2016-05 2016-10 2017-03 2017-08 2018-01 2018-06 2018-11 2019-04 Neugeschäft – täglich fällig Neugeschäft – 1 bis 2 Jahre Laufzeit Neugeschäft – Kündigungsfrist bis 3 Monate Neugeschäft – bis 1 Jahr Laufzeit Neugeschäft – über 2 Jahre Laufzeit Neugeschäft – Kündigungsfrist über 3 Monate Quelle: Deutsche Bundesbank. zifferte das Fachportal Tagesgeldvergleich.net im Jahr 2018 auf knapp 39 Mrd. €. Per Mai 2019 wird der Realzinsverlust für das Jahr 2019 auf 12,9 Mrd. € geschätzt. Die langfristige Betrachtung ist noch düsterer: Von 2011 bis Mai 2019 kumulierte sich der reale Vermögensverlust von Spareinlagen auf über 125 Mrd. €. ÿ 2 An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass in der öffentlichen Diskussion immer wieder von der Enteignung oder besser der schleichenden Enteignung des Sparers gesprochen wird. Dies ist jedoch sachlich falsch, denn unter einer Enteignung im juristischen Sinn wird der völlige oder teilweise Entzug des Eigentums durch Gesetz oder durch einen staatlichen Hoheitsakt auf der Grundlage eines Gesetzes verstanden. Eine Enteignung kann also schon deshalb nicht vorliegen, weil der Sparer keinen Rechtsanspruch auf einen Zins hat, der oberhalb der Inflation liegt und somit auch keinen Anspruch auf einen Vermögensaufbau. Darüber hinaus ist die EZB kein staatlicher Akteur, auch wenn ihr das in den vergangenen Monaten mehrfach vorgeworfen wurde. Ihr Mandat bezieht sich insbesondere auf die Preisniveaustabilität, und sie ist zur Erreichung dieses Ziels berechtigt, dementsprechende geldpolitische Entscheidungen zu treffen. Umverteilung zugunsten Vermögender Um den durch die Niedrigzinspolitik hervorgerufenen Wertverlust auszugleichen, empfehlen Volkswirte, risikoreiche Anlagen für die Vermögensbildung und die Altersvorsorge zu nutzen. Und das aus gutem Grund: Wer sein Vermögen etwa langfristig in Aktien steckte, konnte je nach Ein- und Ausstiegszeitpunkt attraktive Renditen erzielen und den durch die Niedrigzinspolitik hervorgerufenen Vermögensverlust wettmachen. Untersuchungen des Deutschen Aktieninstituts belegen zum Beispiel, dass Anleger mit Dax-Wertpapieren bei einer Spardauer von 20 Jahren eine durchschnittliche Rendite von 8,9 Prozent pro Jahr generieren konnten – in Einzelfällen und beim richtigen Timing waren sogar mehr als 20 Prozent möglich. Neben Aktieninvestments werden auch gerne Immobilien als Anlagemöglichkeit empfohlen. Auch hierfür sprechen viele Gründe, und Anleger machen von dieser Empfehlung nach wie vor regen Gebrauch. Zum einen lassen sich dank der Niedrigzinspolitik Darlehen zu sehr günstigen Konditionen aufnehmen, zum anderen sorgt der angespannte Immobilienmarkt für hohe Mieteinnahmen und Wertsteigerungen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts und der Deutschen Bundesbank belief sich das in Wohnbauten investierte Vermögen der Privathaushalte in Deutschland zum Ende des Jahres 2017 auf eine Summe von rund 4,47 Bio. €. Das sind ca. 4 Prozent mehr als im Jahr 2016. Allerdings ist das Immobilienvermögen analog zu anderen Vermögenspositionen ungleich verteilt. So haben Geringverdiener und Kleinsparer angesichts steigender Immobilienpreise und den hohen Anforderungen der Banken bei der Aufnahme von Fremdkapital trotz Baukindergeld so gut wie keine Chance, eine Immobilie zu erwerben. Bereits Normal- und Besserverdiener beleihen eine Immobilie immer stärker, da sich Einkommen und Immobilienpreise in den vergangenen Jahren zunehmend entkoppelt haben und das für ein Immobiliendarlehen dringend benötigte Eigenkapi- 20 07 // 2019

MARKT tal immer schwieriger aufgebaut werden kann. Unstrittig ist daher, dass die aktuelle Niedrigzinspolitik für eine Umverteilung zugunsten der höheren Einkommensgruppen sorgt. EZB vereint Europa und spaltet die Gesellschaft Negative Effekte der Niedrigzinspolitik zeigen sich auch in anderen Bereichen. Mit der kürzlich erfolgten Ankündigung der EZB, die Geldpolitik noch weiter zu lockern, droht die marktwirtschaftliche Ordnung nun endgültig durcheinander zu geraten. Wesentliche Merkmale einer Marktwirtschaft sind Vertragsfreiheit und Privateigentum. Das bedeutet, dass jeder Bürger das uneingeschränkte Recht auf Eigentum hat und im gesetzlichen zivilrechtlichen Rahmen Verträge gestalten und abschließen kann. Der freie Preismechanismus als weiteres fundamentales Prinzip einer marktwirtschaftlichen Ordnung bringt dabei Angebot und Nachfrage in Einklang. Er signalisiert aber auch Knappheiten und zeigt an, wo Investitionen dringend nötig sind. Jüngstes Beispiel für eine Verzerrung der Preise ist die aktuelle Situation auf dem deutschen Wohnungsmarkt. Dank Niedrigzinspolitik und der hohen Nachfrage nach Wohnimmobilien steigen die Preise kontinuierlich und mit ihnen die Mieten. Im Jahr 2017 kostete eine Bestandswohnung in Köln im Schnitt monatlich etwa 10,04 € pro Quadratmeter Wohnfläche. Für eine Neubauwohnung mussten im selben Jahr durchschnittlich etwa 12,85 € pro Monat und Quadratmeter aufgebracht werden. Im Jahr 2007, also zehn Jahre zuvor, lagen die Quadratmeterpreise für eine Bestandswohnung noch bei 8,27 € und für einen Neubau bei 9,27 €. In der bayerischen Landeshauptstadt kletterten die Mietpreise zu Beginn des Jahres 2019 auf durchschnittlich etwa 16,42 € pro Quadratmeter und Monat, und in Berlin lagen die Angebotsmieten für Wohnungen bei durchschnittlich etwa 9,57 € pro Quadratmeter und Monat. In der Bundeshauptstadt wurde daher kurzerhand ein Mietendeckel auf den Weg gebracht. 07 // 2019 21

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