MARKT mit Aktien basierende gesetzliche Altersvorsorge, und – unser Thema – die Anlage des Kapitalstocks in Aktien ist vielen Stiftungen und Kirchengemeinden verwehrt oder bestenfalls in homöopathischen Größenordnungen gestattet. Grund hierfür ist das oft beschworene „hohe Risiko“ der Aktienanlage. Dieses Risiko ist vergleichbar dem Ungeheuer von Loch Ness: Alle reden davon, viele wollen es gesehen haben, aber wenn man einmal in den schottischen See (bzw. in die internationalen Statistiken) eintauchen würde, wäre es nicht auffindbar. Also: Was hat es mit der Aktienanlage und ihrem „hohen Risiko“ wirklich auf sich? Eine Aktie verbrieft einen Teil eines Unternehmens. Der Aktionär ist als Eigenkapitalgeber des Unternehmens an dessen Gewinn be- teiligt, trägt aber auch das Risiko eines Verlusts anteilig mit. Eine einzelne Aktie kann also in einem einzelnen Jahr durchaus drastisch an Wert verlieren (oder gewinnen). Insofern ist die Anlage in Einzelaktien kurzfristig riskant. Also doch ungeeignet für Stiftungen und Kirchengemeinden? Weit gefehlt! Worauf es gerade bei Stiftungen und Kirchengemeinden (aber auch in der Altersvorsorge) ankommt, ist nicht die Rendite einer einzelnen Aktie auf kurze Frist. Worauf es ankommt, ist die Rendite eines breit gestreuten Aktienportfolios auf lange Frist – über alle Höhen und Tiefen der Kapitalmarktentwicklung hinweg. Und da sieht es ganz anders aus mit dem angeblich so hohen Risiko der Aktienanlage. Ein breit gestreutes Aktienportfolio eliminiert durch den Diversifikationseffekt das spezifische Risiko einer einzelnen Aktie praktisch vollständig und erzielt langfristig eine durchschnittliche jährliche Rendite von 7 bis 9 Prozent. Diese Rendite tritt jedoch nicht jedes Jahr ein, sondern im langfristigen Mittel, während kurzfristig – im Zeitraum weniger Jahre – durchaus deutlich höhere Renditen, aber auch vorübergehende Verluste auf der Gesamtmarktebene möglich sind. Das Deutsche Aktieninstitut hat diesen Zusammenhang mit seinen Renditedreiecken anhand des DAX grafisch veranschaulicht. 2 Für eine Ewigkeitsstiftung ist das Dreieck für die Einmalanlage relevant. In den einzelnen Feldern des Renditedreiecks findet sich die durchschnittliche jährliche Rendite für alle Anlagezeiträume in den vergangenen 50 Jahren. Während in der kurzen Frist deutliche 20 10 | 2022
MARKT 1 | Renditevorsprung von Aktien gegenüber Staatsanleihen Reale Aktienrenditen und Aktienrisikoprämien von 1900 bis 2010 in Prozent Land Durchschnittliche Jahresrendite (geom. Mittel) Schlechteste Jahresrendite Schlechtestes Jahr Beste Jahresrendite Bestes Jahr Mehrrendite der Aktienanlage (Aktienrisikoprämie) Australien 7,4 -42,5 2008 51,5 1983 5,9 Belgien 2,5 -57,1 2008 109,5 1940 2,6 Dänemark 5,1 -49,2 2008 107,8 1983 2 Deutschland 3,1 -90,8 1948 154,6 1949 5,4 Finnland 5,4 -60,8 1918 161,7 1999 5,6 Frankreich 3,1 -42,7 2008 66,1 1954 3,2 Großbritannien 5,3 -57,1 1974 96,7 1975 3,9 Irland 3,8 -65,4 2008 68,4 1977 2,9 Italien 2 -72,9 1945 120,7 1946 3,7 Japan 3,8 -85,5 1946 121,1 1952 5 Kanada 5,9 -33,8 2008 55,2 1933 3,7 Neuseeland 5,8 -54,7 1987 105,3 1983 3,8 Niederlande 5 -50,4 2008 101,6 1940 3,5 Norwegen 4,2 -53,6 2008 166,9 1979 2,5 Schweden 6,3 -43,6 1918 89,8 1905 3,8 Ausschläge nach oben wie nach unten zu erkennen sind, werden die Durchschnittsrenditen immer gleichmäßiger, je länger der Anlagehorizont wird, weil die kurzfristigen Schwankungen sich gegenseitig ausgleichen – und was übrigbleibt, ist eine hohe Durchschnittsrendite. Eine breit gestreute Aktienanlage erbringt langfristig relativ stetige und attraktive Renditen. Das Entscheidende: Diese Renditen – und dies „entschädigt“ die Anleger für kurzfristige Schwankungen – liegen deutlich höher als bei festverzinslichen Wertpapieren. Über längere Zeiträume hinweg ermöglicht die Aktie mit dieser Rendite einen realen Vermögensaufbau – im Gegensatz zu festverzinslichen Wertpapieren. Schweiz 4,2 -37,8 1974 59,4 1922 2,1 Spanien 3,6 -43,3 1977 99,4 1986 2,3 Südafrika 7,3 -52,2 1920 102,9 1933 5,5 USA 6,3 -37,6 1931 56,3 1933 4,4 Europa 4,8 -46,6 2008 76 1933 3,9 Welt ex-USA 5 -43,3 2008 79,3 1933 3,8 Welt 5,5 -40,4 2008 69,9 1933 3,8 Quelle: Deutsches Aktieninstitut nach Dimson/March/Stauton (2011). 10 | 2022 21
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