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diebank 04 // 2020

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT

MARKT Grenzüberschreitende Übernahmen nicht tabuisieren Die Zeit der großen grenzüberschreitenden Fusionen und Übernahmen begann Anfang der 1990er-Jahre und endete vor Ausbruch der Finanzmarktkrise. Die Deutsche Bank war mit der Übernahme von Bankers Trust eine prominente Beteiligte. In den letzten Jahren kam es nicht mehr zu spektakulären Übernahmen deutscher Großbanken im Ausland. Ein Grund dürfte in den geringen Unternehmenswerten der Banken im internationalen Vergleich liegen. Selbst nach einer Fusion der beiden deutschen Institute wäre kein Spielraum für eine anschließende größere grenzüberschreitende Transaktion vorhanden, bei dem die neue fusionierte deutsche „Superbank“ ein bestimmender oder gleichberechtigter Partner wäre. Die Übernahme der verbliebenen deutschen Großbanken durch ein ausländisches Institut sollte kein Tabu sein. Sie würde in vielen Fällen zu einer größeren internationalen Wettbewerbsfähigkeit führen als eine nationale Fusion, da die beiden deutschen Großbanken auch bei einer Fusion nicht an die Weltspitze der global agierenden Banken vorrücken würden. Nach wie vor ist der Ertrag im Geschäft außerhalb des Heimatmarkts absolut und relativ gesehen bescheiden. Die Commerzbank verfügt über 20 operative Auslandsvertretungen und 31 Repräsentanzen (Stand 2018). Bei einer Fusion mit der Deutschen Bank würde zwar die Wettbewerbsfähigkeit in einigen Kernmärkten gestärkt und um einige Länder erweitert, aber die Position in den Emerging Markets wäre immer noch schwach, auch wenn der neue Konzern nach einer groben Hochrechnung aus den Zahlen der Geschäftsberichte 2018 in etwa 60 Ländern vertreten wäre. Zum Vergleich: Die erzielten Erträge der HSBC außerhalb der Heimatmärkte Hong Kong und Großbritannien liegen bei mehr als dem Achtfachen der Deutschen Bank. Die BNP Paribas erzielt außerhalb Frankreichs in etwa das doppelte Ertragsvolumen als die Rivalin aus Deutschland. Eine grenzüberschreitende Übernahme wäre gerade im Fall der Commerzbank strategisch interessant. Sie böte der übernehmenden ausländischen Bank einen schnellen Zugang auf die zunehmend in die Internationalisierung strebenden deutschen Mittelstandsunternehmen, einem traditionell starken Geschäftsfeld der deutschen Großbank. Der strategische Vorteil bei einer Übernahme der Deutschen Bank durch eine Auslandsbank würde durch einige Schnittmengen in der Auslandspräsenz etwas relativiert. Dennoch haben manche Institute wie die Standard Chartered Bank andere geografische Schwerpunkte und eine weniger auffällige Präsenz in Europa. Die regionalen Schnittmengen wären in diesem Fall deutlich kleiner als bei einem nationalen Unternehmenszusammenschluss. Auch dies könnte zu einer Win-Win- Situation führen. Aus der Sicht der Betriebsräte wäre die grenzüberschreitende Transaktion mit geringer Schnittmenge wahrscheinlich das kleinere Übel gegenüber einer nationalen Fusion aus reinem Konsolidierungsmotiv. Der im Augenblick geplante Konzernumbau in den deutschen Instituten würde wahrscheinlich auch bei einer grenzüberschreitenden Übernahme zu einem großen Teil umgesetzt. Allerdings ließen sich Arbeitsplatzgarantien im Vorfeld eventuell gut verhandeln, und die Problematik wegfallender Arbeitsplätze wegen ihrer doppelten Besetzung, wie es bei einer nationalen Bankenfusion unvermeidbar wäre, würde entschärft. FAZIT Die Frage nach Strategien, die eine deutsche Großbank in die weltweite Champions League führen können, steht nach den gescheiterten Fusionsverhandlungen zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank weiter im Raum. Zum jetzigen Zeitpunkt hätte die Fusion die Probleme der Institute noch vergrößert. Die Treiber für den Erfolg liegen im ersten Schritt ohnehin in der selbstkritischen Analyse von Geschäftsprozessen, in der Modernisierung der IT sowie in der Schaffung agiler Managementstrukturen. Diese vom Management erkannten und inzwischen eingeleiteten Maßnahmen führen zu mehr Rentabilität, die Voraussetzung für den zweiten Schritt sein kann: die Suche nach einer Transaktion, die nicht verengt auf eine nationale Konsolidierung ausgerichtet ist, sondern grenzüberschreitend auf ein nachhaltiges Ertrags-/Wachstumsportfolio sowie einzigartige Netzwerkvorteile. Dabei sollte die Übernahme einer deutschen Großbank durch eine ausländische Wettbewerberin kein Tabu sein. Autor Dr. Frank Görgen ist als Professor im Studiengang Versicherungs- und Finanzwirtschaft mit dem speziellen Lehrgebiet Marketing / Vertrieb an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden tätig. 1 Baeza, R./Faeste, L./Lay, C. et al./The Boston Consulting Group: HSBC. Simplifying the Organization, vom 13. November 2017. 2 Porter, M.E.: Wettbewerbsvorteile, Campus 2014, S. 112. 3 Goedhardt, M./Koller, T./Wessels, D.: The six types of sucessful acquisitions, May 2017. 04 // 2020

Nachgewiesene Kompetenz: Zertifikatslehrgänge MARKT Bei allen Lehrgängen erhalten Sie nach Teilnahme an allen Modulen und Bestehen der Abschlussprüfung ein Zerti fikat. Wir freuen uns auf Ihr Kommen! Geldwäschebeauftragte/r (GWB) für Kreditinstitute 15. bis 18. Juni 2020 in Köln Datenschutzbeauftragte/r (DSB) für Kreditinstitute 8. bis 9. September 2020 in Köln Beauftragte/r für den Schutz von Kundenfinanzinstrumenten und -geldern 30. September bis 1. Oktober 2020 in Köln Basiswissen für Business Continuity Manager (BCM) in Kreditinstituten 27. bis 28. Oktober 2020 in Köln Informationssicherheitsbeauftragte/r (ISB) für Kreditinstitute 17. bis 20. November 2020 in Köln JETZT ANMELDEN! events@ bank-verlag.de Anmeldung und Information: per Fax: 0221-5490-315 | Tel.: 0221-5490-133 (Stefan Lödorf) | events@bank-verlag.de Bank-Verlag GmbH | www.bv-events.de 04 // 2020 13

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