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die bank 10 // 2022

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT

MARKT die bank: Wie wirken sich die deutlich gestiegenen Zinsen im Tagesgeschäft aus? Englert: Wir haben einen hohen Auftragsbestand. Wegen der Lieferkettenengpässe halten wir größere Lagerbestände als gewöhnlich vor, um lieferfähig zu sein. Der Wert des Lagers ist bis zu 50 Prozent gestiegen. Bei einem Einlagenzins der EZB von 0,5 Prozent und Geldmarktdarlehen zu 0,5 bis 1,0 Prozent haute das nicht ins Kontor. Und wegen der Strafzinsen hat man sein Geld schlimmstenfalls ins Lager gesteckt. Jetzt liegt der Jahreszins aber plötzlich bei 3,5 bis 4,0 Prozent trotz bester Bonität. Deshalb müssen wir zusehen, dass die Lager leer werden. Das gebundene Kapital bekommt wieder einen Preis. die bank: Wie reagieren Ihre Kunden? Englert: Seit Anstieg der Zinsen sind Skonto und Zahlungsziele, die zuvor keine große Rolle spielten, plötzlich wieder sehr relevant. Große Key Accounts, etwa aus den USA, wo die Zinsen noch höher sind, verhandeln schon über Zahlungsziele von 180 Tagen. die bank: Die Energiekrise sowie die Furcht vor einer Rezession wirken sich bereits spürbar auf den Zugang mittelständischer Unternehmen zu Bankkrediten aus. 27,9 Prozent der vom Ifo-Institut und der KfW befragten Mittelständler, die sich in Kreditverhandlungen befanden, stuften das Verhalten der Banken im dritten Quartal 2022 als restriktiv ein. Das ist ein Zuwachs um 7,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorquartal. Wie sieht es bei Lauda aus? Englert: Man spürt schon, dass die Banken vorsichtiger werden. Aber wir haben bei uns keine Kreditklemme. Und die Gespräche finden immer noch in sehr angenehmer Atmosphäre statt. Wir haben aber schon recht früh begonnen, die Sicherheiten für unsere Immobilien neu zu bewerten. Denn die Preise sind ja deutlich gestiegen, und ich denke, dass sie auch hoch bleiben. Diese Maßnahmen brauchen Zeit, aber so sind wir vorbereitet für Banken-Gespräche. Wir haben zudem schon Anfang des Jahres unsere Kreditlinien deutlich aufgestockt. So haben wir uns rechtzeitig genügend Beinfreiheit gesichert. Positiv ist natürlich, dass die Banken die Verwahrentgelte abgeschafft haben. die bank: Herr Englert, vielen Dank für das Gespräch. 14 10 | 2022

MARKT FINANZIERUNG ERHEBLICH VERTEUERT „Die Zinswende kommt unmittelbar bei uns an“ Banken haben bereits den Zugang zu Krediten für kleine und mittlere Unternehmen im dritten Quartal 2022 als Reaktion auf Energiekrise und Furcht vor einer Rezession deutlich verschärft. Wilm Papke, Geschäftsführer der Eisenwerk Brühl GmbH, über Investieren in Zeiten steigender Zinsen. die bank: Herr Papke, was bereitet Ihnen im Unternehmen aktuell die größten Sorgen? Wilm Papke: Als Eisenwerk sind wir Großverbraucher von Strom und Gas. Die drastisch gestiegenen Energiepreise fallen entsprechend stark ins Gewicht. Wir kaufen aber konservativ ein und hatten den Bedarf dieses Jahres schon 2021 eingekauft. Den Bedarf für 2023 haben wir bereits in der ersten Jahreshälfte noch vergleichsweise günstig gedeckt. Außerdem ist es uns gelungen, rechtzeitig die Preise anzupassen. Im nächsten Jahr rechnen wir aber mit deutlich höheren Belastungen, zumal meiner Meinung nach gar nicht transparent ist, wieviel Gas im kommenden Jahr überhaupt zur Verfügung stehen wird. Wir rechnen mit größerem Mangel als in diesem Winter. Die Bundesnetzagentur wird dann voraussichtlich Betriebe zeitweise von der Belieferung ausschließen. Für uns wäre die Folge Kurzarbeit. Nach zehnjähriger Nullzinsphase müssen Sie auch bei der Finanzierung umdenken. Über die übliche Zinsregelung von Euribor plus Marge der Bank kommt die Zinswende unmittelbar bei uns an. Sie verteuert die Finanzierung ganz erheblich. Das kommt einer Verdoppelung gleich. Wir haben uns gezielt nicht hoch verschuldet. die bank: Wie laufen die Bank-Gespräche, wenn Sie aktuell Geld für Investitionen brauchen? Papke: Wir stellen aktuell keine Investitionen zurück. Als Folge geänderter Umweltauflagen investieren wir in die Energieeffizienz. Außerdem wollen wir einige Geschäftsfelder erweitern, um uns für die mittlere Zukunft zu rüsten. Unsere Banken reagieren in den Gesprächen über neue Kredite höchst unterschiedlich. Wir haben jüngst einen neuen Bankpartner gewinnen können. Dieser hat unser Geschäftsmodell sofort verstanden und als tragfähig eingestuft. Ein anderes Institut hingegen, bei dem wir schon lange Kunde sind, hält sich aus strategischen Erwägungen und wegen der Portfoliosteuerung bei der Finanzierung von neuen Investitionen deutlich zurück. Solange die bestehenden Kreditlinien noch zur Verfügung stehen, nutzen wir diese jetzt aber noch aus. die bank: Herr Papke, vielen Dank für das Gespräch. 10 | 2022 15

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