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die bank 11 // 2016

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó BETRIEBSWIRTSCHAFT

ó BETRIEBSWIRTSCHAFT ¾¾ ÜBERBLICK ÜBER DIE BEWERTUNGSSYSTEMATIK ” 1 Festlegung Stakeholder Festlegung Haupttreiber Festlegung Stakeholder- Bedeutung Festlegung Relevanz der Haupttreiber je Stakeholder Initiale Parametrisierung und regelmäßiges Update Bewertung RepRisk-Ereignis nach Haupttreiber Regelmäßige bzw. anlassbezogene Bewertung von RepRisk-Ereignissen Bewertung RepRisk-Ereignis Workshop mit Stakeholder- Verantwortlichen, Durchführung im Risikocontrolling, etc. Risikocontrolling Automatische Berechnung 38 diebank 11.2016

BETRIEBSWIRTSCHAFT ó Reputationsrisiken richtig einschätzen EFFIZIENZ UND REGULATORISCHE ANFORDERUNGEN Reputationsrisiken in Banken sind vielschichtig. Bislang gibt es keine marktüblichen, einheitlichen Verfahren zur qualitativen Bewertung. Wesentlicher Bestandteil von Bewertungsmethoden können Kategorien von Risikotreibern sein, welche einzelne Stakeholder in unterschiedlichem Ausmaß betreffen. Die vorgestellte flexible Methode kann die Ausgangsbasis für die Entwicklung bankspezifischer, qualitativer Bewertungsverfahren für Reputationsrisiken darstellen. Thomas Kaiser | Anja Hirt-Schlotmann | Friedemann Kühn Keywords: Regulierung, Risikomanagement, Risikobewertung Die (qualitative) Bewertung von Reputationsrisiken (RepRisk) gewinnt – teilweise getrieben durch steigende regulatorische Anforderungen – an Bedeutung. Reputationsrisiken können sowohl von ihrer Ursache her als auch in ihrer Wirkung sehr unterschiedlich ausgeprägt sein – von fehlgeleiteten Werbekampagnen über Geschäfte mit umstrittenen Produkten oder Kunden bis hin zu den Betrugsskandalen, welche zurzeit immer noch die Bankenwelt erschüttern. Im Gegensatz zu operationellen Risiken, die oft, aber nicht immer Auslöser für Reputationsrisiken sind, gibt es bislang keinen branchenweit einheitlichen Standard zur Klassifikation und (qualitativen) Bewertung. Da sowohl Präventionsmaßnahmen als auch das Krisenmanagement kostspielig sind, ist eine Materialitätseinschätzung tatsächlicher oder potenzieller RepRisk-Ereignisse aus Effizienzgründen neben der Einhaltung regulatorischer Anforderungen erforderlich. Haupttreiber – Methodik Eine Besonderheit bei der Einschätzung von RepRisk besteht in der hohen Bedeutung von Stakeholdern (Kunden, Mitarbeiter, Aufsichtsbehörden, Eigentümer etc.), welche den gleichen Sachverhalt vielfach sehr unterschiedlich bewerten. Einzelnen Stakeholdern kann je nach Geschäftsschwerpunkt, Rechtsform und weiteren Spezifika eine bankspezifische Bedeutung zugeordnet werden. In der Literatur werden seit einiger Zeit verschiedene Dimensionen bzw. Haupttreiber der Reputation diskutiert wie beispielsweise Kernkompetenz, Verantwortlichkeit, Vertrauen / Integrität etc. Diese Kategorien wurden typischerweise jedoch nicht aus einer Risiko(controlling)sicht erarbeitet und sollten daher für diese Zwecke angepasst werden. Die genaue Auswahl der Haupttreiber kann unternehmensspezifisch sein (und beispielsweise aus dem Unternehmensleitbild abgeleitet werden). Die Kombination verschiedener Haupttreiber (wie Kernkompetenz, Vertrauen / Integrität) determiniert die Relevanz von tatsächlichen oder hypothetischen Rep- Risk-Ereignissen. So wird typischerweise ein Ereignis, bei dem die Kernkompetenz einer Bank in Frage gestellt wird, in Verbindung mit mutmaßlichem Managementversagen (also die Bank als „Täter“) zu erheblich heftigeren Reaktionen bei einzelnen Stakeholdern führen als Störungen in weniger kritischen Bereichen aufgrund äußerer Einflüsse (bspw. Geschäftsunterbrechung durch Naturgefahren, etwa Hochwasser), bei denen die Bank eher als „Opfer“ gesehen wird. Die Wahrnehmung einer Bank durch die jeweils relevanten Stakeholder wird von den einzelnen Haupttreibern in unterschiedlichem Maß beeinflusst; konkrete RepRisk-Ereignisse wirken sich wiederum auf die Haupttreiber in unterschiedlicher Ausprägung aus und somit auf eine veränderte Wahrnehmung der Stakeholder bzw. auf die Höhe des Reputationsverlusts. Je mehr ein Haupttreiber durch ein Ereignis betroffen ist, desto höher wird auch der Reputationsverlust seitens der Stakeholder sein, für die dieser Haupttreiber ein maßgeblicher Faktor ist. Eine qualitative Bewertung von RepRisk-Ereignissen kann daher in einem zweistufigen Verfahren vorgenommen werden. Zunächst ist die Relevanz der Haupttreiber je Stakeholder festzulegen (Parametrisierung z. B. durch eine Hoch-/ Mittel-/ Niedrig-Skala). Einzelne tatsächlich eingetretene oder hypothetische RepRisk-Ereignisse können anschließend bezüglich der Stärke der einzelnen Haupttreiber eingewertet werden (die Verwendung einer zur Relevanzbewertung analogen Skala bietet sich an) ” 1. Aus der Kombination der beiden Bewertungen ergibt sich die Gesamtbewertung. Das Verfahren wird später noch in zwei Beispielen illustriert. 11.2016 diebank 39

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