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die bank 12 // 2015

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

Banking News

Banking News KREDITGESCHÄFT Nachfrage in allen Geschäftsfeldern ó Die Kreditangebotspolitik in Deutschland wurde im dritten Quartal 2015 insgesamt nur wenig verändert. So blieben im Firmenkundengeschäft die Kreditvergabestandards und die Margen für risikoreichere Engagements weitgehend unverändert. Anpassungsbedarf sahen die Institute lediglich bei den Margen für durchschnittlich riskante Ausleihungen, wie aus dem Bank Lending Survey der Bundesbank hervorgeht. Laut Bankangaben war hierfür vor allem der intensive Wettbewerb im Bereich der Mittelbereitstellung für Unternehmen ursächlich. Im Bereich der privaten Baufinanzierung kam es zu einer leichten Straffung der Vergaberichtlinien. Gleichzeitig verringerten die Banken ihre Margen für durchschnittlich riskante Bonitäten. Die Margen für risikoreichere Kredite wie auch die anderen erfragten Kreditbedingungen blieben dagegen weitgehend unverändert. Im Konsumentenkreditgeschäft kam es weder bei den Vergabestandards noch bei den Kreditbedingungen zu nennenswerten Anpassungen. Die Kreditnachfrage stieg gemäß den Angaben der deutschen Banken in allen erfragten Geschäftsfeldern abermals an. Positive Impulse gingen vor allem vom Mittelbedarf privater Haushalte für Wohnungsbauzwecke aus. Zudem legte die Nachfrage nach Konsumentenkrediten deutlich zu. GEEIGNETHEITSPRÜFUNG Der bürokratische Aufwand bleibt ó Ab 2017 müssen alle Telefongespräche zwischen Kunde und Bank aufgezeichnet werden. Zudem muss der Berater schriftlich erklären, warum das empfohlene Wertpapier für den einzelnen Kunden geeignet ist. Die „Geeignetheitsprüfung“, warum eine Aktie, ein Fonds oder ein Zertifikat zu dem Kunden passt, soll vor Abschluss des Wertpapiergeschäfts die erbrachte Beratung nennen sowie erläutern, wie sie auf die Präferenzen, Anlageziele und die sonstigen Merkmale des Kunden abgestimmt wurde. Dies sieht ein Referentenentwurf aus dem Bundesfinanzministerium zum Finanzmarktnovellierungsgesetz vor, das die EU-Vorgaben aus MiFID II in deutsches Recht umsetzt. Das im Jahr 2010 in Deutschland eingeführte Beratungsprotokoll entfällt, es wird in Verbindung mit der Geeignetheitsprüfung durch ein europaweit einheitliches Protokoll ersetzt. Nach Darstellung der BaFin hat MiFID II den Gedanken des Beratungsprotokolls aufgegriffen. Der Inhalt der Erklärung zur Geeignetheitsprüfung entspricht im Wesentlichen den Inhalten des Beratungsprotokolls und geht teilweise sogar darüber hinaus. Für die Banken, die organisatorisch viel ändern mussten, um die neuen Anforderungen zu erfüllen, ändert sich kaum etwas. Der bürokratische Aufwand bleibt. PRIVATANLEGERSTUDIE Frauen sind bessere Anleger ó Die „Pfeffersäcke“ können halt mit Geld umgehen… Die erfolgreichsten Anleger in Deutschland sind weiblich, 76 Jahre oder älter und wohnen in Hamburg. Aber auch die Hamburger Männer haben offenkundig Spürsinn für gute Anlagen, denn die Stadt an der Elbe hat auch im Gesamtvergleich der Bundesländer die Nase vorn. Mit einer Durchschnittsrendite von 6,3 Prozent bei der Wertpapieranlage liegen die Hanseaten mit deutlichem Abstand vor den Berlinern (5,8 Prozent), im Städteranking gewann Hamburg vor München. Die erfolgsärmsten Wertpapier-Anleger leben nach dieser Statistik in Dresden (Stadtwertung) bzw. Rheinland-Pfalz (Länderwertung). Die Ing-DiBa hat für ihre Privatanlegerstudie, die für diese Ergebnisse herangezogen wurde, die durchschnittliche Rendite nach Provision von fast 584.000 anonymisierten Wertpapierdepotkunden innerhalb von zwölf Monaten ausgewertet. Quer durch Deutschland hinweg erzielten generell die Privatanleger jenseits von 76 Jahren die höchste durchschnittliche Rendite, überraschend gefolgt von den Minderjährigen mit 5,8 Prozent. 18 diebank 12.2015

BANKENABGABE Banken zahlten nur teilweise ó Vom rechnerischen Jahresbeitrag der Deutschen Kreditinstitute zur Bankenabgabe in Höhe von rund 1,33 Mrd. € sind 2014 tatsächlich nur rund 516 Mio. € entrichtet worden. Wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke hervorgeht, hätten sogenannte systemrelevante Banken davon rund 1,2 Mrd. € einzahlen müssen. Wirklich überwiesen haben sie jedoch nur 399 Mio. €. Die deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben in voller Höhe gezahlt, ihre Beiträge lagen allerdings auch erheblich niedriger. Auch im Jahr 2013, als der rechnerische Beitrag zur Bankenabgabe 1,74 Mrd. € betragen hatte, wurden nur rund 521 Mio. € eingezahlt. Für 2012 wird das Verhältnis auf gezahlte 694 Mio. € von fälligen 1,95 Mrd. € beziffert. Der rechnerische Beitrag wird allerdings durch eine Zumutbarkeitsgrenze und Belastungsobergrenze gekappt. Alle Angaben entstammen dem Informationsdienst „heute im bundestag“ (hib). Die Belastungsobergrenze wurde nach Angaben der Regierung eingeführt, „da die Bankenabgabe eine Sonderabgabe ist, die sich an verfassungsrechtlichen Kriterien – insbesondere der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zur Verhältnismäßigkeit von Grundrechtseingriffen im Kontext der Erhebung von Sonderabgaben – auszurichten hat. Die Möglichkeit einer Nacherhebung gekappter Beiträge wurde daher auch zeitlich begrenzt.“ ERSTER GEBURTSTAG DES SSM Kleinbanken droht Überforderung ó Mit viel Lob, aber auch mit Kritik gratulierte Michael Kemmer zum einjährigen Bestehen des einheitlichen Aufsichtsmechanismus (SSM). Die Leistung der EZB, die vor einem Jahr vor einer Mammutaufgabe gestanden habe, verdiene höchsten Respekt und Anerkennung, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands. Die Zusammenarbeit zwischen der EZB und den Banken verlaufe professionell und arbeitsintensiv: Teilweise hätten die beaufsichtigten Banken täglich Kontakt mit ihrem Aufseher. Kemmer wünscht sich für die Zukunft allerdings etwas mehr Transparenz, beispielsweise bei der Geschäftsmodellanalyse. Die Banken erhielten zu wenig Information darüber, wie und mit wem sie verglichen werden, wo ihre Stärken oder Schwächen lägen. Gleichzeitig hätten Anzahl und Umfang der durch den SSM angeforderten Informationen, Reports und Daten deutlich zugenommen. Diese Informationen würden teilweise kurzfristig und ohne weitere Erläuterungen sowie in unterschiedlichsten Datenformaten eingefordert. Das stelle gerade die kleineren Banken vor Probleme. Kemmer: „Die nicht direkt von der EZB beaufsichtigten Institute dürfen nicht denselben hohen Anforderungen unterliegen wie eine international agierende Großbank, ansonsten droht eine Überforderung.“ Er sei aber sicher, dass diese „Anlaufprobleme“ im Lauf der Zeit behoben würden. AKTUELLER TME-MARKTBERICHT GEHT VON KONSOLIDIERUNG AB 2017 AUS „In fünf Jahren ist der Kuchen im Digital Banking vollständig verteilt“ ó Aufholjagd in Sachen Digital Banking: Verspätet, aber gerade noch rechtzeitig hätten die Banken hierzulande erkannt, dass digitales Banking mehr als eine lukrative Nische sei, sagt Stephan Paxmann vom TME Institut in einer Marktanalyse. Demnach besitzen mehr als 45,6 Mio. Deutsche ein Smartphone, rund die Hälfte davon nutzt bereits Mobile Banking. Parallel dazu werden immer mehr Digital-Banking-Lösungen angeboten: Die Zahl der Geschäftsmodelle stieg innerhalb eines halben Jahrs auf das Doppelte. Weltweit gebe es mehr als 800 digitale Finanzdienste, die für den Endverbraucher relevant seien, sagt der Autor des „die bank“-Buchs „Factbook 2015 – Innovative Geschäftsmodelle im Banking“ (Bank- Verlag, Köln). Dieses enorme Wachstum habe die Finanzwelt aufgerüttelt, ergänzt Co-Autor Stefan Roßbach. Die Geldhäuser arbeiteten nun mit Hochdruck an eigenen digitalen Geschäftsmodellen. Da werden Mobile-First-Strategien ins Leben gerufen und zu zentralen Handlungsfeldern auf Vorstandsebene erklärt. Die Umsetzung lässt man sich etwas kosten. Allein die Deutsche Bank wolle 1 Mrd. € für die Digitalisierung ausgeben, weiß Roßbach. Die Commerzbank punktet mit dem MainIncubator und einem Wagniskapi- talfonds für Finanz-Start-ups. Da sich nutzerorientierte Banking- Apps nicht aus dem Boden stampfen lassen, gingen viele Banken strategische Kooperationen mit FinTechs ein. Diese profitieren wiederum vom soliden Kundenstamm und dem Vertrauensvorsprung, den die Banken bei den Verbrauchern genießen. Aktuell rangieren laut TME Allianzen mit Mobile-Payment-Anbietern an der Spitze. Die DKB bietet ihren Kunden zum Beispiel eine Verknüpfung mit ihrem PayPal-Konto, die Abwicklung von Zahlungsaufträgen via Sofortüberweisung und P2P-Payments via Cringle an. Die Commerzbank, UBS, DZ Bank und HVB setzen unter anderem auf aufsteckbare Lesegeräte, um Kartenzahlungen via Smartphone zu ermöglichen. Auf Platz zwei stehen Kooperationen, die für Bankkunden das Online Banking vereinfachen, wie Video-Identifikationsprogramme oder digitale Rechnungsscans. Langfristig werden sich aber nur die digitalen Geschäftsmodelle durchsetzen, die für den User mehr als einen Zusatznutzen stiften, so die TME-Analyse. Ab 2017 werde sich der Markt konsolidieren. „In spätestens fünf Jahren ist der Kuchen im Digital Banking vollständig verteilt“, schätzt Paxmann. 12.2015 diebank 19

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