Aufrufe
vor 1 Jahr

die bank 10 // 2022

  • Text
  • Esg
  • Risikomanagement
  • Marisk
  • Kryptowährung
  • Krypto
  • Zinsen
  • Unternehmen
  • Banken
  • Finance
  • Token
  • Bankverlag
  • Bitcoin
die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT WIE DIE ZINSWENDE

MARKT WIE DIE ZINSWENDE DIE BANKEN BEWEGT WIE VON NULL AUF HUNDERT Corona-Pandemie, Jahrhundertflut, Ukraine-Krieg, Energiekrise, Rekordinflation und das Ende der Minuszins-Ära: Selten waren die Zeiten so stürmisch für Deutschlands Banken und ihre Kunden. Was bedeutet die jäh gestraffte Geldpolitik für die Finanzbranche und die Wirtschaft? 8 10 | 2022

MARKT So spannend wie in diesem Jahr waren die Sitzungen der Europäischen Zentralbank schon lange nicht mehr. Man musste zwar kein Hellseher sein, um wie das Nachrichtenportal Business Insider schon einen Tag vor der jüngsten Sitzung zu titeln: „Morgen erhöht die Europäische Zentralbank die Leitzinsen“. Keineswegs ausgemacht war jedoch, ob die Währungshüter tatsächlich wie erwartet am 27. Oktober den Hauptrefinanzierungssatz noch einmal um 0,75 Prozentpunkte anheben würden. Schließlich hatte EZB-Chefin Christine Lagarde schon bei der Sitzung im September klargestellt, dass solch eine ungewöhnlich starke Anhebung keineswegs die Norm sei. Auch die letzte EZB-Sitzung des Jahres im Dezember dürfte deshalb mit Spannung erwartet werden, zumal Lagarde wegen der hohen Energie- und Rohstoffpreise keine Entspannung bei der Inflation erwartet und mit einem nachlassenden Wirtschaftswachstum rechnet. Sollte ein weiterer XXL-Zinsschritt folgen, wären der Hauptrefinanzierungssatz seit Juli 2022 von 0 auf 2,75 Prozent und der Einlagenzins von minus 0,5 auf 2,25 Prozent gesprungen. Kein Zweifel: Die Zeit des billigen Geldes ist vorbei, seit die Energiekrise nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 die Preise im Rekordtempo auf den höchsten Stand seit 70 Jahren klettern ließ und und die Inflation erstmals seit Jahrzehnten die Marke von 10 Prozent überschritt. Banken sind in ihren Prognosen uneinig Wie sich die Zinsen künftig entwickeln, darüber gehen die Prognosen bei den Banken auseinander. Einig ist man sich jedoch: Sie steigen weiter. Die Volkswirte der Commerzbank etwa rechnen damit (Stand Mitte Oktober), dass die EZB den Einlagenzins im kommenden Jahr auf 3,0 Prozent anheben wird, während die Hypo- Vereinsbank nur von 2,25 Prozent ausgeht und beim Leitzins von 2,75 Prozent. Auch für Mirko Sedlacek, Bereichsleiter für Konzernentwicklung und Volkswirtschaft bei der KfW, steht fest, dass die EZB an ihrem Kurs festhalten muss. „Die Inflation im Euro- Raum bewegt sich derzeit im zweistelligen Bereich, und auch wenn im Laufe von 2023 eine Trendumkehr zu erwarten ist, wird die Teuerungsrate wohl noch längerfristig ü ber dem EZB-Zielwert von 2,0 Prozent notieren.“ Hinzu komme die Sorge vor einer Lohn-Preis-Spirale, und so sei davon auszugehen, dass die EZB an ihrer im Juli begonnenen Normalisierung der Geldpolitik zunächst festhalte und noch weitere Zinsschritte folgen lasse. „Fü r Mitte 2023 rechnen wir daher mit einem Einlagensatz in Hö he von etwa 2,5 Prozent.“ Was bedeutet das Ende der Minuszinsära für Banken und FinTechs sowie für deren Kunden, seien es Sparer, Bauherren oder Unternehmer? Steigende Bauzinsen schwächen wichtige Ertragsquelle der Banken Für Privatkunden wie Unternehmen in der Eurozone wird es zunehmend schwierig, an Kredite zu kommen. Die Banken hätten ihre Kreditstandards für Haushalte und Firmen „deutlich verschärft“, berichtete die EZB Ende Oktober 2022 bei der Vorlage ihrer vierteljährlichen Umfrage zum Kreditgeschäft. Das gelte für Firmen-, Wohnungsbau- und Konsumentenkredite gleichermaßen. Und wer Geld braucht und bekommt, muss mehr zahlen. Deutlich verschlechtert haben sich die Finanzierungsbedingungen für Bauherren. Im Oktober 2022 stiegen die Bauzinsen für Kredite mit zehnjähriger Zinsbindung laut FMH Finanzberatung auf 4,0 Prozent und damit den höchsten Stand seit 2011. Allein seit Jahresbeginn vervierfachten sich die Konditionen. 10 | 2022 9

die bank