Aufrufe
vor 3 Jahren

diebank 05 // 2020

  • Text
  • Markt
  • Deutsche
  • Pfandbriefe
  • Deutschland
  • Blockchain
  • Fintechs
  • Deutschen
  • Digitalisierung
  • Unternehmen
  • Banken
die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT INTERVIEW 2:

MANAGEMENT INTERVIEW 2: Die Krise wird die digitale Transformation massiv beschleunigen Chris Bartz, CEO der digitalen Vermögensverwalter-Plattform Elinvar, profitiert von einer cloudbasierten Infrastruktur und dem erprobten Business Continuity Management. die bank Herr Bartz, wo erreiche ich Sie gerade, im Büro oder im Homeoffice? Chris Bartz: Wir arbeiten schon seit dem 11. März mit allen mehr als 90 Mitarbeitern ausschließlich remote. Nur eine Kollegin ist vor Ort, um sich beispielsweise um die Post zu kümmern. Und neue Mitarbeiter holen sich ihre Laptops vor Ort ab. Uns fiel die Umstellung leicht, weil wir im Rahmen des Business Continuity Management den Ernstfall immer wieder geübt haben. die bank Eine Übung zieht sich aber nicht so lange hin wie der jetzige Ernstfall... Bartz: Ein Nachteil ist, dass der soziale Austausch fehlt. Der Wert der kurzen Gespräche zwischendurch, etwa an der Kaffeemaschine, ist nicht zu unterschätzen. Wir haben deshalb eine virtuelle Coffee Area eingerichtet, in die man sich spontan einloggen kann, und treffen uns auch virtuell zum Lunch. die bank: Welche Folgen wird die Pandemie für die Digitalisierung haben? Bartz: Diese Krise ist ganz anders als die globale Finanzkrise 2008 oder der Zusammenbruch der New Economy, die ich beide bewusst erlebt habe. Sie wird die digitale Transformation massiv beschleunigen. Das gilt zum Beispiel für den geschäftlichen Austausch in Videokonferenzen oder die intensivere Nutzung von Cloud-Services. In der Krise wird jeder Player in der Finanzwirtschaft sehen, wie gut seine IT-Infrastruktur funktioniert. Das ist wie ein gigantisches Experiment, aus dem alle sehr viele Lerneffekte ziehen werden. die bank Geben Sie uns ein Beispiel? Bartz: Prozesse müssen end-to-end komplett digital funktionieren. Nur ein schönes Frontend reicht nicht, wenn alle remote arbeiten. Wer vor der Krise noch nicht mit moderner IT- Architektur gearbeitet hat, wird spätestens jetzt die Vorteile einer Cloud-basierten Infrastruktur erkennen. Auch die Zusammenarbeit mit Partnern wird evaluiert werden: Auf wen konnte ich mich in der Krise verlassen, wer sichert mich im Ernstfall ab? Neben Individualisierung und Skalierung erhält Business Continuity Management als wesentliches Entscheidungskriterium neue Bedeutung. 26 05 // 2020

MANAGEMENT INTERVIEW 3 „Die Dankbarkeit vieler Kunden motiviert mich“ Kerstin Schwan, Produktspezialistin Cash Lending bei der Deutschen Bank in Berlin, ist auf öffentliche Fördermittel spezialisiert und deshalb aktuell noch gefragter als in normalen Zeiten. die bank: Wo erreiche ich Sie? Kerstin Schwan: Ich bin schon seit Freitag, dem 13. März, im Homeoffice. Das war der Tag, an dem die Bundesregierung den Corona-Schutzschirm für die Wirtschaft aufgespannt hat. Mein Sohn gehört zur Risikogruppe, deshalb war sofort klar, dass ich von zuhause arbeiten werde. die bank Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag durch Covid-19 verändert? Schwan: Die Tage sind deutlich länger geworden. In den ersten vier Wochen, in die ja auch Ostern fiel, hatte ich nur wenige Tage frei. Statt vieler persönlicher Kundengespräche bin ich jetzt ständig in Video- und Telefonkonferenzen. Da ich sehr digitalaffin bin, macht mir das aber nichts aus. die bank Der Staat hat sehr schnell mit diversen Programmen auf die Krise reagiert. Trotzdem kritisieren viele Unternehmer: „zu lahm, zu kompliziert, zu wenig“. Finden Sie das angemessen? Schwan: Ich glaube, dass sich diese Kritik vor allem auf die Zuschüsse für kleinere Unternehmen bezog. Die Codie bank Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei den Corona-Krediten? Schwan: Eine ganz massive. Zusammen mit Kolleginnen haben wir via Videokonferenzen binnen weniger Tage 1.700 Firmenkundenbetreuer im Umgang mit den KfW-Fördermittelanträgen geschult. Unter anderem haben wir Schritt für Schritt am Schirm erklärt, wie man das KfW-Antragstool nutzt. So intensiv wie jetzt sind bei uns in der Regel nur 20 Experten mit staatlichen Förderprogrammen befasst. rona-Kredite, bei denen die KfW 90 Prozent und die Hausbank 10 Prozent des Risikos trägt, sind ja oftmals gar nicht sofort beantragt worden. Viele Unternehmer, die nicht so unmittelbar betroffen waren wie Händler oder Gastronomen, haben erst einmal in Ruhe geschaut, wieviel Liquidität sie brauchen. Der Höhepunkt der Anträge wird wohl erst im Mai erreicht. die bank Als Bankerin sind Sie ja gewöhnlich nicht von morgens bis abends von Kunden umgeben, denen das Wasser bis zum Hals steht. Wie gehen Sie im Job damit um? Schwan: Die Stimmung ist bei den Kunden verständlicherweise oft von Ungeduld geprägt. Die persönlichen Schicksale, etwa eines Hoteliers oder eines Händlers, berühren mich sehr und treiben mich an, eine Lösung zu finden. Als Bank wollen wir ein Teil der Lösung sein und helfen so schnell und gut es geht. Viele Unternehmer brauchen gar nicht unbedingt das Geld sofort, sondern nur die Sicherheit, dass sie liquide bleiben. Und es gibt Kunden, die rufen an und bedanken sich, dass es geklappt hat. Diese Dankbarkeit motiviert mich. die bank Wie kommen Sie privat mit der Situation klar? Selbst die Mitarbeiter der FinTechs können es offenbar kaum abwarten, wieder ins Büro zu gehen... Schwan: Die Familie hat sich arrangiert. Ich sitze die meiste Zeit im Arbeitszimmer, telefoniere oder aktualisiere die bankinternen Informationsunterlagen (PI.) zu den Corona-Hilfen. Mein Sohn muss seine Hausaufgaben jetzt allein machen. Ab und an bringt er mir ein Stück Schokolade vorbei, weil ich oft gar nicht zum Essen komme. Ich hoffe, dass das neue Gemeinschaftsgefühl, das in einer Familie, aber auch in der Gesellschaft entsteht, beibehalten wird. Dann hätte man etwas aus der Krise gelernt. 05 // 2020

die bank